Die Natur der wechselseitigen Identitität
Vor 14 Jahren hat Lindsey Stirling die Musikwelt im Sturm erobert. Sie war im Finale von „America’s Got Talent“ und begann ihre Karriere mit dem YouTube-Channel „Lindseystomp“, auf dem ihre Videos mehrere 100 Millionen Mal angeklickt wurden. Am Anfang gab es noch viel eigenwillig interpretierte Filmmusik – später dann Eigenkompositionen, die ins Ohr gehen. Inzwischen kann man sie nicht mehr als hippes YouTube-Phänomen abtun, damit würde man der jungen Violinistin Unrecht tun. Sie ist ein Popstar der heutigen Zeit, der es geschafft hat, gleichzeitig in den Dancefloor- sowie Klassikcharts aufzutauchen und sie füllt die größten Arenen weltweit.
Das neue Werk „Duality“, das mit Produzenten und Co-Autoren wie Graham Muron (Thirty Seconds to Mars, Skrillex) und Lucky West (Walk the Moon, Dreamers) entstand, umfasst ein Dutzend Songs, die Stirlings ausgefeilte Musikalität und ihre Gabe, ausdrucksstarke Melodien zu formen, unter Beweis stellen. Doch während sich die erste Hälfte des Albums auf einen grandiosen und kunstvoll komponierten Sound konzentriert, der von keltischer Musik und anderen globalen Einflüssen geprägt ist, tendiert die zweite Hälfte zu einer kühnen und originellen Form von Pop, der aus dem Zentrum herausführt. Die Zweiteilung des Albums ist auch aus der Titelliste ersichtlich, wo die Tracks durch einen Schmetterling mit zwei unterschiedlichen Flügeln getrennt werden. Ein halbes Dutzend oben, ein halbes Dutzend unten – jeder Track findet sein Gegenstück.
Bei „Survive“ gesellt sich Walk off the Earth-Sängerin Sarah Blackwood zu Stirling und interpretiert den Disco-Klassiker „I Will Survive“ von Gloria Gaynor auf sublime Weise. Mit ihren geschmeidigen Beats und unaufhaltsamen Grooves vermittelt die mitreißende Hymne eine Stimmung freudiger Hingabe, die zum großen Teil Stirlings üppigen und lebendigen Geigenmelodien und Blackwoods heftiger, aber herzlicher Gesangsleistung zu verdanken ist.
„Gerade als ich mein Album fertigstellte, ging meine dreijährige Beziehung plötzlich in die Brüche und ich war untröstlich“, erzählt Lindsey über den Entstehungsprozess des Songs. „Ich hatte gerade genug Zeit, um einen letzten Song zu schreiben, und anstatt zu schreiben, wie ich mich in dieser rohen Zeit nach der Trennung gefühlt habe, habe ich den Song darüber geschrieben, wie ich wusste, wie ich mich letztendlich fühlen würde. Ich schrieb, was ich WUSSTE, dass es wahr war, und nicht, was ich in diesem Moment als wahr empfand. So schrieb ich „Survive“, eine ermutigende Trennungshymne darüber, wie wir alle gedeihen und unser bestes Leben leben können, nachdem wir verletzt wurden. An alle Frauen, die jemals betrogen wurden: Seine Handlungen haben nichts mit eurem Wert zu tun, sondern nur mit seiner Dummheit und seinen eigenen kleinen Gefühlen der Unzulänglichkeit. Du bist eine Königin und wir sind alle besser dran ohne sie. Wenn es jemals eine wahre Königin gab, die auf diesem Song sein musste, dann ist es Sarah Blackwood von Walk Off The Earth, die den Song wirklich zum Leben erweckt hat.“
Auch beim mystischen „Inner Gold“ gibt es starke Vocals von Royal & The Serpent, die von Lindseys Violine umspielt werden. Es erzählt die Geschichte, wie man durch Täuschung leidet und mit einem neuen Gefühl von Selbstvertrauen wieder auftaucht. Dabei dominieren hier orientalische Klänge, die zur weltmusikalischen Vielfalt beitragen. Nach dem Auftakt mit „The Scarlet Queen“ (dem eindringlichen Gegenstück zu „Evil Twin“) wechselt die zweite Hälfte von „Duality“ zu den stolzierenden Rhythmen und leuchtenden Texturen von „Inner Gold“ – einer pop-angehauchten Variante von „Eye Of The Untold Her“. „Alle Songs reihen sich von einer Seite des Albums zur anderen“, erklärt Stirling. „Im Fall von ‚Eye Of The Untold Her‘ und ‚Inner Gold‘ geht es in beiden darum, der inneren Stimme zu vertrauen, aber klanglich sind sie sehr unterschiedlich.“
Stirling war beim Writing aller Songs beteiligt und giab auch sonst nicht das Heft aus der Hand. „Duality“ ist das bisher klanglich gewagteste und emotional komplexeste Album aus ihrer Feder. Und die Live-Performance dürfte glanzvoll werden.
Deutschland Termine (über Live Nation):
- 15.10.2024 Düsseldorf, Mitsubishi Electric Hall
- 18.10.2024 Hamburg, Barclays Arena
- 19.10.2024 Berlin, Uber Arena
- 22.10.2024 Frankfurt, Festhalle