Selbst eine im Grunde doch recht düstere Serie wie „Babylon Berlin“ gewinnt an positiver Grundstimmung, wenn Max Raabe ans Mikro tritt. So geschehen in der aktuell vierten Staffel mit dem Song „Ein Tag wie Gold“. Als Sänger Emil Engel performt er die im Stil der 1920er Jahre gehaltene Nummer gemeinsam mit seinem Palast Orchester. Und mal wieder passt alles. Das Auftreten des Sängers gepaart mit einer wundervoll sonoren Stimme trifft genau das Flair der Serie.
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Schön, dass es dieser Titel auch auf Raabes neues Album „Wer hat hier schlechte Laune“ geschafft hat. Die unterschwellige Drohung, uns dieses sofort auszutreiben, wirkt Wunder. Max Raabe singt von der Liebe, von ihrem zarten Erblühen und Verwehen, von Gefühlen und ihrer Verwirrung. Aber auch die Freude am Fahren mit Strom und der Wunsch, mit Hummeln und Hirschen durch die Wälder zu pirschen, spielen eine Rolle.
Mit seiner wundervollen Baritonstimme kündet Max Raabe vom kleinen Glück unter den Birken am Feldrain („Der Sommer“). Er erzählt von einer Zufallsbegegnung im Zug, aus der sich – nach allerlei peinlichen und unangenehmen Momenten der unsicheren Annäherung – vielleicht ja doch etwas ergeben könnte („Das mit uns kann was werden“). Und er singt in dem herzzerreißenden Stück „Es wird wieder gut“ von dem Vertrauen darauf, dass es mit ihm allen äußeren Anzeichen zum Trotz doch irgendwie weitergehen wird.
Neben den intelligenten Texten stehen ästhetischer Gesang und elegante Arrangements im Mittelpunkt des Geschehens. Als Songwriter sind altbekannte Größen wie Annette Humpe, Christoph Israel, Peter Plate, Ulf Leo Sommer, Joshua Lange und Achim Hagemann mit an Bord, was der Produktion wieder sehr gut tut.
Klar: wirklich innovativ ist das natürlich nicht. Max Raabe wird seinen Stil vermutlich nicht mehr ändern, wenn man mal von dem vermehrten Einsatz elektronischer Spielereien absieht. Aber das erwartet ja auch niemand. Der Stil der 20er Jahre ist ihm wie auf den Leib geschneidert. Warum also am Image rumpfuschen? Der Witz vergangener Zeiten erschließt sich als Gesamtpaket – inklusive des Zebras auf den Promofotos.
Es ist der Song, mit dem alles begann. Mit „Santiano“, ihrem ersten und größten Hit, starteten fünf Musiker vor zehn Jahren einen Rekordlauf durch die deutsche Musiklandschaft, wie es ihn noch nie gegeben hat. Ebendieser Song kündigt nun das Santiano Jubiläumsalbum „Die Sehnsucht ist mein Steuermann – Das Beste aus 10 Jahren“ an. Und für die neue, internationale Interpretation ihres Klassikers haben sie sich niemand anderen als Shootingstar Nathan Evans eingeladen.
Bereits für Nathans eigenen großen Hit „Wellerman“ taten sich die Giganten des Shanty-Rocks mit dem schottischen Musiker zusammen, um eine gemeinsame Version aufzunehmen. Und auch während ihrer jüngsten Tournee durch die größten Arenen des Landes hatten Santiano Nathan für einige ganz besondere Abende zu Gast. Nun realisieren die sechs Musiker mit ihrer geteilten Shanty-Leidenschaft auch den größten Hit der norddeutschen Chartstürmer: Santiano. Die Musikgrößen bringen es gemeinsam auf mehrere Millionen verkaufter Tonträger und über eine Milliarde Streams, außerdem Gold- und Platin-Auszeichnungen über ihre Heimatländer hinaus. Sie begeistern Fans durch alle Schichten und Generationen und teilen außerdem eine ungebrochene und für jeden nachfühlbare Authentizität in ihrer Nähe zur See.
Fotocredit: Laura Besch
Mit ihrer eigenen Version des Shantys „O Santianna (All on the Plains of Mexico)“ haben Santiano bereits Kulturgut geschaffen. Seit der Veröffentlichung 2012 ist der Song nicht nur eine feste Größe auf den Konzerten der Band selbst. Er wird auch von zahllosen anderen Musikern auf Volks- und Hafenfesten, Piratentagen und Kindergarten- wie Schulaufführungen gespielt. Er gehört zum Repertoire von Shanty- und Freizeitchören und ist mindestens in der nördlichen Hälfte der Republik längst Allgemeingut. Gemeinsam mit Nathan Evans und ihrer englischsprachigen Version des Hits dürften Santiano sich wiederum neue Fans erspielen, wie sie es seit 2012 konsequent bei jeder Gelegenheit tun. Und wieder einmal stellt die Band außerdem unter Beweis, dass sie sich keineswegs auf ihrem immensen Erfolg ausruht, sondern jederzeit für neue Überraschungen gut ist.
Für den Remix ihres Klassikers haben sich Santiano mit dem erfolgreichen Musiker/ Remixer Jerome eine weitere musikalische Größe mit an Bord geholt. Als DJ, Produzent und Entertainer ist Jerome seit mehr als 10 Jahren Fahnenträger der Dance Szene und beschallt monatlich über 3 Millionen Spotify-Hörer. Mit seinen Hitsingles „Light“, „Take My Hand“ & „Lonely“ erzielte er mehrere Gold und Platinaus-zeichnungen in Deutschland, Österreich, Schweiz, Polen und Dänemark und war zeitweise mit drei Titeln parallel in den Deutschen Single Charts vertreten.
Das Jubiläumsalbum „Die Sehnsucht ist mein Steuermann – Das Beste aus 10 Jahren“ erscheint am 7.10.2022.
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Durch die „MTV unplugged“ Veröffentlichung im Jahr 2019 kommt es mir noch gar nicht so lang vor – doch tatsächlich stammt das letzte Studioalbum der Folkrocker Santiano aus dem Jahr 2017. Fünf Jahre Abstand, um sich mal wieder aus dem Schatz seemännischer Motive zu bedienen und die musikalische Weite Schleswig-Holsteins zu neuem Leben zu erwecken.
Santiano haben innerhalb der deutschen Musiklandschaft Ziele erreicht, von denen die meisten nur träumen können: Millionenfach verkaufte Alben zu einer Zeit, in der physische Tonträger bereits als Auslaufmodell galten, Nummer-1-Platzierungen mit allen ihren Veröffentlichungen, ausverkaufte Tourneen durch die größten Hallen Deutschlands und sämtliche Musikpreise der Branche. Nun schreiben die Giganten des Shanty-Rocks ihre Geschichte mit dem fünften Studio-Album fort und stellen ihre Musik dabei in den größtmöglichen Zusammenhang. „Wenn die Kälte kommt“ ist ein Konzeptalbum, das musikalisch nahtlos am bisherigen Schaffen der fünf Nordmänner anknüpft. Ein Werk, das den Bogen über ein Jahrhundert der Seefahrt spannt und in dreizehn Songs an den Kern der Beziehung zwischen Mensch und Meer vordringt.
