Feine Sahne Fischfilet-Sänger Monchi mit seinem ersten Buch „Niemals satt. Über den Hunger aufs Leben und 182 Kilo auf der Waage“ wieder auf Lesereise!
In den turbulenten Jahren, in denen Feine Sahne Fischfilet es bis an die Spitze der deutschen Musikszene geschafft haben, heißt es für Frontmann Monchi immer nur Vollgas. Bis die Band eine Pause einlegt und er zum ersten Mal Ruhe hat, um sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Die Waage verrät ihm, dass die Zeit reif ist: Er wiegt 182 Kilo.
Monchi beschreibt mit schonungsloser Ehrlichkeit und Selbstkritik, wie er es in nur einem Jahr geschafft hat, über 65 Kilo abzunehmen, und wie ihn der Kampf gegen die Maßlosigkeit seitdem täglich beschäftigt; mit vielen kleinen Erfolgen, aber genauso vielen Rückschlägen – denn die Herausforderung hat gerade erst begonnen.
Auf diesem steinigen Weg ist ein besonderes Buch entstanden, das voller faszinierender Gedanken und Geschichten steckt. Monchi trägt sein großes Herz auf der Zunge und so schreibt – und liest! – er auch!
„Niemals satt. Über den Hunger aufs Leben und 182 Kilo auf der Waage“ platzierte sich eine Woche nach Veröffentlichung direkt auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste! Nun geht Monchi mit seinem Erstlingswerk weiter auf Lesereise.
18.12.2024 in der Aula des Gymnasiums am Krebsberg Neunkirchen (Saarland).
Vielen ist Monchi alias Jan Gorkow vermutlich als Sänger der Punkband Feine Sahne Fischfilet bekannt. Wer einmal ein Konzert dieser politischen Rockband aus Mecklenburg-Vorpommern gesehen hat, dem wird vor allem der charismatische und kraftvolle, übergewichtige Frontmann in Erinnerung geblieben sein. Zu Spitzenzeiten brachte er nach eigenen Angaben 182 Kilo auf die Waage. Heute sagt er: „Ich wiege 120 Kilo und fühle mich wie ein Schmetterling“.
Vermutlich ist es nicht politisch korrekt – und fällt vermutlich unter den Tatvorwurf „Bodyshaming“ – sich über Monchis Gewicht auszulassen. Doch Feine Sahne Fischfilet haben auch nicht gerade die politische Korrektheit neu erfunden. Man erinnere sich an die Textpassage „Niemand muss Bulle sein“ aus dem Song „Wut“. Und Monchi macht mit dem Titel „Niemals satt“ seine Fressgier ganz unumwunden zum Thema. Dabei ist das aber nur der oberflächliche Anlass für diese Autobiografie. In wirklich geht es um viel mehr: nämlich um den Hunger nach Leben, den sich die Rampensau und der Grenzgänger der Maßlosigkeit nicht nehmen lassen will.
Schonungslos ehrlich und mit kumpelhafter Sprache erzählt das Buch zwei Geschichten. Im Hintergrund schwingt (natürlich) immer die Band mit und der beispiellose Aufstieg aus der Provinzstadt Jarmen vom Hansa-Rostock-Hooligan zur Galionsfigur der linken Szene. Die Band hatte er mit Schulfreunden gegründet und lange Zeit wurden sie aufgrund der expliziten Texte und der Teilnahme an gewalttätigen Demonstrationen vom Verfassungsschutz beobachtet.
Ebenso wichtig ist aber der Selbstfindungsprozess nach der schockierenden Entdeckung backstage bei einem Konzert 2019 in Bamberg, dass die Waage ohne Klamotten 182 Kilo anzeigt. Wer sich selbst zerstören will, googelt in dem Moment nach dem BMI und findet heraus, dass 49,4 fast das doppelte der gängigen Definition von Übergewicht ist.
Vielleicht war es Karma, dass diese Entdeckung mit dem Beginn der Corona-Pandemie einherging. Dem Jahr 2020, in dem sich Feine Sahne Fischfilet ohnehin eine mindestens einjährige Bandpause verordnet hatten. Wo will man denn auch noch hin, wenn man als deutschsprachige Band bei Rock am Ring die Hauptbühne zur besten Sendezeit geknackt hat, als Punkband auf Platz 3 der deutschen Charts gelandet ist und Charly Hübner eine Dokumentation („Wildes Herz“) zu Band und Frontmann gedreht hat?
