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CATT 15.05.2022 Weingut Dr. Frey / Kanzem

CATT beim Singer-Songwriter-Festival in Kanzem, 15.5.2022

Das Singer-Songwriter-Festival an Mosel und Saar findet auch im Jahr 2022 wieder statt und diesmal hat Veranstalter Christof Kramp gleich sechs Konzerte auf zwei Weingütern geplant. In dieser Kombination ist es jedenfalls ein wundervolles Konzept, das gleich zwei Stärken miteinander vereint: Christofs glückliche Hand bei der Auswahl geeigneter Künstler*innen für ein solches Unterfangen und die Mitarbeit traditioneller Weingüter, die sich gerne dem Einklang kultureller Genüsse (Wein und Musik) hingeben.

Das erste Wochenende fand auf dem Weingut Dr. Frey in Kanzem statt. Hoch über der Saar zwischen Saarburg und Konz, mit einem malerischen Blick über diese fantastische Landschaft. Drei Künstlerinnen sollten hier antreten. Am Freitag war es die kanadische Songwriterin Ann Vriend, die schon mehrfach in der Region Trier sehr erfolgreich unterwegs war. Ich denke da an die schönen Konzerte im Piranha in Trier, der kultigen Garagenkneipe, die leider inzwischen das Zeitliche gesegnet hat. Samstags sollte die Musikerin Cäthe ein Konzert geben, das aber leider aufgrund ihrer Corona-Erkrankung erst am 7. Oktober stattfinden kann, dann allerdings indoor im Bürgerhaus Wiltingen.

Gestern Abend eroberte die junge Sängerin CATT mit ihrer Band die Bühne im Sturm. Kurz nach 19 Uhr ging es bei herrlichem Wetter los. Sonnig und warm lud das Ambiente zu einem lauschigen Zusammensein ein. Es gab Flammkuchen und (natürlich) Wein. Eine zugleich imposante und doch recht kuschelige Bühne war aufgebaut. Viele der fast 100 Zuschauer blieben allerdings zunächst an den Stehtischen und auf den Bierbänken im hinteren Bereich, wurden aber bald von der hervorragenden Musik nach vorne gelockt.

CATT heißt eigentlich Catharina Schorling und wuchs in einem kleinen Dorf im niedersächsischen Wendland auf. Sie spielt seit ihrer Kindheit Klavier und Posaune. Zudem brachte sie sich später noch das Trompetenspiel bei. Mit diesen Kenntnissen als Sängerin und Multiinstrumentalistin kann sie locker ein Konzert allein gestalten (was sie bei ihrem ersten Auftritt hier im Jahr 2021 auch tat). Jetzt aber war sie mit Band angereist – will heißen: einem Gitarristen, der wahlweise auch Bass oder Geige spielte, und einem Drummer.

Es gab einen zweistündigen Set mit einer kurzen Pause und CATT zeigte alle Facetten ihres vielseitigen Könnens. Es war absolut beeindruckend, wenn sie an der in ihr Keyboard integrierten Loop-Station ganze Songs mit ihrer Stimme und ihren Instrumente einspielte und so eine riesige Soundkulisse aufbaute. So erzeugte sie wundervolle vokale Lautmalereien, brachte sich selbst in die Mehrstimmigkeit bis hin zu großen Chorpassagen, spielte sehr emotionale Melodielinien auf der Trompete und untermalte diese gleichzeitig mit Pianostücken sowie der Posaune. CATT trat barfuß auf – und das war auch kein Wunder: es ist unglaublich, wie viele Pedale und Hebel sie zu bewegen hatte. Da braucht man quasi vier Hände (und Füße), um das zu gewährleisten.

CATT stellte ihr aktuelles Album „Why, Why“ vor, das zugleich ihr Debüt ist und sehr ungünstig mitten in der Corona.Zeit 2020 erschien. Um so größer ist die sichtbare Freude, die Songs nun endlich auch live präsentieren zu können. Als Pendant zum Album erschien inzwischen auch eine Acoustic EP mit dem Titel „Why, Why“ und selbst die ältere EP „Moon“ aus dem Jahr 2019 war noch am Merchandise erhältlich.