Zur Idee: Am 16. Juni 1918 brach der norwegische Seemann und Polarforscher Roald Amundsen auf eine Expedition auf, um als erster Mensch den Nordpol zu erreichen. Fast auf den Tag genau 103 Jahre später begann im Juni die Expedition des norddeutschen Polarforschers Arved Fuchs, der auf seiner „Dagmar Aaen“ an den Folgen des Klimawandels forscht. Und ebenfalls in diesem Jahr sorgte Boris Herrmann für Schlagzeilen mit dem dramatischen Finish seiner waghalsigen Solo-Weltumseglung im Rahmen der Segelregatta Vendée Globe. Vieles hat sich in den gut hundert Jahren seit Amundsen verändert: Es geht nicht länger darum, die feindliche Naturgewalt herauszufordern und zu bezwingen. Stattdessen sammeln wir Erkenntnisse, um unsere einzigartige Welt für uns und unsere Kinder vor weiterem Schaden zu bewahren. Doch noch immer suchen wir das Abenteuer, die eigenen Grenzen und den neuen Weg, den niemand vor uns gegangen ist.
Das ist der Leitfaden von „Wenn die Kälte kommt“, und mit diesem Gefühl im Herzen gingen Santiano an die Konzeption ihres Albums. Die epische Umsetzung des Titeltracks mit orchestralem Breitwand-Moment ist schon mal sehr gelungen, doch mir liegt zur Review leider nur die Standard-CD-Version mit den aneinander gereihten Songs vor. Ich muss ehrlich sagen: Die reißen mich nicht vom Hocker. Gefällige Seemannslieder im rockigen Gewand – okay. Aber die drumherum erzählte Geschichte fehlt dann doch.
Vermutlich kommt das in der „Deluxe Edition“ besser, wo auf der zweiten CD die Stücke in die erzählte Geschichte (gelesen von Klaus Esch) eingebunden sind. Schließlich gibt es einige intensive Momente in der Tracklist. So haben Santiano mit „An’t Enn vun de Welt“ wieder einen Song in plattdeutscher Sprache aufgenommen und mit einer deutsch/englischen Version des schwedischen Traditionals „Vem kan segla förutan vind“ („Wer kann segeln ohne Wind“) einen der schönsten, stillen Momente ihrer bisherigen Karriere geschaffen.
Da im Moment keine Folkrockband an dem Superhit „Wellerman“ herumkommt, hat man sich für den Bonustrack Nathan Evans eingeladen und schmettert den Nummer 1-Shanty in einer fetzig-rauen Version. Das macht Spaß!
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21 Jahre ist es nun her, dass diese Band ihre ersten Auftritte hatte; damals standen die Musiker mit Trommeln und Sackpfeifen an Straßenecken herum und spielten für das Geld, das man ihnen in die Hüte warf. Sie hätten das damals ja selbst nicht gedacht, sagen Saltatio Mortis heute: Dass man mit Schnabelschuhen, Schellenband und Dudelsack irgendwann mit vier Nummer-Eins-Alben dasteht und mit einer goldenen Schallplatte noch dazu. Und dass es eine so bunte Truppe, auch nach über zwanzig Jahren, immer noch schafft, so erfolgreich zu sein, in einer Welt, die zunehmend grau wird – allein das ist ein Zeichen, das Hoffnung macht.
Hoffnung, die im zweiten Jahr der Corona-Ausnahmesituation auch dringend notwendig scheint. Auch knapp ein Jahr nach der Veröffentlichung von „Für immer frei” ist von der alten Normalität noch nichts zu spüren. Konzerte, wie wir sie kannten, gleichsam das Lebenselixier von Saltatio Mortis, gibt es nach wie vor nicht. Die Band fiebert den ersten Auftritten nach über 18 Monaten Bühnenabstinenz entgegen und hat für die Käufer der limitierten Auflage auch einen kompletten Mitschnitt des besonderen «Corona-Livestream» Konzertes auf DVD im Gepäck.
Doch nicht nur die Welt da draußen hat sich verändert, auch im kleinen Saltatio-Kosmos hat sich Einiges getan: Zeitgleich mit dem Release von “Für immer frei” wurde Lasterbalk – Gründungsmitglied, Schlagzeuger, Texter und Manager von Saltatio Mortis – Vater einer kleinen und sehr bezaubernden Tochter. Kinder verändern die Welt, und so scheidet er aus dem zeitintensiven Tourgeschäft aus, um seine Tochter aktiv beim Aufwachsen zu begleiten. Die Drumsticks übernimmt Jean und sorgt mit seiner unbändigen Spielfreude für die richtigen Beats. Lasterbalk wird weiterhin hinter den Kulissen für die Band da sein und natürlich fleißig an neuen Songs mitarbeiten.
Die ersten Ergebnisse dieser Umwälzungen haben Saltatio Mortis in einer Neuauflage des Erfolgsalbums «Für immer frei» zusammengefasst. Neben den markanten Songs des Hauptalbums finden sich hier fünf neue Songs und drei alternative Versionen. Mit der Single «Nie allein» beschwören Saltatio den Zusammenhalt, den sie auch in der echten Welt leben und erleben. Mit «My Mother Told Me» und «Wellerman» sind gleich zwei fremdsprachige Songs in den acht neuen Tracks vertreten, die deutlich auf die historischen und folkigen Wurzeln der Band verweisen. Schon lange schlägt das Herz der Band auch für die nordische Sagenwelt und nicht zuletzt eben auch für neuzeitliche Adaptionen, wie zum Beispiel die Erfolgsserie «Vikings». Fans der Serie werden die historische Melodie von «My Mother Told Me» bestimmt sofort erkennen, wie auch Fans von «Assasins Creed» einige Figuren in der videografischen Umsetzung wiederfinden dürften. Es ist genau dieser Spagat, der Saltatio Mortis auszeichnet: Der Spagat zwischen Modernem und Historischem…
„Für immer frei – Unsere Zeit Edition“ heißt das neue Album von Saltatio Mortis, und im Titel finden sich Bekenntnis und Aufruf zugleich. Eine stimmige Selbstbeschreibung einer freien Band, die sich noch nie um musikalische Grenzen geschert hat. Freie Musik von freien Menschen. Denn frei und offen: So ist die Musik dieser Gruppe; so war sie schon immer, seit Saltatio Mortis im Jahr 2000 in Karlsruhe zueinander gefunden haben. Aber so neugierig und virtuos wie auf diesem Album haben sie vielleicht noch nie an der Erweiterung ihrer Möglichkeiten gearbeitet.
Saltatio Mortis wirken auch nach einundzwanzig Jahren immer noch so kraftvoll, leidenschaftlich und neugierig wie am ersten Tag; ihre gewachsene musikalische Reife steigert nur noch die Intensität ihrer Songs. „Für immer frei – Unsere Zeit“: Das ist die Musik einer Band, die ihre Geschichte kennt und um die Zukunft weiß; die so sicher ist, dass sie kein Risiko scheut – und die weiß, dass es heute wichtiger ist denn je, den kräftigen Rock und den zarten Folk nicht den Feinden der Freiheit zu überlassen.