Wir hören von seiner Essstörung, von der Zuckersucht, von der Scham, wenn man Freunden die Süßigkeiten weg frisst, von den Schwierigkeiten, sich den Arsch abzuwischen. Auf der einen Seite stehen die Maßlosigkeit, das exzessive Leben, die Gier nach immer mehr und nach Leben. Auf der anderen Seite der Wunsch, etwas daran zu ändern, eine Waage zu finden, die mehr als 160 Kilo anzeigt, mit den Kumpels beim Paragliding mitzumachen.
Und plötzlich geht es um Selbstdisziplin, um den Wunsch, etwas zu ändern. Fitnessstudio, Ernährungsberatung, Sport, Kalorienzählen, das ganze drum und dran. So wird die Biografie über zwei erstaunliche Lebensjahre und die entsprechenden Hintergründe zu einer Art Selbsthilfebuch. Aber ohne esoterisches Gelaber – allein schon die Wortwahl zwischen Arschloch und Fotze sprechen entschieden dagegen. Die Gefühle auf der Reise zwischen Erfolgen und Rückschlägen werden schonungslos offen gelegt. Und Monchi wird mir als Leser sympathischer, als er es als prolliger Frontmann je gewesen ist. Auch die Familie – vor allem die Eltern – spielen eine Rolle und machen diese seltsame Reise sehr emotional.
Monchi beschreibt mit schonungsloser Ehrlichkeit und Selbstkritik, wie er es in nur einem Jahr geschafft hat, 65 Kilo abzunehmen, und wie ihn der Kampf gegen die Maßlosigkeit seitdem täglich beschäftigt; mit vielen kleinen Erfolgen, aber genauso vielen Rückschlägen – denn die Herausforderung hat gerade erst begonnen. Auf diesem steinigen Weg ist ein besonderes Buch entstanden, das voller faszinierender Gedanken und Geschichten steckt. Monchi trägt sein großes Herz auf der Zunge – und so schreibt er auch!
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Mit Recht bemängeln viele Fans, dass das nicht mehr „ihr“ Sido ist. Dieser im Mainstream verhaftete Superstar, der von Fernsehsendung zu Fernsehsendung tingelt und neuerdings als Coach bei The Voice of Germany von sich reden macht. Mag sein, dass Paul Hartmut Würdig in der Gesellschaft angekommen ist. Statt Maske nun also öffentliche Statements, die vom breiten Publikum gehört werden. Aber ist das nicht schon länger so? Vielleicht seit er Aggro Berlin verlassen hat, aber spätestens seit er die Maske abgelegt hat und veritable Massenhits wie „Der Himmel soll warten“ (2010), „Bilder im Kopf“ (2012) und „Astronaut“ (2015) schreibt. Das Flirten mit dem Deutschpop gibt es also schon lange – und das neue Album „Ich & keine Maske“ ist die konsequente Weiterentwicklung.
Es ist das achte Soloalbum und sehr persönlich ausgerichtet. „Wie Papa“ richtet sich selbstbeweihräuchernd sowohl an den Nachwuchs als auch an die Mitbewerber in der Rapwelt. Diesbezüglich ist alles beim Alten. „Junge von der Straße“ klingt berührend autobiographisch und beschreibt (vielleicht) den kleinen Paul in seiner Herkunftswelt. In die gleiche Kerbe schlägt „2002“, das einen Blick auf die Zeit vor der Solokarriere wirft.
„Leben vor dem Tod“ und „Beste Zeit“ zeigen die Aufbruchsstimmung der jungen Jahre und „Papu“ ist eine Hommage an den einflussreichen Großvater, der anscheinend eine große Bedeutung für Sido hatte. Nicht rührselig, sondern konsequent ehrlich. Im Hier und Jetzt angekommen dürfen wir auf „Jedes Geheimnis“ die an Sido gerichteten Kinderfragen erleben und ihn als guten Papa bewundern.
Natürlich gibt es massenweise Features: Beka, Monchi, Apache, Samra, Kool Savas, Nico Santos und Casper – um nur einige zu nennen. Der obligatorische Popsong „Pyramiden“, diesmal mit Johannes Oerding an der Melodie, folgt ganz zum Schluss.
Ein starker Beat und perfekter Flow in den Texten machen dieses Album ebenso aus wie die Vorgänger. Hier macht keiner Sido was vor. Er ist allerdings auf einer neuen Stufe angekommen. Schadet ja nichts, wenn die Lyrics neuerdings mehr Sinn haben.
