Nicht jedes angekündigte Best-Of-Album ist auch wirklich ein Best-Of-Album, aber dieses Album zeigt die umfangreiche chartangereichte Werkschau der US-amerikanischen Rocker.
Papa Roach haben die Veröffentlichung ihres zweiten Best Of Albums “Greatest Hits Vol. 2 – The Better Noise Years” angekündigt. Das Album wird am 19. März 2021 erscheinen und enthält 12 der größten Top 10 Hits, die zwischen 2010 und 2019 veröffentlicht wurden. Insgesamt werden 21 Songs enthalten sein, darunter auch 3 bisher unveröffentlichte Remixe und 2 unveröffentlichte Akustik Versionen, die Live in den YouTube Studios in NYC aufgenommen wurden. Mit dabei ist auch ein Gastauftritt von Danny Worsnop (ASKING ALEXANDRIA) auf dem Titel “Broken As Me”. Die Originalversion des Songs wurde für Papa Roach’s 2015 erschienenes Album F.E.A.R. aufgenommen. Die Band kommentiert: “Wir wollten die letzten 10 Jahre unserer Laufbahn mit dieser besonderen musikalischen Sammlung feiern, die uns dahin gebracht hat, wo wir heute stehen.”
Zum Start der Pre Order wurde bereits die erste Singleauskopplung “The Ending (Remastered 2020)”, mit dazugehörigem Musikvideo veröffentlicht. Der Song wird zudem im 2021 erscheinenden Horror Thriller “THE RETALIATORS” zu hören sein. Erste Filmausschnitte gibt es exklusiv im aktuellen Musikvideo zu “The Ending (Remastered 2020)” zu sehen. Zudem gibt Sänger Jacoby Shaddix sein Schauspieldebüt im kommenden Film und tritt an der Seite einer breit gefächerten Besetzung auf.
Papa Roach sind seit ihrem Debüt im Jahr 2000 stets relevant geblieben. Heute – nach 20 Jahren – hat die Band monatlich knapp 8 Millionen Hörer auf Spotify mit Gesamt-Streamingzahlen in Milliardenhöhe. Papa Roach haben im Laufe ihrer herausragenden Karriere 21 Top 5 Singles veröffentlicht – 12 davon sind auf dem neuen Greatest Hits enthalten, welches die letzten 10 Jahre der Band zusammenfasst. Ihre Veröffentlichung “Help” aus dem Jahre 2017 wurde kürzlich von der RIAA mit GOLD zertifiziert und verkaufte sich allein in den USA über 500.000 Mal.
Tracklist
“Greatest Hits Vol. 2 The Better Noise Years”
1. Born For Greatness (Remastered 2020)
2. Help (Remastered 2020)
3. Elevate (Remastered 2020)
4. Come Around (Remastered 2020)
5. Broken As Me ( Danny Worsnop of Asking Alexandria)*
6. Falling Apart (Remastered 2020)
7. Who Do You Trust? (Remastered 2020)
8. Gravity ( Maria Brink) (Remastered 2020)
9. American Dreams (Remastered 2020)
10. Face Everything and Rise (Remastered 2020)
11. Periscope ( Skylar Grey) (Remastered 2020)
12. Still Swingin’ (Remastered 2020)
13. The Ending (Remastered 2020)
14. Burn (Rem astered 2020)
15. Kick In The Teeth (Remastered 2020)
16. Elevate (Aelonia Remix)*
17. Help (Aelonia Remix)*
18. Born for Greatness (Cymek Remix)*
19. Top of the World (Aelonia Remix)*
20. Face Everything and Rise (Live Acoustic)*
21. Leader of the Broken Hearts (Live Acoustic)*
* bisher unveröffentlichtes Material
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Am 28. August erscheint beim Label Better Noise Music das dritte Album der aus Pennsylvania stammenden Band FROM ASHES TO NEW. Was erwartet den geneigten Hörer? – Eine Mischung aus Papa Roach und 30 Seconds To Mars, alles sehr eingängig, airplaytauglich, einige Songs mit minimal aggressiveren Anlagen, aber alles doch recht weich gespült, nichts für den wirklichen Metalfan, sondern eher für die Rock-Sparten-Radiohörer.
