Am heutigen Abend erwartet uns im Kölner Gloria Theater ein Konzert der etwas anderen Art. The Axis Of Awesome sind in dem wunderschönen ehemaligen Kino an der Apostelnstraße zu Gast und beschließen hier ihre aktuelle Deutschland-Tour. Bekannt ist das Trio aus Sydney vor allem als Comedy-Rock-Band und hat in den bisherigen acht Jahren seines Bestehens schon fünf Alben veröffentlicht, Konzerte und Festivals auf der ganzen Welt gespielt und so manchen Award abgestaubt. Kein Wunder, dass sich mit Bernhard Hoëcker auch ein heimischer Komiker-Kollege unter den Gästen findet. Laut Aushang gibt es noch Restkarten an der Abendkasse, doch als Jordan Raskopoulos, Benny Davis und Lee Naimo fast pünktlich um kurz nach 20 Uhr loslegen, ist das Gloria bis auf den letzten – übrigens komplett bestuhlten – Platz gefüllt.
Ihr Name ist eine Anspielung auf „Axis Of Evil“, die „Achse des Bösen“. „Awesome“ lässt sich aus dem Englischen auf verschiedenste Art und Weise übersetzen, für die drei Australier trifft wohl am ehesten das Attribut „phantastisch“ zu. So laden sie die Fans auch gleich zu Anfang ein: „Use your imagination“. Zunächst aber stellen sie sich erstmal selber vor. Da ist zunächst Benny Davis am Keyboard, der angesichts seiner geringen Größe dem fortlaufenden Spott der beiden anderen Bandmitglieder ausgesetzt ist. Lee Naimo schwingt im Verlaufe des Abends nicht nur die Gitarre, sondern auch mal seine Perücke und wirkt wie die dünnere Ausgabe von John Cleese. Dazwischen mimt Jordan Raskopoulos den rauhbeinigen Charmeur, der ebensowenig stillstehen kann wie sein Mundwerk. Es ist gerade die Kombination aus diesen drei unterschiedlichen Charakteren, die den besonderen Reiz von The Axis Of Awesome ausmacht.
Wie sie betonen, haben die Drei bei ihren Auftritten normalerweise jede Menge pyrotechnischer Effekte, einen aufblasbaren Riesen-Dinosaurier und literweise Blut dabei, leider jedoch hätten sie die Sachen nicht durch den deutschen Zoll bekommen. Auch auf eine eisschleckende Miley Cyrus im Backbereich der Bühne müssen die Kölner verzichten. Stattdessen erleben sie, wie sich The Axis Of Awesome in eine hüftschwingende Boygroup verwandeln und die Oktaven-Schmerzgrenze während „How To Write A Love Song“ in ungeahnte Höhen treiben. In ihrem Programm – das keiner festgelegten Dramaturgie zu folgen scheint – ziehen sie abwechselnd Pop, Heavy Metal und Hip Hop durch den karikaturistischen Kakao. Sei es in der dahingerappten „Ode To KFC“ oder dem „iPhone-Song“, mit dem sie all denjenigen im Gloria, die fleißig fotografieren und filmen, den Spiegel vor’s Gesicht halten. Natürlich fehlen auch „Rage Of Thrones“, „Birdplane“ und ihr YouTube-Hit „Four Chords“ nicht, der mit 16,5 Millionen Klicks eines der am meisten angeschauten Comedy-Videos aller Zeiten ist. Darin reihen sie einen Popklassiker an den nächsten (in Köln unter anderem „Manchmal haben Frauen“ von den Ärzten), alle basierend auf denselben vier Akkorden. In „Songs To Sing Along To“ verhackstücken sie Manfred Mann’s Earth Band, die Rolling Stones, Blur oder Bob Dylan zu einem undefinierbaren Mischmasch à la „Der weiße Neger Wumbaba“. Als sich The Axis Of Awesome nach gut einer Stunde vorläufig verabschieden, gibt es stehende Ovationen.
Im Zugabenblock präsentiert sich Benny Davis als „living juke box“ (Naimo und Raskopoulos kontern das mit „living jerk box“) und spielt einzelne Songs nach Zuruf aus dem Publikum, bevor die Band noch schnell ein Selfie für Facebook schießt, mit dem begeisterten Gloria im Rücken. Danach wird es wieder „ernst“. Lee Naimo kündigt mit feierlicher Miene einen „german folk song“ an und wer nun „Viva Colonia“ erwartet hatte, der wird mit einer schrägen Version von Rammstein’s „Du hast“ überrascht. Dies ist der Schlusspunkt unter 84 Minuten abgedrehter Komik mit musikalischer Begleitung. Wer dies für ein Konzert zu kurz hält, hat zwar im allgemeinen Recht. Für den heutigen Abend ist es jedoch genau die richtige Länge, damit sich der Klamaukfaktor des Trios nicht abnutzt, sondern für durchgängigen Jubel, Trubel und Heiterkeit sorgt. The Axis Of Awesome sind zweifellos eine sehr symphatische Spasskapelle! Der setzt sich danach im Café des Gloria fort. Die Band ist noch vor den zu den Ausgängen drängenden Fans am Merch-Stand, schreibt fleißig Autogramme und lässt sich mit dem ein oder anderen im Arm fotografieren. Ob sie dabei auch wie vorher angekündigt auf „balls“ unterschrieben haben, müsst ihr die Beteiligten aber schon selbst fragen.