Meat Loaf und Jim Steinman sind schon eine mehr als heilige Allianz. Bisher wurde alles zu Gold, was sie gemeinsam angepackt haben. Meat Loaf brauchte den perfekten Songwriter und Produzenten, Steinman seine Musen (und das war neben Meat Loaf auch Bonnie Tyler).
Böse Zungen könnten nun behaupten, dass dem Komponisten und Songwriter Steinman schon lange nichts Neues mehr einfällt – ja, dass er seine Ideen irgendwann tot reitet. Und tatsächlich: Auch auf der neuen CD von Meat Loaf finden sich Versatzstücke, die Kennern des Steinman-Musicals „Tanz der Vampire“ seltsam bekannt vorkommen mögen. „Going All The Way“ beispielsweise. Ein elfminütiges Monumental-Epos, das neben Meat Loaf zwei stimmgewaltige Sängerinnen bestreiten. Und das kurze Stück „Godz“. Beides mit anderen Lyrics in besagtem Musical vertreten.
„Skull Of Your Country“ ist im Prinzip eine reduzierte Coverversion des Tyler-Klassikers „Total Eclipse Of The Heart“, der übrigens auch im „Tanz der Vampire“ Verwendung findet. Da schließt sich ein Kreis nach dem anderen. Und was viele nicht wissen: Der Hit „More“ von den Sisters of Mercy wurde ebenfalls von Steinman geschrieben. Nur logisch, dass es jetzt eine Interpretation durch Meat Loaf gibt.
All die genannten Stücke gehören übrigens zu den Highlights des Albums „Braver Than We Are“. Nicht etwa, weil Steinman so schön bei sich selbst klaut, sondern weil hier einfach zusammen wächst, was zusammen gehört. Bombastrock und unverkennbar geile Stimmen.
Auch wenn Meat Loaf in den Höhen hörbar gelitten hat: Den sonoren Bariton hat er einfach noch drauf. Geneigte Hörer quälen sich zunächst einmal durch das gewagte „Who Needs The Young“, das sich wie der Einstieg in ein Musical-Projekt anhört. Dann geht es aber mit dem Epos „Going All The Way“ in die Vollen. Eine starke Pianomelodie und Meat Loafs Charakterstimme. Ja, er braucht Unterstützung. In den Höhen wirken Ellen Foley und Karla DeVito mit. Das passt hervorragend.
Später bei „Speaking In Tongues“ und „Loving You Is A Dirty Job“ übernimmt Stacy Michelle den Duett-Part. Auch sehr schön gestrickt. Und im Bonusbereich gibt es „I Would Do Anything For Love“ featuring Imelda May.
Als Fazit kann man sagen, dass sich Meat Loaf von seiner Stimmbanderkrankung soweit erholt hat, dass er hier mit Freund und Kupferstecher Steinman ein schönes, melodisches Bombastwerk voller Musical-Anspielungen vorlegt. Das passt mal wieder wie Deckel auf Topf, aber nur, weil die weiblichen Mitstreiter mit hammermäßigen Stimmen glänzen. Sonst wäre der Reinfall vorprogrammiert.
Für einen Radiohit reicht es in meinen Augen nicht. Höchstens „More“ könnte entsprechendes Interesse wecken. Mal schauen, ob der 68jährige mit diesen Melodien nochmal auf Tour geht. In den letzten Jahren hatte es oft etwas quälendes, ihn auf der Bühne zu sehen, doch er ist und bleibt eine Legende.