Textlich hätte das Album eine gute Basis für ein besseres Metalalbum dargestellt, lediglich der Titeltrack lässt durchblicken, was man daraus hätte machen können.
“Auf diesem Album aber wollten wir dem Gedanken nachgehen, dass man wissen muss, wo man mental steht, um überhaupt zu wissen wie man etwas überwinden kann”, sagt Brandyberry über das lyrische Thema des Albums. ”Panic” spiegelt das gesamte Konzept des Albums dahingehend wider, dass wir täglich ein Gefühl von Angst empfinden. Was wir jeden Tag in den Medien und sozialen Netzwerken erleben, ist sehr viel Panikmache und ich glaube, dass viele Menschen versuchen sich gegenseitig Angst zu machen – und als Ergebnis dessen, fangen wir an uns gegenseitig als Individuen zu verlieren. Es fühlt sich an, als hätten wir die ganze Zeit diesen Schatten über uns – dieses Gefühl der Angst und die Panik, so wie wir sie nennen.”
Um das volle Potential der Songs auszuschöpfen, hat sich die Band mit Produzent Colin Brittain (Papa Roach, All Time Low) zusammengetan. Sie verbindet die gleiche musikalische Vision, die sie auch schon auf dem Song “Nowhere To Run”, welcher auf dem letzten Album enthalten war, gemeinsam umgesetzt haben. “Auf der letzten Platte hatten wir die Gelegenheit einen Song mit Colin zu produzieren, es kam irgendwie ganz spontan zustande”, erklärt Brandyberry. “Wir mochten seine Herangehensweise und die Kreativität und haben uns dann gedacht, wenn wir sowas in so kurzer Zeit zusammen schaffen, was könnten wir erreichen, wenn wir ein ganzes Album mit ihm machen?” Für den Titeltrack „Panic“ und für „Wait For Me“ hat die Band außerdem noch mit Erik Ron (Godsmack, Motionless In White) zusammengearbeitet, der seinen unverkennbaren, dynamischen Stil in die Songs einfließen ließ. Das Ergebnis ist ein Album, das zeigt, wie sehr From Ashes To New in den letzten zwei Jahren, von denen sie einen Großteil auf Tourneen mit Bands wie Five Finger Death Punch, Papa Roach, Ice Nine Kills und Skillet verbracht haben, gewachsen sind.
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Die Botschaft des siebten Studioalbums von Within Temptation ist mehr als deutlich: „RESIST” – widerstehe! Sharon den Adel sagt: “Es ist wichtig, zu widerstehen, denn in der heutigen Gesellschaft werden die Menschen durch soziale Komponenten immer weiter unterdrückt. Ein Prozess, der von Machthabern, Diktatoren, aber auch von internationalen Großkonzernen gelenkt wird. Wir müssen uns davon befreien, wenn wir uns selbst weiterentwickeln wollen, anstatt von einer höheren Macht beobachtet und kontrolliert zu werden.”
Dieser Weckruf zieht sich wie ein roter Faden durch die Tracklist. Vier Jahre nach der Veröffentlichung von “Hydra” kehren Within Temptation zurück und liefern zehn hymnenartige Songs, getrieben von düsteren Melodien. Die symphonischen Elemente sind in den letzten Jahren sukzessive einer Mischung aus Pop und Hardrock gewichen. In diese Kerbe schlägt auch der neue Release. Trotz aller Elektronik trägt “Resist” aber noch genügend Härte in sich, um dem Albumtitel gerecht zu werden.
Jacoby Shaddix von Papa Roach verfeinert “The Reckoning”. Im Hintergrund von “Endless War” gibt es schöne chorische Momente. Anders Fridén von In Flames ist bei “Raise Your Banner” als Gastsänger an Bord. Damit werden deutliche Akzente gesetzt. Und selbst wenn es bei “Holy Ground” und “In Vain” ruhiger wird, stellt sich keine Langeweile ein.
