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Stoppok 10.07.2021 Waldbühne Hardt / Wuppertal

Stoppok am 10. Juli in Wuppertal – mit Jubel zurück aus der Zwangspause

Nachdem die Henrik Freischlader Band sich recht überraschend auflöste, musste der Konzertslot neu gefüllt werden. Die Veranstalter setzen auf Stoppok. Der kommt solo und führt das Publikum durch einen kurzweiligen Abend mit scharfsinnigen Liedern.

Die Vorlaufzeit zum Ticketkauf war nur kurz, dennoch sind die Sitzplätze in der Waldbühne gut gefüllt. Schließlich lädt ein Veteran der deutschen Liedermacher-Riege zu einem Konzertabend. Wie gewohnt stilsicher betritt Stoppok pünktlich in einem Packman-Anzug die Bühne und weiß mit seiner ruhigen, trocken-sarkastischen Art das Publikum gleich von Beginn an mitzunehmen.

Und natürlich, wie auch bei allen anderen Musikern derzeit, liegt eine lange Live-Durststrecke hinter Stoppok. Die Konzerte werden seit knapp anderthalb Jahren immer wieder verschoben – auch das ein gewohntes Bild zurzeit. Schaut man auf die Webseite, blickt man vor lauter „verschoben vom“ kaum mehr durch, dafür ist aber die Liste der kommenden Konzerte lang. Bis in den Winter hinein möchte der Künstler auf Tour sein, hungrig nach Auftritten und dabei mit frischem Album im Gepäck. „Jubel“ ist Studioalbum Nummer 18 und dennoch weiß der Mittsechziger noch immer geschickt sozialkritische Themen in klugen, eingängigen Texten zu verpacken. Solo fehlt natürlich der große Klangteppich der kompletten Bandunterstützung, doch auch selbstbegleitend mit der Akustikgitarre schafft es Stoppok spielend, seine Message unter die Leute zu bringen. Wenn es auch nicht zu ausgelassenen Tanzeinlagen kommt, so hören die Gäste doch aufmerksam zu, wippen im Takt und zeigen sich (wenn auch hin und wieder erst nach einigen Wiederholungen) textsicher.

Dabei setzt der Hamburger, der in Essen aufgewachsen ist, auf eine Mischung aus Folk, Blues und Rock – handgemachte Musik, für die ihn seine Fans schätzen und mit der er auch heute noch neue hinzugewinnen kann. Hilfreich bei seinen Live-Auftritten ist dabei vor allem seine sympathische Art. In seinen Ansagen und Liedern spricht er über Flüchtlinge und den unmenschlichen Umgang mit ihnen, den Klimawandel, die Gesellschaft, Mülltrennung, aber auch über Liebe oder Trauer – all das verpackt in einer gewissen bittersüßen Satire, die zum Nachdenken anregt. Dabei wirken seine Texte nicht abgedroschen oder moralisierend.

Zwischendurch scherzt er über die Absurdität der Corona-Maßnahmen und -Lockerungen im Zuge der Fußball-EM und die gleichzeitig hohen Auflagen für jegliche Kulturveranstaltungen. Bei einem kurzen Schauer werden vom regengewohnten Wuppertaler Publikum stoisch die Schirme und Regencapes ausgepackt, was Stoppok natürlich nicht unkommentiert lässt. Genauso wenig wie sein fortschreitendes Alter: „Früher konnte ich beim Gitarrestimmen noch sinnvolle Zwischenansagen machen.“ Das sei inzwischen nicht mehr ohne weiteres möglich – unangenehme Pausen entstehen dennoch nicht. Dafür ist der Musiker viel zu routiniert und weiß selbst das noch mit jeder Menge Humor zu nehmen. In Corona-Zeiten (und auch sonst) vermutlich die einzige Möglichkeit, nicht verrückt zu werden – und für einen schärferen Blick auf die Welt braucht es Liedermacher wie ihn, die noch lange nicht müde werden, ihre Musik in die Öffentlichkeit zu tragen.

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