Während Wincent Weiss momentan die großen Arenen in Flammen setzt, geht Mark Forster den umgekehrten Weg. Auf amazon verlost er zum Weihnachtsgeschäft Karten für ein kleines Clubkonzert in der Heimat Kaiserslautern und am 29.11. erschien sein aktuelles Album „Liebe“ neu in der s/w-Version. Will heißen: schwarze und weiße Tasten. Es finden sich alle Songs des Albums inklusive des neuen Titels „Wie früher mal dich“ auf einer Bonus-Disc und die Vocals von Mark werden nur von einem Piano begleitet.
Schon „Comeback“ startet mit Pianoläufen wie ein klassisches Konzert. Dann allerdings wird es verjazzt. Arrangeur Daniel Nitt hat die Songs sehr vielseitig neu gesetzt und doch ihre Energie erhalten. Er hat sie heruntergestrippt auf ihr wahres Wesen, auf ihren melodischen und lyrischen Kern. Bis auf „Genau wie du“, wo Mark selbst in die Tasten greift, sitzt der Arrangeur am Piano. Die Tracks wurden live im kleinen Club „La nouvelle Eve“ in Paris aufgenommen.
Manchmal ist weniger mehr, gerade auch in der Musik. Manchmal strahlen die schönsten Songs ja am hellsten, wenn man sie einfach so aufführt, wie sie entstanden sind; manchmal zeigen sich ihr Wert und ihre Tiefe am klarsten, wenn man sie von allem Zierrat befreit und von allem klanglichen Ornament. Mark zeigt sich auch in den reduzierten Klängen zwischen Jazz und Swing als der ultimative Entertainer, der in Kontakt zum Publikum steht und es zum Mitsingen animiert. Die Arrangements legen den Fokus auf Marks Stimme. „Einmal“ klingt dadurch wunderschön balladesk und der unvermeidliche Einmal-Chorus ist nicht ganz so nervig wie im Original.
Highlights gibt es eine ganze Menge. „194 Länder“ gefällt mir in der schwarzweißen Version ausgesprochen gut. Auch „Danke Danke“ mit Sido als Gast, das emotional erzählende „Nimmerland“ und das sehr persönliche „Genau wie du“. Während „Liebe“ in den originalen Versionen oft überproduziert wirkte und ohnehin erst live seine volle Wirkung entfaltet, erlebt man hier die andere Seite der Songs. Sehr lebendig und emotional. Man muss in Paris nicht dabei gewesen sein, um die Andacht zu spüren, mit der das Publikum die Lieder Mark Forsters dort aufnahm.
Spannend, dass ich mir „Wie früher mal dich“ zuerst als s/w-Version angehört habe und mir gar nicht vorstellen konnte, wie wohl die Studioversion klingt. Diese ist auch sehr pianolastig, aber mit einigen elektronischen Spielereien versehen, die den Song sehr sphärisch klingen lassen. Eine schöne Ergänzung für das „Liebe“-Album. Schade nur, dass der Disney-Eiskönigin-Song „Wo noch niemand war“ nicht ergänzend enthalten ist. Der Grund liegt auf der Hand: andere Plattenfirma.
Jetzt die Gretchenfrage: Album nochmal kaufen, auch wenn man „Liebe“ schon besitzt? Der Mehrwert sind das komplett neue Pianoalbum und ein schöner Extra-Song. Da man in der Vorweihnachtszeit sicher genügend Angebote finden wird, könnte sich das trotzdem lohnen.