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„Für immer frei (Unsere Zeit Edition)“ ist erhältlich als Stream, Digital und in folgenden *physischen Konfigurationen:
Ltd. Edition 2CD + 1DVD: Deluxe Edition mit Studioalbum und 8 neuen Songs, DVD „Ein Traum von Freiheit“ mit dem kompletten Mitschnitt des Corona-Live-Stream-Konzerts plus 4 Musikvideos
2 CD Digipack (1. CD – 14 Songs, 2. CD – 8 neue Songs, darunter „My Mother Told Me”)
Vinyl (2LP, 22 Songs, 180 gr. / schwarz)
Stream und Download (22 Songs)
TRACKLIST „FÜR IMMER FREI (UNSERE ZEIT)“:
CD1
Ein Traum von Freiheit
Bring mich zurück
Loki
Linien im Sand
Für immer jung
Palmen aus Stahl
Löwenherz
Mittelfinger Richtung Zukunft feat. Henning Wehland und Swiss und Die Andern
Normalerweise singt Claudia Koreck in bairischem Dialekt. Das ist die Sprache, mit der sie ihre Gefühle vermutlich am besten ausdrücken kann. Ihre Musik ist zugleich volkstümlich und weltgewandt. Ich denke da an die „Heimatsound“-Projekte, bei denen sie stets sehr positiv aufgefallen ist. Jetzt aber mal was ganz Anderes: Claudia hat in den tiefen der deutschsprachigen Musiklandschaft getaucht und so manche Perle geborgen. Es ist ihr erstes Coveralbum und die Bandbreite geht von Udo Jürgens bis Rammstein.
Damit „Perlentaucherin“ erscheinen kann, musste sich einiges fügen. Da war zunächst der große Erfolg von Korecks zauberhafter Version von Nenas „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“, mit der das Abenteuer begann. Die Musikerin aus der Nähe von Traunstein hatte den Song 2020 für eine bekannte Fernsehserie neu interpretiert und landete damit auf Platz 1 in Bayern und den deutschen iTunes-Single-Charts. Der Grundstein war gelegt. Ein ganzes Album mit Coversongs konnte sie sich auch deshalb vorstellen, weil sie im Lockdown – wie wohl alle Künstler – durch die eine oder andere Sinnkrise gegangen war.
Diese Krise hat Kreatives hervorgebracht. Claudia drückt allen – und ich meine wirklich ALLEN – Songs ihren persönlichen Stempel auf. Zart und gefühlvoll singt sie sich im Songwriter-Stil durch zwölf Stücke und macht sie sich zu eigen. Das funktioniert auch bei Sportfreunde Stiller und Falco. Ihre Singstimme haucht den alten Haudegen neues Leben ein – und die Arrangements dazu sind äußerst gefällig und charmant.
Selbst Marius und die Ärzte werden ordentlich auf diesen melodischen Weg gebracht. „Ich bin wieder hier“ – und wie! Dann erfolgt zum ärztlichen „Schrei nach Liebe“ ein sinnlich geflüstertes „Arschloch“. Perfekt! Wenn mit „Immer wieder geht die Sonne auf“ ein Schlager ertönt, hat der so gar nichts mehr von Hitparaden-Mitgröl-Charakter. Alles wirkt homogen und gitarrenlastig verfeinert.
Highlights? Gibt es quasi zwölf. Aber ich nenne mal den Echt-Teenager-Schweremüter „Du trägst keine Liebe in dir“, Grönemeyers melancholisches „Mensch“ und die Abschiedshymne schlechthin „Gute Nacht Freunde“.
Als spannende “Reise in die Tiefen des Pop-Ozeans” beschreibt die 34-Jährige die Arbeit an dem Album. Die Songauswahl war herausfordernd, denn: “Der Ozean ist so weit.” Geholfen hat ihr eine gewisse Struktur. „Viel Gefühl sollte im Spiel sein. Ich musste mich wohlfühlen mit den Songs.“ Auch die Arrangements sollten aus einem Guss sein. “Wir hätten uns verrannt, wäre jeder Song anders arrangiert.”
“Perlentaucherin” fügt sich gut in die jüngste Phase der Songwriterin aus Bayern. Den Mut, Neues auszuprobieren und die Stilvielfalt zu erweitern, hat sie zuletzt auch auf ihrem zehnten Studioalbum “Auf die Freiheit” (2020) gezeigt. An diese Experimentierfreudigkeit knüpft das Coveralbum an.
Dass in Rammsteins „Ohne dich“ ebenso viel Gefühl steckt wie in „Du erinnerst mich an Liebe“, hätten wir uns eigentlich denken können. Claudia Koreck bringt zusammen, was zusammen gehört. Ein Streifzug durch die deutschsprachige Musikgeschichte, wie er stärker und emotionaler nicht sein könnte.
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Angefangen hat das Oktett im Jahr 2000 als Straßenmusikband. Die ersten Alben fanden noch keine Beachtung in den Charts, doch bereits 2009 und 2011 ging es dann in die Top 10 und 2013, 2015 sowie 2018 folgte der verdiente Lohn mit drei Nummer-1-Alben in Deutschland. Das aktuelle Werk „Für immer frei“ beschert Saltatio Mortis nun die vierte Chartspitze in Folge!
Die Band ist reifer geworden und hat den Platzhirschen von In Extremo längst den Rang abgelaufen. Bei den ersten Auftritten standen die Musiker mit Trommeln und Sackpfeifen an Straßenecken herum und spielten für das Geld, das man ihnen in die Hüte warf. Sie hätten es damals ja selbst nicht gedacht, sagen Saltatio Mortis heute: Dass man mit Schnabelschuhen, Schellenband und Dudelsack irgendwann mit mehreren Nummer-Eins-Alben da steht und einer Goldenen Schallplatte dazu. Und dass es eine so bunte Truppe auch nach zwanzig Jahren immer noch schafft, so erfolgreich zu sein in einer Welt, die zunehmend grau wird – allein das ist ein Zeichen, das Hoffnung macht.
„Für immer frei“ heißt das neue Album von Saltatio Mortis, und im Titel finden sich Bekenntnis und Aufruf zugleich. Und eine stimmige Selbstbeschreibung. Denn frei und offen ist die Musik dieser Gruppe. So war sie schon immer, seit Saltatio Mortis im Jahr 2000 in Karlsruhe zueinander gefunden haben, aber so neugierig und virtuos wie auf diesem Album haben sie vielleicht noch nie an der Erweiterung ihrer Möglichkeiten gearbeitet.
Das Album ist sehr vielseitig geworden und bietet knallharten Deutschrock, ausgestattet mit mittelalterlichen Instrumenten. Der Härtegrad wird bei Stücken wie „Palmen aus Stahl“ enorm in die Höhe gefahren und auch „Mittelfinger Richtung Zukunft“ lässt aufhorchen. Doch keine Sorge, „Loki“ und „Löwenherz“ geben den mittelalterlichen Themen genügend Raum. Auch „Factus de materia“ weiß zu überzeugen.
Politisch wird es in Stücken wie „Linien im Sand“ mit dem Ruf nach einer Welt ohne Grenzen. „Rose im Winter“ und „Seitdem du weg bist“ funktionieren als sanfte Balladen. „Keiner von Millionen“ ruft zum selbständigen Denken auf, ohne aber in Verschwörungstheorien zu verfallen. „Neustart für den Sommer“ wirft einen Blick auf dieses seltsame Jahr 2020 und spricht das aus, was sich wohl viele wünschen: nochmal von vorne, aber ohne Corona. „Geboren um frei zu sein“ schließlich steht als folkiger Quasi-Titelsong ganz am Schluss: „Wir holen uns das Paradies zurück“.
