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Marius Müller-Westernhagen 20.05.2024 Festhalle / Frankfurt am Main

With the power of soul anything is possible

Westernhagen on Tour – nach über fünf Jahren endlich wieder, da die Tour zum Pfefferminz-Experiment pandemiebedingt ausfallen musste. Kollege Kröll hat bereits vom Konzert in Köln berichtet, doch solch eine Tournee verträgt eine zweite Review. Schließlich ist auch die Festhalle Frankfurt eine kultige Location, die zwar leider keinen optimalen Sound, dafür aber eine grandiose Kulisse unter der bogenförmigen Hallendecke zu bieten hat.

Das Konzert war ausverkauft und komplett mit Sitzplätzen bestückt. Ein Zugeständnis daran, dass das Publikum gemeinsam mit Marius gealtert ist, der am 6. Dezember 2023 seinen 75. Geburtstag gefeiert hat. „75“ heißen dann auch das aktuelle Compilation-Album mit Songs aus fünf Jahrzehnten und die aktuelle Tour, die eine Auswahl eben dieser Stücke zum Besten gibt. Westernhagen hat groß aufgefahren mit formidabler Band, drei Backgroundsänger*innen und einer umtriebigen Multiinstrumentalistin an der Percussion.

Am Anfang war der Vorhang noch unten und die Stimmung im Saal schon großartig. „Marius“-Rufe, aufkommender Jubel – und dann ging es um Punkt 20.15 Uhr mit „Alphatier“ und „Ich will raus hier“ los. Quasi zur Einstimmung, denn das grandiose „Fertig“ folgte gleich auf dem Fuß. Urplötzlich wurde aus dem Sitz- ein Stehkonzert. „Taximann“ kristallisierte sich mal wieder als Publikumsliebling raus und wurde mit einer instrumentalen Einlage entsprechend ausgedehnt.

Marius war nicht besonders gesprächig, aber ganz im Einklang mit seinem Publikum: „Steht auf. Bei meinem Konzert dürft ihr tun, was ihr wollt.“ Und die Leute wollten feiern. Auch zu dem selten gespielten „In meiner Bude flipp‘ ich aus“, das aus dem Jahr 1980 stammt, oder zu „Wahrheit“ aus dem letzten Album. Die Mischung stimmte, wenn solche Stücke sich mit Hymnen wie „Mit 18“ (Marius an der Mundharmonika), „Sexy“ und „Es geht mir gut“ abwechselten.

Der Sänger hatte seine Frau Lindiwe Suttle mit dabei, die ihn bei „Luft um zu atmen“ und „Wieder hier“ als Duettpartnerin unterstützte. Weiteres Highlight im ersten Konzertteil waren die selten gespielte Ballade „Alles in den Wind“ und das fulminante „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“, das Marius mit der Hendrix-Hymne „The Power of Soul“ aufpimpte, die er gemeinsam mit dem Publikum skandierte.

„Wieder hier“ war der letzte reguläre Song, bevor sich nach 75 Minuten der Vorhang überraschend senkte. Aber war ja klar, dass ein Ende des Konzerts noch lange nicht in Sicht war. So dauerte der Zugabenblock ordentliche 45 Minuten.

„Lass uns leben“ war mit seiner Anti-Kriegsthematik mal wieder ganz aktuell. Zu „Schweigen ist feige“ gab es ein beeindruckendes Video mit Regenbogenflagge, Greta von Thunberg sowie weiteren Gestalten der jüngeren und älteren Geschichte (Anne Frank, Che Guevara, Martin Luther King, Nelson Mandela).

„Weil ich dich liebe“ und „Johnny Walker“ wurden ganz akustisch zu drei Gitarren interpretiert, bevor man bei „Freiheit“ wieder das große Besteck auffuhr und den Abend mit starken Gospel-Einlagen beendete. Hier gab es auch eine längere Ansage, denn Westernhagen weiß natürlich, dass der Song gerne mal von Querdenkern und anderen Populisten missbraucht wird. Er rief dazu auf, in den Dialog zu gehen – nicht per Mail und SMS, sondern in echten Gesprächen.

7000 Zuschauer*innen hatten den Abend vom Sitzkonzert in ein großes Happening umgewandelt, bei dem alle stehend und tanzend mit dem Meister feierten. Marius fühlte sich sichtlich wohl und ließ gerne mal spaßige Bemerkungen zum Alter fallen: „Jedes Konzert ist ein weiterer Sargnagel“, was ihm aber keiner abnahm. Eher wirkte es wie ein Jungbrunnen.

In Frankfurt war es noch gemütlich warm, als man gegen halb 11 in die Nacht trat. Vor der Festhalle hatte sich ein Straßenkünstler namens El Camino breit gemacht und viele blieben stehen, um sein kostenloses Nachkonzert mit Deutschrock von den Ärzten, den Toten Hosen und Marius, sowie einigen englischen Titeln zu genießen. Ein schöner Abschluss für einen grandiosen Konzertabend.

Setlist WESTERNHAGEN, 20.5.2024 – Festhalle Frankfurt

Alphatier
Ich will raus hier
Fertig
Taximann
In meiner Bude flipp‘ ich aus
Es geht mir gut
Die Wahrheit
Mit 18
Luft um zu atmen
Sexy
Alles in den Wind
Zeitgeist
Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz
Wieder hier

Lass uns leben
Rosen
Schweigen ist feige
Halt mich noch einmal
Weil ich dich liebe
Johnny W.
Freiheit

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