Nachdem es schon Auflösungsgerüchte gegeben hatte, ist die Band eindrucksvoll zurück. Von Müdigkeit keine Spur. Sharon ist stimmgewaltig wie eh und je – mit “Resist” liefert man ein weiteres solides Album. Nichts wirklich Neues, aber für Fans allemal die richtige Platte zur richtigen Zeit.
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Kaum zu glauben, aber wahr. Papa Roach feiern 2013 ihr 20-jähriges Bestehen. Grund genug für eine kleine Unterhaltung mit den Schabenvätern vor ihrem Auftritt in Köln. Gitarrist Jerry Horton gab MHQ-Redakteur Marc Brüser Auskunft über die Entwicklung der Band, Ex-Member Dave Buckner und über einen Menschen, der es nicht verdient hat, an dieser Stelle genannt zu werden.
Jerry, wie geht’s dir? Ihr hattet gerade ein Meet and Greet oder?
Jerry: Ja, ein paar Kids haben mit uns Fotos gemacht, sich mit uns unterhalten. Das Übliche, was man halt so bei Meets & Greets macht.
Ich habe auf deiner Seite gesehen, dass du ein leidenschaftlicher Fotograf bist. Warst du heute schon unterwegs?
Jerry: Nicht heute, aber gestern. Köln bietet ja ein paar ganz schöne Spots zum Fotografieren, wie etwa den Dom. Wir waren ja auch schon sechs oder sieben Mal hier und kennen die Stadt ein wenig. Wir gehen zum Beispiel immer zu einem Thailänder essen. Der Laden heißt „Thai Haus” und ist echt super.
Euer Sound hat sich im Laufe der Jahre mehrfach geändert. „Infest” und „The Connection” kann man meiner Meinung nach schwer bis gar nicht mehr vergleichen. Welches Album würdest du Leuten empfehlen, die vorher noch nie etwas von Papa Roach gehört haben? Sofern es solche Leute überhaupt noch gibt…
Jerry: Puh…gute Frage. Ich würde ihnen glaube ich am ehesten „Getting Away With Murder” nahelegen, weil es in unserer Diskographie jetzt ungefähr in der Mitte liegt. Das Album war auch der erste richtige Stilbruch der Band. „Infest” war ja das Album, was jeder absolut geliebt hat. Es zeigt aber einfach nicht wer wir sind, zumindest jetzt nicht mehr.
Nervt es dich sehr, dass bei jedem Album-Release direkt der Vergleich zu „Infest” gezogen wird?
Jerry: Das machen die Leute halt, da kann man leider auch nichts dran ändern. Wir haben uns damit arrangiert, mehr aber auch nicht.
Wenn wir gerade schon über die Vergangenheit sprechen: Seid ihr immer noch in Kontakt mit eurem ehemaligen Drummer Dave Buckner?
Jerry: Wir hatten einen Auftritt auf einem Festival in Sacramento im August und er hat mit uns dort „Last Resort” gespielt. Ich bin wirklich froh, dass es ihm wieder etwas besser geht. Vor allem hat er ordentlich Gewicht verloren, was wirklich gut für seine Gesundheit ist.
War das auch ein Grund, warum er die Band nach eurem vierten Album „The Paramour Session” verlassen hat?
Jerry: Das war in erster Linie wegen seines starken Drogenproblems. Manche können den Konsum kontrollieren, er war definitiv dazu nicht in der Lage. Dauernd gab es Diskussionen und er war durchgehend beschissen drauf. Die Situation hat die Band gerade in der Zeit sehr belastet. Ich denke, es war für alle Beteiligten das Beste, dass Dave ausgestiegen ist, besonders für ihn.
Du bist ja das beste Beispiel dafür, dass es auch anders gehen kann. Du hast selbst „Straight Edge” (Verzicht auf Drogen jeglicher Art sowie das Essen von Tieren und der Zunahme tierischer Produkte, Anm.d.Red.) als Lebensstil gewählt.
Jerry: Ja, ich behalte das normalerweise auch für mich, aber du hast recht.
