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Till Burgwächter "How To Survive unter Besserwissern"

Till Burgwächter: Zwischen Peinlichkeiten und Besserwissereien

Die ganze Welt ist voller Besserwisser. Und eigentlich gehört auch Till Burgwächter dazu. Der Journalist aus Gifhorn, der unter seinem bürgerlichen Namen auch für den „Metal Hammer“ schreibt, hat in den letzten Monaten gleich zwei Lektüren auf den Markt geworfen, die sich für das kurze Reinlesen zwischendurch eignen.

Im Juni erschien „Voll die Blamage“. Ein Buch, das recht hämisch von Blamagen und Peinlichkeiten berichtet. Es geht um diverse Fettnäpfchen, in die Promis und Privatmenschen, Politiker und Sportler, Ganoven und Künstler gerne mal voller Elan hinein treten – ob bewusst oder unbewusst, aus Dummheit, Bosheit oder Tollpatschigkeit.

Ich muss sagen, dass die Kapitel sich zwar unterhaltsam lesen, aber nicht immer meinen Sinn für Humor treffen. Zudem ist Tills Gedankenfluss oft doch zu konfus. Aber Schadenfreude ist bekanntlich die schönste Freude und so macht man sich ans Kopfschütteln und Fremdschämen – in der Hoffnung, dass sich solcherlei Kuriositäten stets in gebührender Entfernung vom eigenen Lebensweg abspielen.

Viel besser gefiel mir da die Lektüre von „Unter Besserwissern“. Hier geht es allgemein um bestimmte Personengruppen, die uns das Leben schwer machen: Eltern, Lehrer, Vorgesetzte, Partner, Kollegen und Bekannte. Ein Auszug:

„Egal ob in der fiktiven Welt oder im echten Leben, der Grad der Besserwisserei reicht bei den verschiedenen Delinquenten von leichter Klugscheißerei bis hin zum absoluten Größenwahn. Die erste Gruppe nervt, die letzte ist der ernsthaften Überzeugung, im alleinigen Besitz der Wahrheit zu sein, und ist damit gefährlich. Unter diesen Leuten findet man nicht selten Diktatoren und andere Politiker, die mit ihren Entscheidungen ganze Weltreiche ins Wanken bringen oder der Meinung sind, als arbeitsloser Postkartenmaler mit einem kleinen mitteleuropäischen Land die Weltherrschaft erringen zu können, auch wenn ganze Kontinente dagegen stehen. Den Preis dafür zahlen die, die dem Besserwisser geglaubt haben. ›Der wird schon wissen, was er da macht‹, ist ein häufig gehörter Satz in diesem Zusammenhang. Diese Allesglauber sind das genaue Gegenteil von Klugscheißern; treffen beide zusammen, ist die Katastrophe vorprogrammiert. Irgendwer wird im April 1986 im Reaktor von Tschernobyl gestanden und gesagt haben, das wird schon gut gehen. Und ein paar andere standen daneben und haben genickt. Und zwar so lange, bis ihnen die Schädel vom Hals kullerten.“

Im Prinzip liefert Burgwächter einen (zumindest halbwegs) ernst gemeinten Ratgeber, wie man bestimmte Nervereien vermeidet. Egal ob Ärzte, Hausmeister, mit dem Flugzeug um die Welt reisende Umweltaktivisten oder irgendwelche Klugscheißer aus dem Werbefernsehen – sie alle bekommen, was sie verdienen: eine Idee um die Ohren geklatscht, wie man ihnen aus dem Weg gehen kann.

Zum Abschluss eines jeden Kapitels gibt es einen Lösungsweg, der deutlich macht, wie man sich effektiv gegen bestimmte Gattungen wehrt. Denn nur ein ungehörter Besserwisser ist ein guter Besserwisser. Ein vergnügliches Lesevergnügen für zwischendurch.

Till Burgwächter - How To Survive unter Besserwissern

Letzte Aktualisierung am 26.07.2024 um 21:46 Uhr / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Bezahlte ANZEIGE