Acht lange Jahre mussten Metalfans auf das neue Album von Metallica warten. Und auch diesmal stellte sich die bange Frage, ob es den hohen Ansprüchen der Fans gerecht werden kann. An ein Wechselbad der Gefühle hat sich der eingefleischte Metallica-Hörer doch längst gewöhnt. 1991 mit dem Black Album auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, wurde man in den folgenden Jahrzehnten doch auf eine harte Probe gestellt. Bemerkenswert ist, dass die zu dieser Zeit erschienenen Alben von „Load“ bis „St. Anger“ auch live kaum eine Rolle spielen. „Death Magnetic“ im Jahr 2008 war der erste Lichtblick seit langer Zeit. Das danach erscheinende „Lulu“-Album im Verbund mit Lou Reed verstörte aber viele Musikfreunde.
Jetzt ist das alles vergessen, denn „Hardwired… to Self-Destruct“ ist einfach gesagt das Album, auf das die Gemeinde seit 25 Jahren wartet. Der wütende Opener und Titelsong, die Vorab-Veröffentlichungen „Atlas, Rise!“ und „Moth Into Flame“. Da stimmt einfach alles. Das elfte Studioalbum wurde wieder mit Greg Fidelman produziert. Und er hat klangtechnisch noch einen drauf gesetzt. Harmonische Songstrukturen setzen sich wieder durch, ohne dass dabei die Thrash-Wurzeln vernachlässigt werden.
James Hetfield klingt aggressiv wie in den 80er Jahren. Ungezügelt und mit düsteren Lyrics. Ein Riffgewitter jagt das andere. Schnelle Rhythmuswechsel und ein Lars Ulrich in Topform und mit überragendem Tempo sind das Salz in der Suppe. “We’re so fucked / Shit out of luck / Hardwired to self-destruct.” Die Energie, die in diesen Zeilen steckt, zieht sich durchs ganze 78minütige Album. Ein Doppelalbum, auch wenn die Musik auf einen Silberling gepasst hätte. Fürs Auto habe ich mir beide Scheiben auf eine gebrannt, doch zuhause kann man den CD-Wechsel nach sechs Songs (auch als kleine Verschnaufpause) gut brauchen.
Metallica sind stilistisch sauber und ganz sie selbst. Eine kleine Hommage an Iron Maiden („Atlas, Rise!“) und Motörhead („Murder One“) darf aber ruhig sein. Man sollte die einzelnen Titel auch nicht mit dem eigenen Backkatalog vergleichen. Nach dem kurzen Einstiegsimpuls „Hardwired“ bietet jeder Track eine eigene Welt zwischen 6 und 8 Minuten. Da gibt es genug Raum für ausschweifende Solopassagen, ohne dass diese aber zur Selbstdarstellung verkommen. Metallica haben wieder hörbar Freude am Spielen – und wir hören mit Genuss und headbangend zu. Das ist die Hauptsache!