Saltatio Mortis wirken auch nach zwanzig Jahren immer noch so kraftvoll, leidenschaftlich und neugierig wie am ersten Tag. Ihre gewachsene musikalische Reife steigert nur noch die Intensität ihrer Songs. „Für immer frei“ – das ist die Musik einer Band, die ihre Geschichte kennt und um die Zukunft weiß. Sie will den kräftigen Rock und den zarten Folk nicht den Feinden der Freiheit überlassen.
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Im Januar 2014 begann die Schauspielerin und Sängerin Senta-Sofia Delliponti eine unvergleichliche musikalische Reise. Sie suchte sich dafür den Künstlernamen „Oonagh“ aus und ahnte noch nicht, dass dieser sie durch den ganzen musikalischen Reichtum der Welt und zugleich durch einen wahren Höhenflug innerhalb der deutschen Musikszene begleiten würde. Sechs Jahre, vier Top-Ten-Alben, zwei Echos und mehr als 750.000 verkaufte Tonträger später blickt Oonagh zurück auf ihren Weg und lässt ihre Fans mit einem Best Of Album an ihrem Erfolg teilhaben.
Von ihren musikalischen Anfängen in keltisch-mystischen Sphären und Anlehnungen aus der Elbensprache von J.R.R. Tolkien hat Oonagh über die Jahre einen weiten Bogen geschlagen: Auf ihrem zweiten Album „Aeria“ näherte sie sich der indigenen Musik der Andenvölker an und nahm die geballte Lebensfreude daraus mit. Auf „Märchen enden gut“ wagte sie einen Streifzug durch unsere eigenen musikalischen Wurzeln unserer Heimat und wandte sich dann mit „Eine neue Zeit“ nach der Geburt ihrer Tochter weiter nach Afrika, wo sie traditionelle wie moderne Einflüsse dieses pulsierenden Kontinents aufsaugte und in ihre eigene Musik übersetzte.
Die neue Single „Du bist genug“ scheint wie ein Ruhepol zwischen all diesen vielen Erlebnissen. Wir begegnen Oonagh beim Zuhören inhaltlich wie musikalisch in ihrer Mitte und gerade in diesen turbulenten Zeiten schenkt sie uns genau die Ruhe und Kraft, die sich viele Menschen im Augenblick wünschen: „Schließ die Augen und halt inne“. In die Stille hinein, nur von den glockenklaren Tönen eines Klaviers und sphärischen Klängen begleitet steht die Stimme der Sängerin zunächst für sich und bekommt viel Platz und Raum. Mit dem Refrain steigert sich die Energie des Songs und dann gibt es doch auch bei „Du bist genug“ musikalische Momente des Erinnerns: Archaische Trommeln, wie sie schon ihre ersten, großen Hits „Gäa“ und „Orome“ ausmachten.
Die Fans ihrer Musik dürfen sich neben „Du bist genug“ zugleich auf ein Best Of Album freuen, das sich Oonaghs bisherigem Weg widmet. Neu arrangiert stellt sie die liebsten Stationen ihrer Reise zusammen und bereichert dieses persönliche Tagebuch durch vier ganz neue Songs. Zudem interpretiert sie einige ihrer Songs auf ganz neue Weise im akustischen Gewand. Es ist ein besonderer Moment im Leben einer Künstlerin, wenn sie sich die Zeit für eine Atempause nimmt, um noch einmal zu durchleben und zu verarbeiten, was sie bis hierhin erlebt hat. Im Fall von Oonagh fällt diese Rückschau bunt und vielseitig, und angesichts ihrer Erfolge auch ganz besonders beglückend aus, und das ist in jedem Ton der neuen Musik zu hören.
Was die bisherigen Alben ausmachte, war ihre Form als weltmusikalisches Konzept, das sich stets einer bestimmten ethnischen Richtung zuwandte oder wahlweise dem Fantasy-Schatz der Elben bzw. traditionellen Märchen. Hier werden diese Ideen erstmals verknüpft und zu einem homogenen Nerz verwoben. Es sind persönliche Songs und bewegende Erzählungen, denen Senta-Sofia ihr fantastische Stimme leiht. Da muss sie sich vor ihren stimmgewaltigen Gästen nicht verstecken: Helene Fischer wirkt mit, Björn von Santiano ist mit dabei, Oomph! und Celtic Woman, um nur einige zu nennen. Ganz besonders wird es aber zum Schluss, wenn „Gäa“ und „Vergiss mein nicht“ rein akustisch erklingen. Da könnte man ewig zuhören.
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Mit ihrem Debüt „Songs Of Love And Death“ starteten Beyond The Black ein Jahr nach Bandgründung so richtig durch: Platz 12 der deutschen Albumcharts, Gewinner des Metal Hammer Awards 2015 in der Kategorie Bestes Debütalbum, eigene UK Tour, ausverkaufte Club-Tour in Deutschland, Auftritte auf Großfestivals wie dem Rockavaria, Novarock und Wacken. Fünf Jahre später etablierte Sängerin Jennifer Haben den Metal im poppigen Abendformat, als sie bei „Sing meinen Song“ mitwirkte und einmal mehr mit ihrer starken Stimme verblüffte. Aktuell kann man auf YouTube erleben, wie sie mit Michael Patrick Kelly das Lockdown-Konzert im Kölner Dom versüßt. Traumhaft gut!
Was ist das Besondere an der Band? Female-fronted Metal sind wir doch von Nightwish schon lange gewohnt. Und diesen Vergleich muss die 24jährige Jennifer Haben aus St. Wendel nicht scheuen. Ihre kraftvolle Stimme ist das Aushängeschild der Band. Sie und die meisten Instrumentalisten haben an der Popakademie Baden-Württemberg studiert. Und schon der Erstling war ein bombastischer Meilenstein. Epic und Pomp, Gothic und Melancholie – so schuf man eine beeindruckende Atmosphäre.
Mit „Horizons“ wird die Reise eindrucksvoll fortgesetzt. Die Arrangements sind stark nach vorn gerichtet und die Songs haben oft erzählenden Charakter. Man nehme nur das musicalmäßig gesungene Titelstück, das nehmen Jennifers Hammerstimme auch chorale Passagen enthält. Ohrwurm reiht sich an Ohrwurm. Ein orchestraler Touch bestimmt Songs wie „You’re Not Alone“ und die ausufernden Keyboardlinien bestimmen eine martialische Basis, die aber nicht mehr so hart klingt wie auf den ersten Alben.
Ich will jetzt auch gar nicht einzelne Titel raus picken. Das Album funktioniert als Ganzes und Fans von Bombast à la Avantasia und von stimmlicher Eleganz à la Within Temptation kommen voll auf ihre Kosten. Allerdings muss ich sagen, dass mir Beyond The Black noch besser gefielen, als die Metalcore-Elemente mehr Raum einnahmen. Inzwischen ist das Ergebnis doch recht gleichförmig. Vermutlich der Preis, den man bezahlen muss, um vorne in den Charts zu landen. Zumindest die Ballade „I Won’t Surrender“ sticht positiv aus dem rockigen Allerlei heraus und auch „Human“ ist einer dieser Grenzgänger.
