Unter seinem Künstlernamen Avicii prägte das schwedische Ausnahmetalent Tim Bergling die europäische House Music und machte sich mit Welthits wie „Wake Me Up“ oder „Hey Brother“ unsterblich. Als er sich 2016 von den Bühnen der Welt und zwei Jahre später auch aus dem Leben verabschiedete, war die Trauer in der Fan-Gemeinde groß. Der Journalist Måns Mosesson beleuchtet nun in der offiziellen Biografie „Tim“ das kurze Leben des begabten Musikers mit all seinen Höhen und Tiefen.
Für dieses ausführliche Portrait hat Mosesson nicht nur zahlreiche Gespräche mit Tims Familie, Freunden und Kollegen geführt, sondern auch Zugriff auf persönliche Aufzeichnungen, Chatverläufe, Mailverkehr und Fotos erhalten. So ergibt sich ein umfassendes Bild einer genialen und von Perfektionismus getriebenen Künstlerpersönlichkeit, in der jedoch ein sehr verletzlicher und von Selbstzweifeln geplagter junger Mann steckte. Überforderung durch das stressige Leben auf Tour und die Erwartungen von außen führten schließlich zu zunehmender Medikamentenabhängigkeit, mehreren Zusammenbrüchen und dem Rückzug aus der Öffentlichkeit. Aber selbst die dadurch scheinbar gewonnene Freiheit und die Suche nach persönlicher Erleuchtung konnten die Dunkelheit nicht wirklich aus Tims Leben vertreiben, so dass er es schließlich selbst beendete.
Das Buch gibt Einblicke in Tims Kindheit, seine ersten Begegnungen mit Musik und vor allem der Welt des elektronischen Programmierens eigener Kompositionen. Gleichzeitig erfahren wir auch etwas über die Entwicklungen der House Music in Schweden und die Szene, in der Tim als Avicii seiner ersten Erfolge hatte. Erste Wegbegleiter wie Filip Åkesson kommen ebenso zu Wort wie Arash Pournouri, der schon früh Tims Potential erkannte und ihn bis zuletzt managte. Man erfährt nicht nur Details zur Entstehung seiner berühmten Hits sondern auch einiges aus seinem Privatleben, sowohl von seinen verschiedene Freundinnen, als auch von seinem Eltern, die das Leben ihres Sohnes allerdings meist nur aus der Ferne begleiten konnten.
Måns Mosesson erzählt diese Biografie unterhaltsam und einfühlsam zugleich, und er ist sich auch seiner Verantwortung bewusst, diesen jungen Künstler nicht zum Helden zu stilisieren und Selbstmord nicht als Lösung zu präsentieren. Das Buch endet nicht mit Tim Berglings Tod, sondern thematisiert auch noch dessen Folgen, vor allem für die Eltern. Und so ist „Tim – Die offizielle Avicii-Biografie“ nicht nur die Geschichte eines Lebens zwischen Extremen, sondern auch ein Plädoyer, psychische Leiden ernst zu nehmen.