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Punk-Konzerte in ausverkauften Hallen kommen nicht allzu häufig vor. Und bis vor kurzem tauchten Feine Sahne Fischfilet auch keineswegs in der Riege der massenwirksamen Publikumshelden auf. Klar haben sie schon bei vielen Festivals gespielt, beispielsweise beim „Love Gets Dangerous“ im ExHaus Trier, oder die Broilers vor der ausverkauften Arena Trier supportet, doch die Headliner-Show in der Europahalle ist schon etwas Besonderes für die Band aus MeckPomm. Und dass hier gleich an zwei Abenden hintereinander die Halle voll bis zum Rand ist, ist natürlich Folge der „Dessau-Affäre“. Einladung und Ausladung durchs Bauhaus Dessau. Die damit verbundenen politischen Querelen – und schon wird man zum Vorzeigeobjekt der linken Szene. Mit Recht! Denn auch viele gemäßigte und sogar konservative Kräfte konnten diesen Eiertanz und das Duckmäusertum vor den neuen Rechten nicht nachvollziehen.
Sei’s drum. Trier harrte dem Auftritt mit gespannter Erwartung und wurde nicht enttäuscht. Es gab ein bunt gemischtes Publikum: Die knallharte Punk-Fraktion in Bühnennähe, immer in Bewegung und in Feierlaune, das eher abwartende Publikum auf den abgesetzten Stufen im hinteren Hallendrittel. So wurden beide Seiten gut bedient. Als Support waren Enraged Minority am Start. Ihr Musik war – nun ja – nicht gerade filigran. Leider auch sehr dumpf abgemischt. Und das Textverständnis ging (selbst bei den Ansagen) gegen Null. Egal. Die Rolle als Einheizer hat die Band gut erfüllt. Sie zeigte sich auch dankbar gegenüber Feine Sahne Fischfilet und verwies glücklich darauf, dass man „ja sonst nur den Support in kleinen Zentren geben darf“. Also genau die Rolle, die FSF bis vor kurzem relativ oft inne hatten. Dementsprechend verausgabte man sich auch in dem 40minütigen Set. Vor allem Sänger und Schlagzeuger agierten, als hinge ihr Leben davon ab. Es gab Songs für Karl Marx und für die kurdische Freiheitsbewegung. Ein knallbunter, energischer Mischmasch, der die Lust auf die Hauptband steigerte.
Feine Sahne Fischfilet starteten ihr Konzert hinter geschlossenem Vorhang. Zunächst gab es ab 21 Uhr eine Reihe bekannter Punkklassiker vom Band abgespielt, beispielsweise den uralten Yankees-Hit „Halbstark“ (interpretiert von den Toten Hosen). So war das Publikum kollektiv gut eingesungen, als der Vorhang für FSF fiel. Der Jubel machte deutlich, dass da die neuen Helden der Szene auf der Bühne standen. Das aktuelle Album heißt „Sturm & Dreck“ und so prangte der Titel auch in großen Lettern im Bühnenhintergrund. Sänger Monchi (Jan Gorkow) ging von Beginn an auf Tuchfühlung mit den Fans. Dafür gab es ein Richtung Zuschauer raus geschobene, kleines Podest, über das er in voller Größe in Richtung der tanzenden Meute ausgreifen konnte. Mittendrin statt nur dabei. Wie sein Künstlername schon vermittelt, sieht Monchi eher wie ein großer Kuschelbär aus als wie das neue Aushängeschild des Politpunks.
Los ging es mit „Zurück in unserer Stadt“. Bei den vielen Auftritten, die FSF schon in Trier hatten, sehr passend. Schon beim zweiten Song „Alles auf Rausch“ wurde die Europahalle zum Hexenkessel mit kleiner Pyroshow im Publikum und einer wild tanzenden Meute. „So lange es brennt“ war dann der erste ältere Titel und machte deutlich, dass hier nicht nur das aktuelle Werk abgefeiert werden soll. Musikalisch war die Band ganz vorne – traditionell wurde der Punk hier schließlich von zwei Bläsern mit Funk-Einlagen verschärft. Das gibt ein glänzendes Alleinstellungsmerkmal.
Monchi war in Topform und die Band in bester Spiellaune. Einige Follower wurden zum Abfeiern auf die Bühne geholt, es gab einen Ritt durch die Zuschauermenge per Bananenboot, und was an Bier ins Publikum verschüttet und gespuckt wurde, grenzte schon an Alkoholmissbrauch. Natürlich wurden auch ernste Töne angeschlagen. „Ich mag kein Alkohol, nur das Besoffensein“ kann schon nachdenklich machen. Die Schlacht um die Stadt Kobanê stand symbolisch für den Bürgerkrieg in Syrien und wurde im Song „Suruç“ besungen: „Wir haben’s verteidigt. Bauen’s gemeinsam wieder auf.“
„Lass uns gehen“ war nach 80 Minuten der letzte Song vorm Zugabenblock. Doch damit war das Konzert noch lange nicht beendet. 1200 Zuschauer holten die Band schnell wieder auf die Bühne zurück. Monchi lobte den Verein Mare Liberum für sein Engagement, der mit Infostand im Foyer vertreten war und an beiden Tagen vor dem Konzert mit Veranstaltungen in der Tufa auf seine Arbeit der Rettung in Seenot geratener Flüchtlinge aufmerksam machte. „Zuhause“ folgte als Song für eine grenzenlose Welt und später das tröstliche „Wir haben immer noch uns“.