„‘Human‘ hat bei den ersten Songwriting-Experimenten nur mit Akustikgitarre und Stimme schon perfekt funktioniert“, so Jennifer Haben über das Potential des powergeladenen Tracks. „Er ist eine Ode an das Mensch-Sein und eine Erinnerung, Verantwortung für das eigene Leben und die eigenen Entscheidungen zu übernehmen. Wir wollen mit dem Song hervorheben, wie wichtig es ist zu realisieren, dass niemand sonst das Recht hat, die eigene Entscheidung zu beeinflussen, und das Hier und Jetzt für sich so zu gestalten, dass man selbst stolz darauf sein kann. Denn am Ende sind wir alle Menschen. Wir unterscheiden uns nur dadurch, wie wir in der uns gegebenen Zeit auf dieser Welt handeln.“
Insgesamt ein souveränes viertes Studioalbum.
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Die Karriere von Gil Ofarim begann mit einer BRAVO-Foto-Lovestory. Wenig später war er gemeinsam mit Justin Timberlake und den Backstreet Boys unter dem Namen „Bravo All Stars“ in den kanadischen Top 10. Insgesamt ging es rapide bergauf: Er startete eine Solokarriere als Gil, sang in den Bands Zoo Army und Acht., ist Schauspieler, Synchronsprecher und Musical-Darsteller. Seine musikalischen Erfolge waren immer da, aber die Chartpositionen eher mäßig. Vor acht Jahren schaffte er es immerhin ins Viertelfinale von „The Voice of Germany“. Wirklich groß wurde es dann aber mit der Überraschungsshow „The Masked Singer“, bei der er im Kostüm des Grashüpfers Platz 2 belegte.
Sehr gute Stimme, sympathische Erscheinung, Traum jedes Teenies und jeder Schwiegermutter. Warum es zum wirklich großen Starruhm bisher nicht geklappt hat, bleibt ein Rätsel. Vielleicht braucht es jetzt sein erstes deutschsprachiges Album, um den Weg nach ganz oben zu schaffen. Das Potential hat er ganz klar und „Alles auf Hoffnung“ ist sehr emotional und persönlich geworden.
„Ich habe in den letzten paar Jahren unglaublich viel erlebt. Das hat etwas mit mir gemacht. All diese Emotionen mussten unbedingt raus“, sagt Gil Ofarim über sein neues Album, auf dem der Musiker und Schauspieler von positiven Veränderungen erzählt, aber auch von Rückschlägen und Schmerz. Vom Gefühl, völlig am Boden zu sein. Und von der Entschlossenheit, immer wieder aufzustehen, um seinen Weg zu gehen.
Es sind 12 Songs irgendwo zwischen vertonten Tagebucheinträgen und intimen Zwiegesprächen, in denen der 37-Jährige seinen ganz persönlichen Pfad nachzeichnet. Es ist ein deutschsprachiges Album zwischen Rock und Pop. Gemeinsam mit namhaften Produzenten hat er seine Gefühle in einem packenden Sound kanalisiert. Mitreißende Rock-Power trifft auf einen sofort ins Ohr gehenden Pop-Appeal. Modern, handgemacht, geerdet, authentisch und verpackt in eine bombastische Breitwand-Produktion.
Gils Stimme fällt auf – einmal verrucht rockig mit rauen und tiefen Vocals, dann wieder emotional und sanftmütig. Er singt von seinem Vater („Nach dir der Regen“) und der Traumwelt des Clowns („Pierrot“). Er schaut optimistisch in die Zukunft („Alles auf Hoffnung“) und philosophiert über Liebe und andere Gefühle („Herz“ und „Vom Ende der Traurigkeit“).
Gil Ofarim singt auf Deutsch und er tut gut daran. Er fügt sich perfekt in die Riege der Deutschpoeten und klingt in seinen Lyrics keineswegs belanglos. „Alles auf Hoffnung“ ist einerseits das Album eines abgeklärten Künstlers und zugleich ein erfrischendes Debüt. Nach den zwölf regulären Songs folgen vier der Titel in akustischen Versionen, bei denen er von seinem Bruder Tal Ofarim und von Cassandra Steen unterstützt wird. Beeindruckend!
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“Kein Schwein ruft mich an” – so klagte Max Raabe bereits 1992 vor Beginn des Handy-Booms und berührte mit diesem Schlager im Stil der Comedian Harmonists das deutsche Publikum. Gemeinsam mit seinem Palast Orchester bringt er seither erfolgreich die goldenen 20er und 30er Jahre weltweit in die Konzertsäle zurück.
Seine Konzerte sind eine willkommene Zeitreise in die Gepflogenheiten jener Zeit. Er tritt elegant gekleidet auf, lässt sich von seinem vorwiegend männlichen Orchester zuzüglich Quotenfrau gekonnt begleiten und besticht vor allem durch seine überaus höflichen Ansagen. Wo erlebt man es heute noch, dass ein Künstler sein Publikum siezt?
Vom musikalischen Auftreten unterscheidet sich das MTV unplugged gar nicht so sehr von den „normalen“ Konzerten des Künstlers. Man musste also andere andere Akzente setzen: An zwei Nachmittagen im Mai versammelten sich an die 40 ein wenig aufgeregte, auffallend gut gekleidete Menschen, ein paar davon stilecht im Look der 20er Jahre, im Shabby Chic des Gartens von Clärchens Ballhaus in Berlin Mitte. Sie waren das handverlesene Publikum für die Aufzeichnung, die nun auf CD und DVD erscheint. Mit liegt zur Review die Audioversion vor – und der Eindruck ist durchweg positiv.
Spannend ist vor allem die Auswahl der Duettgäste, die durchaus bemerkenswert ist. „Guten Tag, liebes Glück“ mit Lea klingt noch logisch, doch wie Samy Deluxe mit seinem schnellen Rap die verschlafene Attitüde von „Der perfekte Moment… wird heute verpennt“ quasi aufweckt – das hat was. Und es zeigt, dass die 1920er Jahre und Rapmusik gar nicht so unvereinbar sind, wie man meinen sollte.
Fein gewählt sind Klassiker wie die „Moritat von Mackie Messer“ (mit Lars Eidinger) „Wochenend und Sonnenschein“ sowie „Mein kleiner grüner Kaktus“. Namika verfeinert „Küssen kann man nicht alleine“ zum souligen Popsong mit Nostalgie-Flair. Und Pawel Popolski macht besagtes „Kein Schwein ruft mich an“ zur äußerst tanzbaren Polka, die durch die Decke geht.
Auf CD 2 trägt Herbert Grönemeyer himself seinen „Mambo“ bei, zu dem das Palastorchester einen wirbelnden Sound bietet. Und ganz ungewöhnlich wird es durch den Metaller Mr. Lordi aus Finnland. Sein „Just a Gigolo“ trieft vor morbider Eleganz.
Über 20 MTV unplugged Konzerte wurden inzwischen in Deutschland aufgezeichnet – und Max Raabe passt perfekt in diese Reihe. Die CD erscheint als Digipack im leichten Überformat. Das hübsch aufgewartete Booklet wartet gar (für ein Livekonzert recht ungewöhnlich) mit einigen gedruckten Songtexten auf.