Die nächste Frage betrifft Papa Roach eigentlich gar nicht, wenn du keinen Bock hast, musst du hierauf auch nicht antworten. Ian Watkins, Sänger der Band „Lostprophets” gab heute vor Gericht zu, sexuelle Handlungen mit mehreren Minderjährigen gehabt zu haben. Außerdem gestand er ebenfalls, dass er versucht hat ein elf Monate altes Baby zu vergewaltigen. Lostprophets und Papa Roach sind ungefähr zur selben Zeit bekannt geworden, haben auch auf einigen Festivals zusammen gespielt. Kanntest du Ian gut und was für einen Eindruck hat er damals auf dich gemacht?
Jerry: Es ist einfach traurig, so etwas zu hören. Dieser Mensch ist auf jeden Fall nicht richtig im Kopf! Ich werde nie verstehen, wie jemand so etwas Ekelhaftes auch nur versuchen konnte. Wir haben nie eine Tour mit ihnen gespielt, ich habe ihn einmal auf einem Festival getroffen. Die anderen könnten dir bestimmt mehr darüber erzählen. Ehrlich gesagt bin ich auch nicht so der Typ, der mit Leuten nach Shows gerne rumhängt, ich habe dann immer lieber meine Ruhe (lacht).
Als Interview-Partner hast du dich gut geschlagen. Vielen Dank für die Zeit!
Ein weiterer Dank geht an Peter Klapproth von Pirate Smile, der uns dieses Interview ermöglicht hat.
Es gibt einige Bands, bei denen man das Gefühl hat, sie würden eine Garantie für gute Konzerte an ihre Fans geben. Nicht mehr und nicht weniger präsentieren Papa Roach nun seit mehr als zwölf Jahren weltweit. In Deutschland bleibt ihr Auftritt beim Bizarre Festival 2001 unvergessen, als sich Sänger Jacobi Shaddix bei “Blood Brothers” seinen Kopf mittels eines Mikrofons blutig gehauen hat, als wolle er mit der Aktion den Song schauspielerisch untermalen. Großes Kino. Mittlerweile kratzen die Herren aus Vacaville (Kalifornien), an die 40 Jahre, die Intensität bei Konzerten ist ihnen bis heute treu geblieben. Das wird sich auch an diesem kalten Novemberabend in Köln nicht ändern.
Man Betritt die Halle, als „Glamour of the Kill” gerade mit ihrem Set beginnen. An sich passt die Band ganz gut als Support, jedoch sind sie hinsichtlich Live-Qualitäten weit mit einer Band wie Papa Roach ernsthaft in Konkurrenz zu treten. Der Anstandsapplaus fällt dennoch nicht zu knapp aus, als der Vierer aus Großbritanien die Bühne für den Headliner des Abends frei macht.
Der lässt sich auch nicht lange bitten und legt mit „Burn” und „Silence Is athe Enemy” los. “Are there some old school fans in the house tonight?” brüllt Jacobi Shaddix der Menge entgegen. Als die ersten Akkorde von “Blood Brothers” zu hören sind, entstehen bereits riesige Moshpits, bevor der Song richtig angefangen hat. Jacobi ist sichtlich erfreut und brüllt sich die Seele aus dem Leib. Generell merkt man der Band eine große Spielfreude an, sei es bei neuen Stücken, wie “Still Swingin” oder alten Schinken wie “Born With Nothing And Die With Everything”. Stromkonzerne könnten sich bei der Energie, die heute Abend freigesetzt wird, ein Beispiel nehmen. Bei „Leader of the Broken Hearts” geht Shaddix auf Tuchfühlung mit der Menge und singt den gesamten Song im Graben. Nach gut 50 Minuten verabschieden sich Papa Roach mit „To Be Loved” von der Bühne. Was dann folgt kann man getrost als eine der besten „Drei-Song-Zugaben” aller Zeiten bezeichnen. „Getting Away With Murder”, „Dead Cell” und „Last Resort” zerstören die Menge dann vollends.
Zwar kommen Papa Roach nur auf 16 Songs und 75 Minuten Spielzeit, dennoch hat es ausgereicht die Menge komplett auszulaugen, sodass es überhaupt fraglich ist, ob sie überhaupt noch einen weiteren Song überstanden hätten. Bei der nächsten Deutschland-Tour gerne wieder.
