Die Hörspiele der Drei Fragezeichen Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews – wie vielen Kindern und Jugendlichen haben sie wohl die Zeit vor dem Einschlafen versüßt? Das Phänomen entstand ursprünglich (1964) in den USA. Dort wurde die Serie inzwischen eingestellt. Doch der große Erfolg der Jugendbuch-Serie in Deutschland führte dazu, dass hierzulande seit 1993 eigene Romane erscheinen, die ganz der amerikanischen Tradition verpflichtet sind.
Maßgeblich zum Erfolg beigetragen haben eindeutig die Hörspiele. Jedes erschienene Buch erfährt umgehend eine Tonträger-Umsetzung. Auf Schallplatte, auf Kassette und inzwischen auch auf CD. Ein weiteres Phänomen: Die Sprecherriege der Hauptpersonen ist seit Folge 1 gleich geblieben – und das immerhin seit 1975! Kein Wunder, dass Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich Kultstatus genießen. Ihre Liveshow lockte gut 3000 Fans in die Arena Trier, die dort in den Genuss eines live vorgetragenen Hörspiels kommen durften.
Der vorgetragene Fall trug den Titel „Phonophobia – Sinfonie der Angst“. Zum Inhalt will ich gar nicht so viel verraten. Es geht um einen verrückten japanischen Professor, der sich mit Hilfe einer wundersamen Maschine an seinen vermeintlichen Peinigern und damit der ganzen Welt rächen möchte. Wie üblich schlittern die drei ??? eher zufällig in die Story rein und haben plötzlich (nach dem Motto „Wir übernehmen jeden Fall“) alle Hände voll zu tun.
Das Ensemble besteht nicht nur aus den drei Sprechern. Es gibt noch weitere Schauspieler, die die Nebenfiguren darstellen, vier Musiker und den unumgänglichen Geräuschemacher. Dessen Einsatz wurde vom Publikum stellenweise mit tosendem Applaus belohnt. Man sollte sich die Liveshow keineswegs als schnödes Abhören einer Geschichte vorstellen. Es ist ein regelrechtes Event. Allein die Bühnen-Rückseite mit 42 schwenkbaren LCD-Tafeln hatte es in sich. So war es jederzeit möglich, räumliche und visuelle Effekte zur Illustration der Story zu erzeugen.
Eine besondere Stärke der Umsetzung ist die Kommunikation der Bühnenakteure untereinander und mit dem Publikum. Natürlich wurde auf Zwischenrufe eingegangen. Und die drei Sprecher gingen mehrfach den Weg auf die Meta-Ebene, um den Fortlauf des Stücks untereinander und mit den Zuschauern zu diskutieren. Zum Beispiel das ungeschriebene Gesetz: Es darf bei den drei ??? keine Toten geben. Plötzlich stirbt ein Antagonist (und der Geräuschemacher zerquetscht eine Melone). Das darf nicht sein! Es wird zurück gespult, der Bösewicht stirbt nicht, sondern bricht sich nur das Schienbein (in Form einer Salatgurke).
Weitere Gimmicks trugen zur Belustigung bei. Eine Sequenz vor Nahaufnahmen-Kamera, wobei man die drei Helden im Froschaugen-Look begutachten und deren Mimik auf besondere Art bewundern durfte. Oder die Soundeffekte in der Echo-Halle, die einen wummernden Tanzbeat in der Arena erzeugten und das Trio zu einer choreografischen Einlage auf der Bühne verführten. Hinzu kamen Anspielungen in Richtung von Star Wars und dem ersten ???-Fall überhaupt „Das Gespensterschloss“. Die Geschichte des Japaners Yamada wurde stilecht als Schattenspiel auf die Leinwand gebracht. Und der Einsatz der Gespensterschloss-Orgel war einfach nur gespenstisch.
Es gab Rätsel zu lösen, das Publikum wirkte begeistert mit – und zwei Stunden Hörspiellänge (plus Pause) vergingen wie im Flug. Gespickt mit Zitaten wurde man ständig an andere Folgen der Endlos-Reihe erinnert. Das Ensemble wurde mit Standing Ovations gefeiert. Absolut zu Recht. Diese sympathische Truppe könnte man sich noch öfters anschauen. Und ich bin immer noch erstaunt, wie jugendlich das Sprechertrio wirkt, wo man doch schon so viele Hörspiel-Jahre auf dem Buckel hat.