Vertrauen ist eines der wertvollsten Gefühle, das nicht nur einem neuen Song, sondern auch dem dritten Album von JEREMIAS seinen Namen gibt. Und das gleichzeitig das Fundament dieser Band und der insgesamt zwölf neuen Songs beschreibt, die seit der Veröffentlichung des zweiten Studioalbums „Von Wind und Anonymität“ (2023) entstanden sind und im Sommer letzten Jahres gemischt und gemastert wurden.
Jeremias Heimbach, Oliver Sparkuhle, Jonas Hermann und Ben Hoffmann präsentieren auch auf den Songs des neuen Albums einen Gegenentwurf in der zunehmenden Belanglosigkeit und Kalkuliertheit vieler heutiger Musikproduktionen für Playlisten und Algorithmen. Ihre Songs sind und bleiben wahrhaftig.
In 30 Minuten bekommen wir atmosphärisch dichte Popsongs voller Melancholie mit Heimbachs einzigartig charismatischer Stimme. Das fröhlich-optimistische Show-Intro „this is“ und der Rausschmeißer „mamita“ sind leider eine Mogelpackung und nur kurze Snippets, die die eigentlichen zehn Tracks des Albums einrahmen. Dazwischen finden sich die routinierten Popsongs, die man von Jeremias gewohnt ist – schön, elegant und mit erzählendem Charakter.
Einige davon sind schon durch vergangene Single-Veröffentlichungen bekannt. „pillen“ erzählt von Nähe, Veränderung und dem flüchtigen Zauber gemeinsamer Augenblicke. Die Zeilen „Die Zeit vergeht so schnell als hätt ich Pillen im Bauch“ bringen dieses Gefühl poetisch auf den Punkt – als würde die Realität für einen Moment aufgelöst und durch etwas Schöneres ersetzt. “ein mensch” ist ein Lied über den Verlust eines Menschen. Obwohl die Trauer und der Schmerz so groß ist, jemanden loslassen zu müssen, ist dennoch die Gewissheit da, dass irgendwo an anderer Stelle ein neues Leben beginnen wird. Immer wenn jemand geht, kommt wiederum jemand, sodass auch immer etwas Neues entsteht.
„reich“ beschriebt das Gefühl von Ohnmacht, welches man in einer Beziehung entwickelt, wenn man an einen Punk gelangt, an dem es gefühlt nicht mehr vor und zurück geht. Und das Resultat von Gesprächen und Besserungsversuchen lediglich Tränen sind, die einen stagnieren lassen. „meer“ ist ein Song über die tiefe Verbindung zweier Menschen. Es geht um einen konkreten Moment, um eine Umarmung, in der man ganz nah beieinander ist und das atmen des jeweils anderen hört. Und „fallen“ handelt davon, sich selbst zu akzeptieren und sich in jeglichen Situationen fallen zu lassen und vermittelt den perfekten, unbeschwerten Vibe für den anstehenden Sommer.
So darf man sich auf atmosphärische Musik und Gänsehaut-Momente freuen, aber wirkliche Überraschungen gibt es nicht. JEREMIAS wollen ihr Erfolgsrezept noch nicht verändern – stattdessen liefern sie ein solides, modernes Popalbum mit epischen Songs. Tief und schön!