Lange war es ungewiss wie die Zukunft des größten Festivals Deutschlands Rock am Ring aussehen mag. Dass die Knappheit des Geldes ein immenses Problem für den Nürburgring ist, stellt längst kein Geheimnis mehr dar. Die Politik rund um den ehemaligen Ministerpräsidenten Beck hatte die Sorgen der Ausrichter unendlich vieler Autorenn- und Musikveranstaltungen nicht gerade gemindert. Glücklicherweise konnte man sich am Ende irgendwie einigen, so dass die 28. Ausgabe von Rock am Ring pünktlich am Freitag starten konnte.
Angereist wird bereits am Sonntag auf den altbewährten C2 Zeltplatz, der einem schon so viele schlaflose Nächte durch Parties, Musik und die Zeltplatzterroristen gebracht hat. Letztere sind zum ersten Mal übrigens nicht vollzählig angereist, da ihnen Rock am Ring allmählich zu viele Regeln beinhalte. Im späteren Verlauf des Berichts wird sich herausstellen warum so manche Regeln doch ihre Berechtigung haben und trotzdem eine gewisse Anarchie ständig präsent ist. Ansonsten ist alles beim Alten: Nachbarn begrüßt man anprostend mit Dosenbier, wahlweise „Turmbräu” oder „5,0″, verabredet sich zu Bierpong oder zu einem Ründchen Flunkyball. Ja, es könnte alles idyllisch sein – doch plötzlich, ein lauter Knall wenige Meter neben uns! Was war das? Rauchbomben? Schnellfeuerwaffen? Nein, nur ein China Böller, den unsere Nachbarn aus Kaiserslautern auf ihrem Grill angezündet haben. Puh, noch mal Glück gehabt. Vorerst…
Am Abend stehen schon die ersten Konzerte auf dem Programm. In einem kleinen Gästehof mit Eventzelt geben sich KMPFSPRT, Kapelle Petra und die einzigartigen Kassierer die Ehre. Wer Letztere noch nie zuvor hautnah erleben konnte, bekommt seinen ersten Kulturschock, noch bevor das Festival überhaupt anfängt. „SAUFEN, SAUFEN, JEDEN TAG NUR SAUFEN!” schallt es aus hunderten durstiger Kehlen. Schnell fliegen die Klamotten von Frontmann Wolfgang Wendlandt, dem wohl dicksten Punkrocker auf diesem Festival, und er steht wie Gott ihn schuf vor den ca. 1500 Leuten. Es wird gelacht, getrunken und sich aufs niveauloseste artikuliert. Alles ganz lustig soweit, bis mehrere Leute das unglaubliche Bedürfnis verspüren auf Traversen klettern zu müssen, die senkrecht aus dem Boden herausragen, sodass die Band ihr Programm unterbrechen muss. Schade eigentlich, bis dahin waren „Blumenkohl am Pillemann” oder „Das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist” doch recht unterhaltsam. Zurück auf C2 geht das feuchtfröhliche Zündeln mit „Pyrotechnik ist kein Verbrechen!” – Gegröle weiter. Andere verziehen sich lieber ins Zelt, da die morgigen Bands weitaus mehr wert sind, als ein Feuerchen unter Ringrockern.
Der Freitag beginnt mit strahlendem Sonnenschein und wunderbaren 25 Grad im Schatten. Man öffnet entspannt das erste kühle Blonde, spielt Flunkyball – und sieht wie die Nachbarn aus Kaiserslautern eine gesamte Mülltonne in ein riesiges offenes Feuer werfen. Zum Glück hat die Security in diesem Jahr weniger Nachsicht mit Leuten, die Raketen als Artillerie benutzen oder halt mit Müll den gesamten Zeltplatz abfackeln wollen. Daher geht es nach dieser Aktion für den Großteil der Truppe nach Hause mit einem weinenden und einem betrunkenen Auge.