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Die Gruppierung Faun ist schon seit 20 Jahren erfolgreich in der Mittelalter-Folk-Szene unterwegs. Nachdem sie sich auf dem letzten Album „Midgard“ von der nordischen Mythologie inspirieren ließ, widmet sie sich mit ihrer aktuellen Veröffentlichung traditionell überlieferten Märchen und Legenden.
So wie Musik, Kleidung und Lebensstil des Mittelalters in unseren modernen, digitalisierten Zeit viele Menschen faszinieren, so habe auch die alten Märchen mit ihren zeitlosen Botschaften ihre Anziehungskraft bewahrt. Die Musiker von Faun verweben auf „Märchen & Mythen“ ihren von akustischen mittelalterlichen Instrumenten und mehrstimmigem Gesang geprägten Sound mit den alten Geschichten und erwecken diese so zu neuen Leben.
Viele Lieder sind von Märchen inspiriert, die sich in der Sammlung der Gebrüder Grimm finden und deren Motive bis heute immer wieder in Geschichten oder Filmen verwendet werden. „Rosenrot“, „Jorinde“ oder „Spieglein, Spieglein“ etwa greifen diese bekannten Geschichten auf, oder auch „Die sieben Raben“. Andere Stücke widmen sich immer wiederkehrenden Figuren, wie etwa „Die weiße Dame“, ein sehr atmosphärische Ballade über eine Legendengestalt, die zwischen den Welten wandelt, oder „Hagazussa“, mit dem die Musiker bewusst der Figur der bösen Hexe eine andere Deutung entgegensetzen.
Mit „Aschenbrödel“ haben Faun dann nicht nur ein sehr beliebtes Märchenmotiv aufgegriffen, sondern bedienen sich auch noch der Filmmusik des wohl bekanntesten Märchenfilmes „Drei Nüsse für Aschenbrödel“. Sie sind damit nicht die ersten, die dieser wunderschönen Melodie einen Text verleihen, ihre Version ist jedoch eindeutig eine der schönsten und märchenhaftesten. Der abschließende Titel „The Lily“, der einzige in englischer Sprache, ist inspiriert von Goethes „Das Märchen“ von der schönen , aber todbringenden Lilie.
Das Booklet ist sehr ausführlich und liebevoll gestaltet. Zu jedem Lied findet sich neben dem Text auch eine erklärende Einleitung, sowie passende Zeichnungen und Fotografien der Bandmitglieder. „Märchen & Mythen“ ist so ein rundum stimmiges und überzeugendes Album und man folgt gerne der Einladung von Faun in das Land, in dem das Wünschen noch geholfen hat.
Zugegeben: Früher musste man sich die Ehre eines „MTV unplugged“ härter erarbeiten und zum Teil Jahrzehnte warten, bis man für dieses Konzept reif war. Vor allem deutsche Künstler hatten da schon wahren Meisterstatus wie beispielsweise Udo Lindenberg. Inzwischen aber passen anscheinend auch Bands ins Format, die noch jung an Dienstjahren sind. Schließlich wurden Santiano erst 2011 gegründet.
Dass den norddeutschen Geschichtenerzählern mit ihrem Seemannsgarn und den Folk-Rock-Schlagern die unplugged-Geschichte gut steht, ist zumindest außer Frage. Die Truppe ist wie geschaffen für ein solches Livekonzept. An einem Abend im Juni war es schließlich soweit. Santiano führten in der Kulturwerft Gollan in Lübeck, verstärkt durch langjährige musikalische Begleiter und das Wolf Kerschek Orchester, durch einen denkwürdigen Abend und sämtliche Meilensteine ihrer Bandgeschichte. Es wurde ein Abend zum Erinnern.
Die Songs, die die Band für sich neu arrangiert hat, wirken, als wären sie exakt für diesen Rahmen geschrieben: Zwischen Seesäcken und Kisten, Tauen und Fischernetzen, mit Akustik-Gitarre, Fiddel und Schifferklavier. Und die Gäste tragen ihres dazu bei – beispielsweise Ben Zucker, der mit seemännisch rauer Stimme „Lieder der Freiheit“ (ein Cover von „To France“) interpretiert. Angelo Kelly verfeinert „Land Of Green“ und Wincent Weiss kann als Norddeutscher auch „Hoch im Norden“ hymnisch mitgestalten.
Stilistisch variabel wird es zudem mit Alligatoah, In Extremo und Eisbrecher. Der Ohrwürmer sind viele vorhanden: Vorneweg „Gott muss ein Seemann sein“ und „Es gibt nur Wasser“.
Zum richtige Genuss muss man vermutlich die DVD sehen. Mir liegt nur die 2CD-Version vor. Ehrlich gesagt könnte es sich (abgesehen von der Flut an Gästen) auch um ein gewöhnliches Livealbum handeln. Das liegt vor allem daran, dass die Songs von Santiago ohnehin schon diesen akustischen und folkigen Charme versprühen, den auch MTV unplugged immer ausmacht. Allemal macht es Spaß, was die Truppe hier abliefert.
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Skáld ist ein Projekt des französischen Musikers und Produzenten Christophe Voisin-Boisvinet, der sich mit vier Sängern zusammengetan hat, um die altnordische Tradition der Skalden wiederzubeleben. Diese verbreiteten im frühzeitlichen Skandinavien als Poeten und Geschichtenerzähler die nordischen Götter- und Heldensagen, die uns heute noch in der Edda überliefert sind. Diese Sammlung von Erzählungen dient auch den Musikern von Skáld als Quelle für die Texte ihres Debütalbums „Vikings Chant“.
Der erste Track „Enn Átti Loki Fleiri Börn“ ist eher ein kurzes gesprochenes Intro über sphärischen Harfenklängen. Danach geht es mit „Rún“ zwar getragen, aber kraftvoll weiter. Die Stimme von Sängerin Justine Galmiche entfaltet sich hier über einem drängenden Rhythmus und den tiefen begleitenden Harmonien ihrer Sängerkollegen. Dazu kommen verschiedenste Instrumente, darunter auch heute eher unbekannte wie Lyra oder Fujara.
Stilistisch ähneln sich die Stücke und schaffen mit ihrer Kombination von rhythmischer Begleitung, vielen Wiederholungen und der sich immer wieder wie schwebend darüber erhebenden Frauenstimme eine ganz besondere Atmosphäre, die einen schnell in seinen Bann zieht. In Verbindung mit den stimmungsvollen Bildern aus dem Booklet, die die Sänger und Musiker in passender Gewandung zeigen, fühlt man sich tatsächlich in eine andere Zeit versetzt.
Ganz ohne Instrumente kommt „Ec Man Iötna“ aus, für mich einer der eindringlichsten Stücke des Albums. Einen besonderen Reiz hat aber auch „Ódinn“ mit seinem unregelmäßigen Takt und den beinahe übermenschlich schnell gesungenen Strophen. Etwas schwerfällig wirkt dagegen die sehr langsame Ballade „Ginnunga“. Der offiziell letzte Titel “Jóga“ fällt mit seinem englischen Text etwas aus dem Rahmen – ein Blick ins Booklet verrät allerdings, dass es sich hier um ein Cover eines Songs von Björk handelt. Im Booklet finden sich auch die altnordischen Lyrics zu den übrigen Stücke, leider aber keine Übersetzung. Aus Titeln wie“ Ó Vallhalla“ oder „Yggdrasi“l können in der nordischen Mythologie Bewanderte zwar Rückschlüsse auf den Inhalt ziehen, aber zumindest kurze Erläuterungen zu den einzelnen Songs wären hilfreich gewesen. Wer eine Geschichte erzählt bekommt, will diese schließlich auch gerne verstehen!
