Zoe Katharina ist eine junge Frau aus Süddeutschland, die sich im Sommer 2017 zu einer Rettungsmission der Organisation „Jugend rettet“ im Mittelmeer meldet. Als Crew-Mitglied und Motorbootfahrerin der Iuventa bewahrt sie Hunderte von Flüchtlingen vor der libyschen Küste vor dem Ertrinken und wird später deswegen der Beihilfe zur illegalen Einwanderung beschuldigt.
In „Zoe heißt Leben“ erzählt sie ihre Geschichte. Im Mittelpunkt stehen die drei Wochen auf dem Rettungsschiff Iuventa. Zoes berichtet von den anstrengenden Rettungsmissionen, bei denen es ihre Aufgabe war, vom Motorboot aus die Boote mit den Flüchtlingen zu sichern, bis alle an Bord der Iuventa gebracht waren. Sie erlebt hautnah das Leid und die Panik dieser Menschen mit, wird auch mit dem Tod konfrontiert und kämpft immer wieder mit ihrer eigenen Hilflosigkeit. Kraft gibt ihr der starke Zusammenhalt der Crew, die aus jungen Menschen aus verschiedensten Teilen Europas besteht. Sie alle vereint ein gewisser Idealismus und das aufrichtige Bedürfnis, nicht nur betroffen zuzuschauen, sondern zu handeln.
Zwischendurch berichtet Zoe immer wieder auch von sonstigen Erlebnissen aus ihrem Leben – von den Ferien ihrer Kindheit, die sie hauptsächlich in einer Segelschule am Schluchsee verbrachte, von ihrer Ausbildung zur Bootsbauerin und von Gesprächen mit ihrer Oma, die als Kind ebenfalls aus ihrer Heimat flüchten musste. So bekommt man im Laufe des Buches ein immer klareres Bild von der Geschichte und Persönlichkeit dieser jungen Frau und versteht, warum sie sich für diese Rettungsmission gemeldet hat.
Nach der Zeit auf der Iuventa geht für Zoe zunächst das Leben recht normal weiter. Sie beendet ihre Ausbildung, baut sich einen alten Fiat Ducato als Wohnwagen um und geht damit auf Reisen. Die Iuventa wird allerdings von der italienischen Staatsanwaltschaft beschlagnahmt, und über ein Jahr später werden einige Crew-Mitglieder angezeigt wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung, darunter auch Zoe. Es drohen bis zu 20 Jahre Haft und hohe Geldstrafen. Bis heute ist der Fall nicht verhandelt und der Ausgang des Strafverfahrens ungewiss. Umso mehr beeindruckt Zoes Optimismus und ihr klares Bekenntnis, genauso wieder zu handeln, wenn sie die Wahl hätte.
„Zoe heißt Leben“ ist erfrischend authentisch und unaufgeregt erzählt. Die Autorin dramatisiert ihre Erlebnisse nicht, schildert sie aber realistisch und persönlich und berührt den Leser damit umso mehr. Dieses Buch wird uns vielleicht nicht allen zu Seenotrettern oder sonstigen Helden machen, aber vielleicht kann es dennoch zu etwas mehr Hilfsbereitschaft und Zivilcourage in dieser Welt beitragen.