Nebenbei steht am Nachmittag ein ganzer Haufen großartiger Bands auf der Bühne, wie zum Beispiel Imagine Dragons auf der Center Stage. Zwar passt das Wort „Rock” nicht wirklich zu der Gruppe aus Las Vegas, dennoch werden sie vom Publikum bei jedem Radiohit ordentlich abgefeiert. Musikalisch sieht es auf der Alternastage dann doch deutlich härter aus. A Day To Remember betreten am frühen Abend die Bühne und zum ersten Mal in diesem Jahr erlebt die Alternastage ein richtiges Erdbeben. Luft wird verprügelt, die ersten blutüberströmten Gesichter taumeln Richtung Zelte der Sanitäter, aber mit einem Lächeln auf den geschwollenen Lippen. Verabschiedet wird sich standesgemäß mit „The Downfall Of Us All” bei dem das Publikum noch einmal alles gibt. Ja, der Freitag ist von den Bands her das qualitativ beste und vielseitigste Line-Up. Dies untermauern auch Wax auf der Clubstage, die derzeit mit ihrem Hit „Rosana” in sämtlichen Radiostationen weltweit zu hören sind. Die richtigen Pfunde lassen aber noch auf sich warten. Neben den Broilers (Award für das aggressivste und härteste Festival-Konzert des Rings, dagegen sehen ADTR wie ein Haufen von Anfängern aus) und Bullet For My Valentine, gibt es auf der Alternastage Trailerpark-Musik par excellence: Die Begründer des NuMetal Limp Bizkit und KoRn geben sich heute nacheinander die Ehre. Die Weichkekse beginnen direkt mit ihrem Klassiker „Rollin’”. Fred Durst, in weißem Hoodie und Gandalf Bart, lobt das Publikum ein ums andere Mal für seine Gesangseinlagen, vor allem bei „Behind Blue Eyes”. Wes Borlands heutiges Outfit könnte von dem Herrn der Finsternis dieses Mal höchst persönlich geschneidert worden sein: Mit einer neonweißen Maske, blau/braunen Augen und pechschwarzen Zähnen hämmert er ein Riff nach dem anderen heraus. Manches 16-jährige Mädchen wird deshalb wahrscheinlich noch tiefste Albträume von ihm haben. Die vorderen Reihen quittieren dies eher mit einer minütlichen Wall Of Death. Als KoRn mit „Freak on a Leash” ihr Set beenden, sind die meisten so dermaßen im Arsch, dass sie sich nur mit Mühe und Not zu ihren Zeltplatzen schleppen. Dort geht die Party bis in die frühen Morgenstunden weiter.
Wes Borland als Dämon aus der Hölle
Das Ringwetter ist ja geprägt von Regen. Am Samstag ereilte einen die lang erwartete Sintflut bei Papa Roach auf der Centerstage. Das bringt jedoch Jacobi Shaddix nicht aus der Ruhe in den Fotografengraben zu gehen und das wohl schönste Foto des gesamten Festivals von sich machen zu lassen. Danke für diese Pose.
Jacoby Shaddix hautnah am Samstag auf der Centerstage
Kaum sind Papa Roach vorbei, legt sich auch der Regen wieder. Eine kurze Pause an Marios Pizza, gefolgt von einem nahrhaften Knoblauchbaguette, schon ist man wieder bei seinen Kräften, um in die vorderste Reihe bei Biffy Clyro zu marschieren. Diese verwöhnen die Menge mit einem Best-Of der letzten beiden Alben „Opposites” und „Only Revolutions”. Tocotronic gehen anschließend ein wenig unter, Stimmung will bei den Hamburgern einfach nicht wirklich aufkommen, trotz einer grandiosen Setlist. So endet ihr 45-minütiges Konzert ein wenig abrupt mit „Drüben auf dem Hügel”. All diese Nachmittagsbands kann man als einen kleinen Vorgeschmack empfinden, auf das was einen am Abend erwartet. Als man es sich gerade gemütlich macht mit einem Bier auf der „Scheiiiiß Tribüne”, bekommt man eine SMS, dass eine Berliner Band gerade auf der Clubstage ihr einziges Deutschlandkonzert in diesem Jahr geben wird. Und zack, schon steht man in der ersten Reihe der Beatsteaks. Eine gelungene Überraschung!