Insgesamt kann dieses Debüt aber durchaus überzeugen und wird in der entsprechenden Fanszene wohl auch hierzulande begeisterte Anhänger finden. Die deutsche Veröffentlichung von „Vikings Chant“ enthält außerdem zusätzlich fünf Bonustracks – Spaß machen hier vor allem die spannenden Coverversionen „Seven Nations Army, „Riders On The Storm“ und „High Hopes“!
Senta-Sofia Delliponti, inzwischen besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Oonagh, hat in den letzten Jahren mit ihrer Musik eine treue Fangemeinde gewonnen. Auf ihren bisherigen Alben ließ sich die Sängerin von keltischer und südamerikanischer Musik inspirieren und verflocht ihre deutschen Texte mit der elbischen Kunstsprache Tolkiens. Für ihr aktuelles Album „Eine neue Zeit“ suchte sie nun Inspiration in verschiedenen Regionen Afrikas und verwendet auch afrikanische Sprachen.
Damit bleibt Oonagh ihrem Konzept des stimmungsvollen Ethno-Pops treu, schlägt aber doch eine erfrischende neue Richtung ein. Gleich der Opener und Titelsong „Kuliko Jana – Eine neue Zeit“ macht mit lebhaften Rhythmen Lust auf mehr. Zwischendurch geht es zwar auch ruhiger und mystischer zu, aber alle Stücke durchdringt die Lebensfreude, die allgemein mit afrikanischer Musik assoziiert wird. Einen großen Anteil daran hat sicher der Musiker Bien Aime Baraza von der kenianischen Band Sauti Sol, der an einigen Songs mitgeschrieben hat und auch als Sänger zu hören ist.
Oonagh singt von „Asili Ya Mama – Mutter Natur“ , aber auch von einer „Stadt“, die ihr zur Heimat wird. „Allie“ drückt reine Freude an der verbindenden und heilenden Kraft der Musik aus, und „Maua – Meine Blume“ ist ein wunderschönes Liebeslied an ihre kleine Tochter. Wala Ku Humuku – Begegnen wie uns neu“ schließlich, das Oonagh gemeinsam mit dem südafrikanischen Duo Mafikizolo interpretiert, ist ein leidenschaftliches Plädoyer gegen Vorurteile und Rassismus.
Viele der neuen Songs sind sehr persönlich. So erzählt die Sängerin in „Noch immer hier“ von der Verbundenheit zu einem verstorbenen geliebten Menschen, und „Ich verzeih dir“ richtet sich an ihren Vater, der die Lebensentscheidungen seiner Tochter wohl nicht immer unterstützt hat. Auch der atmosphärische Abschlusssong „Du bist genug“, ist sehr nachdenklich, will aber auch Mut machen.
Oonaghs Musik trifft sicher nicht jedermann Geschmack und wird von vielen als kitschig empfunden. Wer sich aber auf „Eine neue Zeit“ einlassen kann und will, wird bestimmt von dem ein oder anderen Song berührt oder von den Rhythmen mitgerissen.
Schandmaul tragen die Tradition mittelalterlicher Barden nicht nur in der Verwendung ungewöhnlicher Instrumente wie Dudelsack, Drehleier und Schalmei fort, sondern erzählen wie die Bänkelsänger vergangener Jahrhunderte auch stets spannende Geschichten – und das jetzt schon seit über 20 Jahren.
Lange Zeit war Mittelalter-Rock ein Nischenprodukt, dass sich auf Märkten tummelte, wo Menschen in seltsamen Kostümen herum liefen und eine Epoche nachspielten, die wohl bei weitem nicht so rosig war, wie es hier den Anschein hatte. Dazu gehörte auch entsprechend stilvolle Musik. Also ein mittelalterliches Instrumentarium, das wahlweise akustisch gespielt oder mit hartem Rocksound versehen wurde. Inzwischen hat sich diese Musikrichtung voll etabliert und man hat sich daran gewöhnt, dass Bands wie Schandmaul, In Extremo und Saltatio Mortis einen Spitzenplatz in den Charts erreichen.
Auf „Leuchtfeuer“, das im Jahr 2016 Platz 1 in den Charts einfuhr, widmete man sich unter anderem der Geschichte um Johanna von Orleans. Das neue Album „Artus“ stellt die Heldensage um die Tafelrunde, Camelot und den heiligen Gral als Trilogie in den Mittelpunkt. Hier wie auch bei den übrigen Tracks zeigen sich Schandmaul als hervorragende Geschichtenerzähler. Man kann den Anekdoten um den „Meisterdieb“, den „Totengräber“, „Vagabunden“ und den „Froschkönig“ gut folgen, ohne dass sich die zum Teil ungewöhnlichen Instrumente zu sehr in den Vordergrund spielen. Nur bei „Die Oboe“ spielen die musikalischen Klänge eine tragende Rolle.
Es gibt prägnante Flötenmelodien, Streicher ab und zu, viele akustische Instrumente – insgesamt schönen Folk gepaart mit rockigen Passagen. Die „Artus Trilogie“ sticht positiv hervor. Bisweilen klingt sie gar zu fröhlich für die zum Teil dramatische Sage. Vielleicht hat man deshalb für die Bonus-CD die drei Songs erneut vertont. Diesmal mit großem Orchester und ausufernden, symphonischen Klängen, allerdings ohne Lyrics.
Mit „Artus“ demonstrieren Schandmaul einmal mehr ihr über die vielen Jahre organisch gewachsenes Können. Dabei hilft vermutlich auch der ungewöhnliche Umstand, dass der Kern der Band noch immer aus seinen Gründungsmusikern besteht, zu denen Sänger Thomas Lindner, Birgit Muggenthaler-Schmack als Spezialistin für alte Blasinstrumente, Saitenmann Martin Christoph „Ducky“ Duckstein und Stefan Brunner am Schlagzeug zählen. Doch selbst „Neuzugang“ Matthias „Hiasl“ Richter am Bass ist schon seit dem Jahr 2002 mit von der Partie. Einzig Violinistin Saskia Forkert trat erst im Jahr 2018 die Nachfolge von Gründungsmitglied Anna Katharina Kränzlein an, nachdem die Band sich ein Jahr lang mit befreundeten Gastmusikern wie Ally Storch (Subway to Sally), die große Teile der Geigenarbeit auf „Artus“ übernahm, behalf.
Schandmaul spielen auf ihrem neuen Album alle Stärken kompetent aus. Die Mischung aus mittelalterlicher Folklore und gitarrenlastiger Rockmusik ist hervorragend gelungen. Schöne Melodien umschreiben die Anekdoten aus der Sagenwelt. Das ist es, was das mittelalterliche Geschehen auch heute noch zum Abenteuer schlechthin macht.