Allein am Piano gab es Songs wie „Curve A Line“. Auch da konnte CATT absolut bestehen und man hätte locker den ganzen Abend ihrem Klavierspiel zugehört. Neben den Loop-Einlagen boten die drei Musiker*innen bisweilen einen satten Bandsound mit Bass, Keyboard und Drums. So war für jeden Geschmack von leise bis laut das Passende geboten.

Da CATT vergessen hatte, dem Publikum ihren „letzten Song“ anzusagen, folgte der Titel „Moon“ nicht wie geplant als Zugabe, sondern im regulären Set. Es ist ihr erstes selbst geschriebenes Stück und ihre erste Veröffentlichung, die den Abend beenden sollte. Noch immer war es lauschig schön auf den Höhen des Saargau und keiner wollte nach Hause. Also gab es verdiente Standing Ovations für die Sängerin, der zunächst keine Zugabe einfiel. Eine männliche Stimme aus dem Publikum wünschte sich „A Case Of You“ von Joni Mitchell, was CATT auch prompt eine gute Idee fand. Zur Sicherheit musste sie sich das Handy eines Zuschauers aus der ersten Reihe ausleihen, um den Text von Strophe 2 abzusichern. Und dann legte CATT eine geniale verträumte Version des Songs vor, der man die Improvisation in keinster Weise anhörte. Nochmalige Ovationen waren die verdiente Folge.

CATT ist eine Vollblutmusikerin und als Multiinstrumentalistin und Sängerin fast unschlagbar. Was für ein Talent! Man kann nur hoffen, dass sie auch in den nächsten Jahren den Weg in die Region findet und dann vielleicht sogar die Stadthalle in Saarburg oder das Open-Air-Gelände an der alten Kaserne füllt. Diese Show sollte kein Musikfreund verpassen!

+++ Das weitere Festivalprogramm! +++

Am nächsten Wochenende geht es nun an die Mosel zum Weingut Karl Sonntag in Nittel. Auch dort erwartet die Songwriter-Fangemeinde ein sehr gutes Line-up:

Den Anfang macht am 20. Mai Ina „PAULE“ Klink, die man vor allem aus dem Fernsehen kennt. PAULE ist ein Wirbelwind mit vielen Talenten. Eines dieser Talente ist die Schauspielerei und fast 20 Jahren spielte sie Alex Holtkamp in der TV-Reihe „Wilsberg“ an der Seite von Leonard Lansink, Rita Russek und Oliver Korritke. Aber auch die Musik hatte schon immer einen festen Platz in Paules Herzen. Mit ihrem aktuellen Album „wunderschön unperfekt“ präsentiert Paule, nach Ihrem selbst betitelten Debüt, bereits ihr zweites Album.

Fotocredit: Lula C. Jackson / Michael O’Ryan

Am 21. Mai gibt es Felix Meyer und Juli Gilde.

Juli Gilde ist 19 Jahre jung, doch durch die unbeschwerte Leichtigkeit ihrer Songs schimmert eine erwachsene und oft melancholische Reife, die von Dota Kehr oder Judith Holofernes stammen könnte. Dieser Kontrast macht die Musik der Singer-Songwriterin aus. Juli Gilde schreibt ihren ersten Song im Alter von 9 Jahren für die Hochzeit einer Verwandten. Mit 15 bewirbt sie sich bei der ZDF Show „Dein Song“ und schafft es ins Finale. Zwei Jahre später wird sie Preisträgerin des “Treffens der jungen Musikszene” der Berliner Festspiele. Und beginnt im Jahr 2020 die Arbeit an ihrer Debüt-EP, zusammen mit dem langjährigen TV Noir Tonmann Simon Gordeev als Produzent.

