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Saltatio Mortis "Zirkus Zeitgeist - Ohne Strom und Stecker"

Unsere Wertung: 8 von 9 Punkten.

Saltatio Mortis fürs Fest der Liebe mit ruhigen Klängen

Saltatio Mortis müssen sich in den letzten Jahren oft den Vorwurf anhören, dass ihre mit E-Gitarren versehene Rockmusik kaum noch den Geist des Mittelalters atmet, dem man sich zu Beginn der Karriere verschrieben hat. Das mag auf den ersten Blick stimmen – doch wir wollen nicht vergessen, dass die Band immer noch zweigleisig fährt. Ihre Auftritte auf Mittelaltermärkten sind weiterhin ein musikalisches Fest, ganz in alter Tradition mit Dudelsäcken und weiteren ungewöhnlichen Instrumenten und einer immensen Spielfreude, die das Publikum mitreißt. Parallel dazu gibt es halt die Hallen-Rockshows, die von Album zu Album mehr Zuschauer zu Saltatio Mortis locken und ihnen ein großes Rock-Publikum bescheren.

In die Mittelalter-Diskussion will ich jetzt gar nicht einsteigen. Mir gefallen beide Seiten der Band. Und wie man jetzt sieht, tut sie alles, um die alten Fans nicht zu verprellen. Das ausgezeichnete neue Album „Zirkus Zeitgeist“ erscheint nun nämlich in einer Version „Ohne Strom und Stecker“. Unplugged – würde man auf Neudeutsch sagen.

Schon für die Livekonzerte bei den Spectaculum-Shows gab es zwei aktuelle Songs in umarrangierten Versionen. Nun hat man sich (fast) das komplette Album vorgenommen. Nur „Augen zu“ und „die „Abschiedsmelodie“ fielen raus, hinzu kam aber der wunderschöne Bonustrack „Gossenpoet“. Geradezu intim klingen die Songs und natürlich darf hier und da auch eine gehörige Portion Spaß nicht fehlen. Die Liebe zu akustischen Instrumenten und das typische Augenzwinkern von Saltatio Mortis klingen hier förmlich durch jede Note. Viele Songs, die vorher noch sehr energisch aus den Boxen dröhnten, kommen plötzlich sehr entspannt, bisweilen gar schwermütig. Es ist, als habe der Herbst die Arrangements verändert.

Instrumental ist es gar nicht so mittelalterlich, wie man vermuten könnte. Es sind vor allem akustische Gitarren, die den Stücken jetzt Folk-Charakter geben. Natürlich versetzt mit Dudelsäcken, Schalmeien, Drehleiern und Flöten hier und da. Die Neu-Interpretation ist sehr kreativ und verleiht den Songs neue Tiefe. Klasse Idee, die sehr gut umgesetzt wurde.

In der limitierten Deluxe Edition des Albums haben sich die acht Musiker noch von sich selbst inspirieren lassen. Nachdem mit „Willkommen in der Weihnachtszeit“ und „Maria“ schon im Hochsommer Weihnachten war, haben die Spielleute nun eine Bonus-CD zusammengestellt mit dem Titel „Fest der Liebe“. Dafür wurden neben den genannten Titeln auch neue Weihnachtssongs aufgenommen und versüßen so die Weihnachtszeit auf ihre ganz eigene Art – mit Weihnachten im Zeichen vom Dudelsack, E-Gitarre und bissigen Texten

Bevor man diese Bonus-CD allerdings der holden Verwandtschaft zum Festtage auflegt, sollte man zunächst auf die Texte hören und überlegen, ob Oma und Opa mit der Saltatio Mortis eigenen Anwendung von Ironie und Sarkasmus umgehen können. „Morgen, Kinder, wird’s nichts geben“ bietet eine überdeutliche Gesellschaftskritik und der Text von „Alle Jahre wieder“ greift die Mentalität des Konsums an. „Als die Waffen schwiegen“ ist hingegen ein sehr ernster, melancholischer Song, der sich auf ein Geschehen im Ersten Weltkrieg beruft. Gänsehaut pur! Und dann gibt es Whams Gassenhauer „Last Christmas“ in der ultimativen Rock-Version. Hier bekommt das „Fest der Liebe“ echt Klasse!

Saltatio Mortis - Zirkus Zeitgeist - Ohne Strom und Stecker
Saltatio Mortis – Zirkus Zeitgeist – Ohne Strom und Stecker
  • Audio-CD – Hörbuch
  • Vertigo Berlin (Universal Music) (Herausgeber)

Letzte Aktualisierung am 29.03.2024 um 04:50 Uhr / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Bezahlte ANZEIGE