Überraschungskonzert der Beatsteaks auf der Clubstage
Die Sonne geht allmählich unter, ein Schwarz erfüllt den Himmel, wolken- und sternenlos. Dann der erste konzentrierte Lichtstrahl von der Bühne, mitten in die Menge. „Where are my voodoo people? WHERE ARE MY VOODOO PEOPLE?!?!” Es hämmert aus den Boxen und The Prodigy beginnen ihr Set. Danach gibt es kein Halten mehr. Alles was ich eben über die Broilers geschrieben habe: Vergesst es! Menschenmassen verschmelzen zu einer riesigen Welle, die ständig in Bewegung ist. Man will gar nicht wissen wie viele Leute sich in diesen 90 Minuten verletzt haben und zugleich eines der wohl besten Konzerte ihres Lebens gesehen haben. Während der Hälfte des Sets wechselt man ein weiteres Mal auf die Alternastage. Nicht etwa wegen der Leistung von The Prodigy, die war großartig, sondern um den Abend mit der Freundin gemütlich bei The Killers ausklingen zu lassen. Nach „When You Were Young” inklusive Feuerwerk macht man sich bereit für den letzten Tag und der beginnt mit…
REGEN. Das ist das erste was einem in den Sinn kommt, wenn man sein Zelt aufmacht und sich diesen Rotz von Wetter angucken muss. Die Stimmung ist dementsprechend bedeckt. Zwar werden immer noch Leute an irgendwelchen Gegenständen festgetapet, es wird weiter das Kartenspiel „Kings” gespielt, aber die Motivation bei allen Mitstreitern den langen Hügel von C2 aus zum Festivalgelände zu besteigen, hält sich doch eher in Grenzen. Scheißegal, geht man halt alleine nachmittags dorthin. Mit Dosenbier bewaffnet macht man sich auf die Reise. Heute beherrscht der Hip Hop die Alternastage. So spielen nacheinander Die Orsons, Blumentopf, A$AP Rocky und zeigen, dass es auch eine Daseinsberechtigung für Sprechgesang auf dem Ring gibt. Andernorts zerschmettern gerade Bullet die Clubstage. Ein kleiner Mann, vielleicht 1,50 m, jedoch mit einer wahnsinnigen Stimme, welche selbst Brian Johnsons Gesang in den Schatten stellt, kann die halbvolle Clubstage für sich begeistern.
Am Abend gibt es eine Premiere. Green Day dürfen, zum ersten Mal in ihrer Bandgeschichte , den Ring headlinen. Für diese Ehre haben sie sich etwas Besonderes ausgedacht und holen gleich mehrere Leute auf die Bühne, um mit ihnen Songs zu singen.
Lassen sich ordentlich feiern: Green Day als Abschlussact am Sonntag auf der Centerstage
Den glorreichen Abschluss macht jedoch die wohl bekannteste Dancehall-Combo Deutschlands. Seeed zeigen wie Blumentopf und A$AP Rocky heute Mittag, wie wichtig die Vielfalt von Genres auf Festivals ist und sichern sich den Platz für den besten Sonntags-Act, zum Einen wegen der großartigen Setlist – „Dancehall Caballeros” direkt zu Beginn, wie geil ist das denn bitte? – bis hin zu Mitmach-Aktionen wie dem Harlem Shake, inklusive „Kleidungsstücke rumwirbeln”. Ein absolut würdiger Abschluss.
Sicherlich werden viele Festivalisten über gewisse Aspekte etwas zu meckern haben: Beispielsweise waren die Ordner, was das Organisatorische anging nicht immer auf der Höhe. Außerdem hörte man immer wieder die gleiche Leier: „Rock am Ring ist voll scheiße geworden. Da spielt jetzt sogar der schwule Panda, was soll das?”.
„Kommerz am Ring” hin oder her, das was Marek Lieberberg und sein Team dieses Jahr veranstaltet haben, überzeugte weitgehend auf ganzer Linie. Ein großer Pluspunkt war wie immer das gut ausgesuchte Line-Up, bis hin zur Sicherheit auf den Zeltplätzen. Wie es auch weiter geht mit der Ringplanung in den nächsten Jahren, 2013 war eine hervorragende PR für die Location.