Auf der Straße spielt er schon seit geraumer Zeit nicht mehr, aber ein bisschen Straße ist immer noch in der Musik von Felix Meyer zu hören. Mit seinem Trio bewegt er sich zwischen Chanson und Folk. Dazu gesellt sich neuerdings auch eine gehörige Portion Pop. Seine gesellschaftskritischen Gedanken kommen gefälliger, aber nicht reduzierter daher. Der Sänger und Autor appelliert an das Gefühl, und gleichzeitig fordert er von allen mehr Mut. Doch statt vordergründig zu agitieren, findet Felix Meyer für seine Gedanken poetische Bilder, die er mal melancholisch, mal aufrüttelnd ins Mikrofon singt. Ihn begleiten die Multiinstrumentalisten Erik Manouz und Johannes Bigge.

Fotocredit: Jens Wazel

Den Abschluss am 22. Mai machen Pauls Jets und Oimara.

OIMARA ist „der bunte Hund vom Tegernsee“. Im März 2021 erschien das zweiten Album „A Quantum Prost“ zur gleichnamigen Tour. Direkt von der Alm am Tegernsee, wo er aufgewachsen ist, ist Bayerns lässigster Songwriter und Musikkabarettist vor einigen Jahren herabgestiegen und haut dem Publikum seitdem mit seinem schrägen Charme eine derart vogelwilde Show mit Impro-Einlagen und Stompbox-Beat um die Ohren, dass zwischen dem Tegernseer Tal und dem Hamburger Hafen kein Auge trocken bleibt. Ein Stenz vom Berg, wie der Oimara einer ist, schert sich nichts um Konventionen und Genres, und auf der Alm muss man eh immer alles können. Deshalb mixt der gelernte Koch munter drauflos: relaxte Gitarrensounds im Stil von John Mayer treffen auf fast schon valentineske Wortspiele und eine Verschmitztheit, die an eine jugendliche und extrem coole Version von Fredl Fesl denken lässt. Das Ganze selbstverständlich mehrsprachig – auf Bayrisch und Hochdeutsch – und mit einer Stimme, in der eine Extraportion Blues und Soul steckt!

Fotocredit: Severin Schweiger

PAULS JETS (auch die Jets genannt) tauchen relativ plötzlich im zweiten Drittel der 2010er Jahre in Wien auf. Bald schon ist der seltsame Sound der Band, die irgendwie nicht so richtig produziert klingt, eine kleine neue Größe in der österreichischen Musiklandschaft. FM4 spielt Songs wie „Diese Villa ist verlassen“ und „Üben üben üben“, die Jets treten mit dem Song „Ich komme in den Park“ in der bekannten Fernsehshow „Willkommen Österreich“ auf. Doch was wollen die Jets eigentlich? But why? Das 2019 erschienene Album „Alle Songs bisher“ gibt darauf zwar keine richtige Antwort, legt aber mit 16 Tracks ein Plädoyer gegen die Kleinkariertheit des Indie-Pops hin, oder wirft es hin, eher. Dada trifft auf Pathos, Ansagen wie „Wo stehst du mit deiner Kunst , Baby“ auf Pop Perlen wie das Slacker-Liebeslied „22703“. Schön, dass das Debut vom Musikexpress die seltene Höchstwertung von 6/6 erhält und in die österreichischen Albumcharts einsteigt. Es sind weniger die Inhalte als die Kontraste, die die Band kreiert; da sind Popsongs, die den Pop bedienen als auch unterwandern wollen… Das zweite Album „Highlights zum Einschlafen“ (2020) zeichnet mit Titeln wie „Blizzard“ oder „Die dunklen Prinzessinnen der Nacht“ ein etwas düstereres Bild, das gar nicht so schlecht zur ebenso wenig hoffnungsvollen Coronazeit und dem damit verbundenen Rückzug ins Private passt.

Weitere Infos und Tickets findet ihr unter STATION K.

CATT -
CATT –
  • Audio-CD – Hörbuch
  • 19.11.2020 (Veröffentlichungsdatum) – Listenrecords (Broken Silence) (Herausgeber)

Letzte Aktualisierung am 26.07.2024 um 21:53 Uhr / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Bezahlte ANZEIGE