Außerhalb der Europahalle war der Abend zum Glück ziemlich unspektakulär. Keine protestierenden Nazis, keine Bombendrohung. Es war ein Abend zum Feiern, was die Anwesenden ordentlich taten. Heute Abend geht’s weiter. Wer Lust bekommen hat: sorry, ausverkauft.
Die Open Air-Saison in der Region Trier ging auf der Sommerbühne des ExHauses zu Ende – wie sich das gehört. Leider nur vor 700 Zuschauern. Das lag bestimmt nicht am Line Up, denn die Veranstaltung war ausverkauft. Doch brandschutzrechtliche Bestimmungen machen neuerdings den wirklich großen Veranstaltungen einen Strich durch die Rechnung. Schade, denn das Ambiente stimmt noch immer. Der beschauliche Innenhof ist perfekt dafür, es in Deutschlands ältester Stadt ordentlich krachen zu lassen.
Das Festival „Love Gets Dangerous“ stand ganz im Zeichen der antifaschistischen Musikszene. Punk und linker HipHop waren die Markenzeichen der drei deutschsprachigen Headliner, die ab 19 Uhr die Bühne stürmten. Zuvor hatte ich leider Giulio Galaxis und The Baboon Show verpasst. Vor allem letztere sollen den Nachmittag ordentlich gerockt haben, doch man hat ja noch einen Brotjob und muss manchmal Kompromisse schließen.
Wie auch immer. Mit Love A ging es ordentlich zur Sache. Die Post-Punkband hat ihre Wurzeln in Trier und so wurden die Lokalmatadore ordentlich abgefeiert. Das aktuelle (dritte) Album trägt den Titel „Jagd und Hund“ und ist äußerst vielseitig. Einige Prisen Indierock und New Wave mischten sich auch im ExHaus zwischen die typischen Punk-Kracher. Leider ist es ja allgemein üblich, die sinnschweren Worte in diesem Musikstil zu vernuscheln. Aber was die Botschaft war, konnte auch so jeder ahnen: „Nazis raus“ und „Fickt das System“.
Eine Stunde ging viel zu schnell vorbei. Und dann war der HipHop dran. Passt sowas heutzutage? Jawollja, denn die Antilopen Gang ist so herrlich revolutionsromantisch. Schlagzeilen machte die Band im Sommer mit einem Gratiskonzert vor dem Flüchtlingsheim in Freital. Coole Sache. Für ihre Überzeugungen stehen die Rapper ebenso ein wie der Punk von nebenan. Man singt auch gerne mal „Fick die Uni“ – schließlich ist Trier Studentenstadt. Und der Schlagzeuger hämmert wie irre auf den Bestand eines Schrottplatzes ein. Es war auf jeden Fall eine irre Show. Und es wurde lauter und auch bunter auf der atmosphärisch beleuchteten Bühne.
Feine Sahne Fischfilet schließlich hatten nicht nur den geilsten Namen, sondern inzwischen auch ein Stammpublikum in Trier, da sie Ende letzten Jahres als Support der Broilers die Arena gerockt und so manchen Ersttäter überzeugt hatten. Die Punks aus MeckPomm mit ihrem sympathisch rundlichen Frontmann Monchi nahmen wie immer kein Blatt vor den Mund. Warum auch? Dem Verfassungsschutz sind sie eh ein Dorn im Auge und T-Shirt Aufschriften wie „Niemand muss Bulle sein!“ unterstreichen die Differenzen, die man mit der Staatsgewalt hat.
Musikalisch war die Band ganz vorne – traditionell wird der Punk hier schließlich von einigen Bläsern mit Funk-Einlagen verschärft. Das gibt ein glänzendes Alleinstellungsmerkmal an einem solchen Festivalabend. Stimmungsmäßig wurden dann auch wieder Bengalos gezündet, was bei diesen Konzerten dazu gehört, und im Rudeltanz einige blaue Flecken verteilt.
Der krönende Abschluss der Festivalsaison in Trier ist jedenfalls gelungen. Um 23 Uhr dürfte jeder ausgelaugt genug gewesen sein, um beseelt den Heimweg anzutreten. Die Botschaft des Abends ist auch bei jedem angekommen: Es geht um Liebe, nicht um Hass!