Im August 2018 erschien mit „High Water I“ das Studiodebüt von The Magpie Salute. Es klang wie ein Treffen alter Freunde. The Magpie Salute erzählt die Geschichte einer Legende weiter, die ihren musikalischen Anfang mit Rich Robinson, Gitarrist Marc Ford und Bassist Sven Pipien bei den Black Crowes nahm. Mit Sänger John Hogg arbeitete Robinson bereits bei seinem Nebenprojekt Hookah Brown zusammen und die übrigen beiden Bandmitglieder, Keyboarder Matt Slocum und Schlagzeuger Joe Magistro, unterstützen ihn seit Jahren bei seinen Soloalben und auf Tour. „High Water I“ wurde von Fans wie Kritikern gleichermaßen abgefeiert. Es folgten Konzerte in den USA, in Japan und Europa, darunter auch eine Show im Kölner Club Volta (hier findet ihr unseren Bericht). Nun erscheint der mit Spannung erwartete Nachfolger – passenderweise „High Water II“ betitelt.
Die Band selbst hat die Messlatte mit dem ersten Teil extrem hoch gelegt und so ist es keine Schande, dass Teil 2 dessen Qualität nicht ganz erreicht. Dabei wurde ein Großteil von „High Water II“ (genauer gesagt neun von zwölf Songs) schon während der Aufnahmen zu „High Water I“ geschrieben. Aufgenommen und abgemischt hat es Sean Genockey, der schon mit Schwergewichten wie The Who, Suede oder den Manic Street Preachers zusammen gearbeitet hat. The Magpie Salute bietet den Musikern fast unbegrenzte Entfaltungsmöglichkeiten und die musikalische Bühne, um in eine Vielzahl von Texturen und Emotionen einzutauchen. Das hört man selbstverständlich auch auf „High Water II“. Dennoch fehlt dem Album irgendwie die Lockerheit und entspannte Souveränität des Vorgängers.
Der Opener „Sooner Or Later“ (ebenso wie sechs andere Songs aus der Feder von Hogg und Robinson) knüpft noch da an, wo „High Water I“ aufgehört hat. Eine galoppierende Rocknummer mit einem hymnischen Refrain. Auch das groovende „Gimme Something“ besticht durch feinsten Southern Rock in bester Black Crowes-Tradition. So weit, so herrlich. Dann allerdings muss man die Rosinen im Kuchen schon langsam suchen. Um im Bild zu bleiben: Alles in allem ist das natürlich kein Kuchen, der missraten ist. Andere Bands würden sich freuen, wenn sie ein solches Exemplar aus dem Ofen holen könnten. Ein bißchen mehr Esprit hätte ihm trotzdem nicht geschadet. So klingen die folgenden zehn Songs bis auf ein paar Ausnahmen seltsam uninspiriert.
Die Ausnahmen beginnen mit „Mother Storm“, das mit tollen Soli und üppigen Keyboards im Americana Sound aus den Boxen weht. Das elektrifizierende und lyrisch von Bob Dylan und David Bowie beeinflusste „Turn It Around“ steht dem in nichts nach. Auch der mit einem grossen Mitsingpotential und einer Bläsersektion ausgestattete Roots Rocker „In Here“ darf sich einreihen. Das beste Stück des Albums haben sich The Magpie Salute allerdings fast bis zum Schluss aufgehoben. Es heißt „Doesn’t Really Matter“ und ist ein Song, der alles vereint, was diese Band ausmacht: Funk, Blues und psychedelischen Rock gewürzt mit einem Hauch von Melancholie. Kleine Notiz am Rande: Zum countrylastigen „Lost Boy“ hat die wundervolle Alison Krauss Background-Gesang und Geige beigesteuert.
Handwerklich sind die sechs Musikanten über jeden Zweifel erhaben, nur beim Songwriting haben The Magpie Salute für meinen Geschmack etwas zu sehr auf die Karte „Sicherheit“ gesetzt. Vielleicht braucht „High Water II“ aber auch nur ein paar Hördurchgänge mehr als noch „High Water I“, um zu zünden. Sicher ist: Wer die erste Platte mochte, der wird hier nicht unglücklich werden. Oder wie Rich Robinson es ausdrückt: „Beide Alben sind Teil einer gemeinsamen Reise. Ich habe die Reihenfolge speziell für jede Platte gewählt. Ich wollte, dass wir uns mit „High Water l“ der Welt vorstellen. Mit „High Water ll“ wollte ich etwas tiefer gehen und Menschen an Orte führen, die sie vielleicht nicht erwartet haben.“ Das Album erscheint in limitierter Auflage als 180g 2LP Brown Vinyl, 2LP 180g Black Vinyl, CD und digital. Ihr habt die Wahl.