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SYML "The Day My Father Died"

Unsere Wertung: 8 von 9 Punkten.

Von Vätern und Müttern, von Trauer und Trost

SYML aka Brian Fennell ist ein autodidaktischer Produzent, Sound-Engineer, Gitarrist und Percussionist und ein klassisch ausgebildeter Pianist mit tiefen Wurzeln im pazifischen Nordwesten. Seit der Veröffentlichung seines selbstbetitelten Debütalbums hat sich Fennell einen Namen als tiefgründiger Songwriter gemacht.

Unter dem Namen SYML, walisisch für simpel, erscheint jetzt auch das zweite Werk „The Day My Father Died“. Wer bereits seinen Vater verloren hat, kann vermutlich nachvollziehen, wie schmerzhaft dieser Prozess ist. So darf man ein sehr emotionales und melancholisches Werk erwarten.

Das Album startet mit „Howling“ und einem gospelhaft summenden Chor. Wehklagend erklingt Brians hohe Tenorstimme im Falsett. Viele Stücke bauen sich langsam auf und sind voller ruhiger Momente. Das könnte bei fast einer Stunde Dauer ermüdend wirken, doch ich habe mich nicht eine Sekunde gelangweilt. SYML nähert sich seinen traurigen Themen wie Verlassenheit, Verlust und Trauer sehr vielschichtig an.

Auf dem Album erzählt Fennell eine Geschichte über zwischenmenschliche Beziehungen und ausgewählte Verwandtschaft nach dem Tod seines Adoptivvaters im Jahr 2021. Es ist mehr ein Zeugnis des Wachstums und der Heilung, als von Verlust. Das Album beschreibt Fennells Reise, herauszufinden, wie er nach einer fundamentalen und unwiderruflichen Veränderung in seinem Leben weitermacht.

„Das sich immer weiter ausdehnende Universum wird mich immer erschrecken und erfreuen, aber die wirklich unglaublichen Dinge passieren hier unten auf unserer menschlichen Ebene“, sagt Fennell. „Meinen Vater zu verlieren, fühlte sich an, als ob mir die Luft ausginge. Ich fühle es immer noch in meinem Bauch. Aber in dieser Platte geht es nicht darum, ihn zu verlieren, sondern darum, was passiert, nachdem wir Verlust erlitten haben.“

Da kann es – wie in „Laughing At The Storm“ – auch mal folkig rockend zugehen. Sehr schön finde ich das polyphon eingesungene Akustikstück „Sweet Home“ im Stil von Crosby, Stills and Nash. Mit Lucius, dem sonoren Guy Garvey, Sara Watkins und Charlotte Lawrence sind einige illustre Gäste vertreten.

Der Titelsong klingt wider Erwarten ausgesprochen fröhlich. „I was born on the day my father died, he loved me so“ versucht die Situation zu beschreiben und führt zur tröstlichen Erkenntnis „I want to show you that life comes in circles, I want to show you life“. Neben aller persönlichen Betroffenheit gibt es aber auch gesellschaftskritische Momente, wenn SYML in „Tragic Magic“ die Vermarktung des Christentums beklagt.

Melodischer Folk führt den Hörer als Bindeglied durch das starke Album, das uns schließlich mit „Corduroy“ in Brians Kindheit versetzt und ein mütterliches Gefühl von Geborgenheit vermittelt.

Aufgenommen und produziert wurde das Album in Fennells Heimatstadt mit dem ebenfalls aus Seattle stammenden Phil Ek (Band of Horses, Father John Misty, Fleet Foxes) und ist sein erstes Album mit kompletter Band. In seiner musikalischen und thematischen Einheit klingt es wie aus einem Guss und ist ein wundervolles Beispiel für den Wert homogener Alben, die man am besten nur in Gänze hört.

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