Kool Savas, bürgerlich Savaş Yurderi aus Aachen, gehört zu den bekanntesten Rappern Deutschlands. Manche bezeichnen ihn sogar als „King of Rap“. Dass es seine Autobiographie in die Spiegel-Bestsellerliste geschafft hat, liegt nicht nur daran, dass er das Buch „Die 24 Gesetze“ genannt hat, denn es ist viel mehr als ein Selbsthilfe-Ratgeber. Die inhaltliche Vielfalt des Buches geht in die Tiefe von Savas‘ Persönlichkeit – ehrlich und authentisch.
Die Biografie entstand aus Gesprächen, die Kool Savas mit dem Musikjournalisten Juri Sternburg geführt hat. Dieser ist sozusagen Ghostwriter für die Aufzeichnungen des Rappers. Und er nimmt sich in seiner journalistischen Arbeit weit genug zurück, um das Buch zur echten Lebensgeschichte werden zu lassen.
Die Kapitelüberschriften klingen nach Sinnsprüchen aus dem Schreibtischkalender, doch es steckt viel dahinter. Das beginnt schon in jungen Jahren, als seine (deutsche) Mutter mit dem Kind aus der Türkei fliehen musste, weil sein Vater dort als politischer Gefangener inhaftiert wurde. Das sind prägende Erlebnisse, die sich gnadenlos durch die Erzählung ziehen.
Zum einen lesen wir eine Aneinanderreihung persönlicher Geschichten, in denen Kool Savas nicht hinterm Berg hält und auch Fehler eingesteht, zum anderen bekommen wir O-Töne seiner Wegbegleiter wie Sido, Haftbefehl, Lena Gercke und Arthur Abraham, die ihrerseits subjektiv von der Person des Künstlers erzählen.
Und irgendwie ist es dann doch ein Ratgeber. Savas rekapituliert: Welche Erlebnisse haben mich zu dem gemacht, der ich bin? Wie erkennt man Momente, die über dein Leben entscheiden können? Was sind die häufigsten Fehler in der Musikindustrie? Welchen Stellenwert hat die Familie?
Das Buch lässt sich flüssig und sehr spannend lesen. Es gibt Einblicke in die Ideen von Migration und Heimat, es erzählt Anekdoten aus der persönlichen Historie wie aus den Tiefen der Musikkultur. Vielleicht würde es mir noch besser gefallen, wenn man auf die Ratgeber-Kapitel und das zwanghafte Darstellen von Lebensweisheiten verzichtet hätte. Kool Savas‘ Biografie ist auch ohne solche vermeintlich verkaufsfördernde Mätzchen ein starkes Stück Literatur – waschecht aus dem Leben gegriffen.
Die Aufmachung des Buches lässt wenig zu wünschen übrig: Hardcover, auf den Innenseiten mit Eindrücken der Gesprächsniederschriften illustriert, was sehr filigran wirkt. Hochglanzzeiten mit bunten Bildern aus der Historie des Künstlers. Wenn ich mir was wünschen dürfte, dann wäre es ein Personenregister, um beispielsweise nochmal nachzulesen, wo er die Zusammenarbeit mit Xavier Naidoo rekapituliert und sich von ihm distanziert (S. 271 ff).
Kool Savas‘ Autobiografie ist so bodenständig und hintergründig wie seine Rap-Texte. Stark und gewaltig!