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Nachdem die acht Musiker mit ihrem im letzten Sommer veröffentlichten Studioalbum „Brot und Spiele“ zum dritten Mal aus dem Stand auf Platz 1 der deutschen Longplay-Charts schossen und auch für den 2015er Vorgänger „Zirkus Zeitgeist“ gerade frisch mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet wurden, erfüllen sich Saltatio Mortis nun zur Feier des Tages einen langgehegten Traum und veröffentlichen „Brot und Spiele – Klassik und Krawall“.
CD 1 enthält ein Dutzend der bekannten Songs im neuen Gewand. Und das funktioniert hervorragend! „Brunhild“ bleibt weiterhin eine epische Erzählung. Da tut sich nichts im Vergleich zum Original. Doch „Dorn im Ohr“ wird zum eingängigen Kracher, wenn man Bläser und Fanfaren gegen Streicher eintauscht. „Brot und Spiele“ gewinnt ungemein an Härte und das im Original doch recht nervende „Nie wieder Alkohol“ kann hier im Klezmer-Gewand absolut glänzen. „Sie tanzt allein funktioniert auch als schöne Pianoballade und „Europa“ weiß im akustischen Gewand absolut zu begeistern, was zudem zur besseren Textverständlichkeit beiträgt. Also die Klassik-Umsetzung ist bestens gelungen.
Damit Mittelalter-Puristen nicht zu kurz kommen, enthält CD 2 des schön aufgemachten Digipacks einen Livemitschnitt aus Oberhausen. Die Aufnahme liefert rohe, ungefilterte Konzertaufnahmen, auf denen die unbändige Live-Energie ihrer schweißtreibenden Auftritte fast körperlich spürbar ist. Es ist ein energiegeladenes Live-Feuerwerk, das die größte Show der vergangenen Tour hervorragend einfängt. Neben den aktuellen Titeln sind einige Klassiker und länger nicht gehörte Publikumsfavoriten mit dabei – was will man mehr?
Wer sich das neue Album „Brot und Spiele“ von Saltatio Mortis in der Deluxe Edition zulegt, wird mit einem kompletten Bonusalbum namens „Panem et circensis – ad fontes“ (übersetzt: „Brot und Spiele – zum Ursprung“) belohnt. Und tatsächlich bekommt man zwei ganz unterschiedliche CDs. Das eigentliche neue Album zeigt Saltatio Mortis am Puls der Zeit. Mit zum Teil politischen und sozialkritischen Texten, einer gut produzierten Rock-Attitüde und deutschen Texten. Die Bonus-CD hingegen liefert eine sehr raue Produktion, die ganz zurück zu den mittelalterlichen Wurzeln der Band geht und an ihre Tage auf den Marktplätzen erinnert. Traditionalisten erfreuen sich hier auch an lateinischen, nordischen, skandinavischen und englischsprachigen Texten.
Angefangen hat das Oktett im Jahr 2000 als Straßenmusikband. Die ersten Alben fanden noch keine Beachtung in den Charts, doch bereits 2009 und 2011 ging es dann in die Top 10 und 2013 sowie 2015 folgte der verdiente Lohn mit zwei Nummer-1-Alben in Deutschland. Die Band ist reifer geworden und setzt an, den Platzhirschen von In Extremo den Rang abzulaufen. „Brot und Spiele“ ist quasi ihr Meisterstück. Drei Jahre haben sich die Spielleute dafür Zeit genommen. Geschrieben und geprobt haben alle in einem Raum, laut und mitreißend und zwar so lange, bis auch der letzte überzeugt war: Ja, das ist es. So wollen wir klingen! Entstanden ist ein in sich geschlossenes Album, in dessen zwölf Stücken sich all das verdichtet, was Saltatio Mortis immer schon ausgezeichnet hat: Themen, die berühren, aufregen und mitreißen.
Der Song „Große Träume“ erzählt autobiographisch von den Anfangstagen, „Dorn im Ohr“ beschreibt die Lust, durchaus beim Publikum anzuecken. Dazu passen politische Themen wie „Europa“ und der Titeltrack „Brot und Spiele“. Besonders freut mich der sehr entlarvende Text von „Besorgter Bürger“. Textzeilen wie „Du rettest nicht das Abendland, du bist ein Arschloch und Rassist“ sind ausgesprochen deutlich formuliert. Ganz bewusst nimmt die Band kontroverse Themen auf, ist dabei jedoch nie plakativ, sondern sehr authentisch.
Doch es gibt auch leise Töne, wenn „Spur des Lebens“ mit der Ansprache an ein ungeborenes Kind nachdenkliche Zweifel ausdrückt. Und wem das alles zu ernst ist, der kann in „Nie wieder Alkohol“ und „Mittelalter“ die feierwütige, joviale Seite der Band erkennen. Und mit „Brunhild“ gibt es dann noch ein echtes Epos, das die Nibelungensage erzählerisch aufleben lässt. Ein wirklich rundes Album, das in sich sehr stimmig ist. Die einstigen Spielleute sind vielseitiger geworden – vielleicht auch ein bisschen erwachsener – und haben ihr Spektrum erstaunlich erweitert. Die Texte von Schlagzeuger Lasterbalk spiegeln das überzeugend wider, loten neue Tiefen des bisher schon detailreichen Schaffens aus und scheuen auch emotionale Themen nicht.
Neben mitreißenden Rhythmen, Brettgitarren und hymnischen Melodien bilden historische Instrumente wie Drehleiern und Bouzouki und die Dudelsäcke mit ihrer archaischen Urgewalt traditionell einen wichtigen Pfeiler im musikalischen Schaffen der Karlsruher. Zu den musikalischen Gästen auf „Brot und Spiele“ zählen Malte Hoyer von Versengold sowie Mr. Hurley (Mr. Hurley & die Pulveraffen), deren gemeinsame Geschichte mit Saltatio Mortis weit in die Zeit der Mittelaltermärkte zurückreicht. Was also lag näher, als die beiden bei einem Titel wie „Mittelalter“ um launige Unterstützung zu bitten.
Sind Saltatio Mortis also noch eine Mittelalterband? Auf jeden Fall! Das macht allein die Bonus-CD „Ad Fontes“ deutlich. Hier bekommt man zwölf zuvor unveröffentlichte, komplett akustisch-mittelalterliche Stücke. Wem das eigentliche Album zu glattpoliert erscheint der erhält hiermit den perfekten Ausgleich.
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Mittelalterrock ist in – keine Frage. Das martialische Gehabe der Rockbands mit exotischen Instrumenten und Feuershow ist schon längst im Mainstream angekommen. Doch es gibt auch seit jeher Bands, die sich den ruhigeren Klängen zugetan zeigen. Mittelalterpop könnte man so etwas nennen. Pagan Folk ist wohl der korrekte Ausdruck.
Die Band Faun aus Gräfelfing (bei München) gehört zu den Vertretern dieser Zunft. Seit 2012 machen sie von sich reden, da ihre letzten drei Studioalben jeweils die Top 10 der deutschen Charts enterten. Damit wurde der Durchbruch im deutschsprachigen Raum geschafft. Faun kombinieren romantische und mythische mittelalterliche Musikzitate mit musikalischen Einflüssen der Gegenwart zu modernem deutschsprachigem Folk.
Nichtsdestotrotz bleibt auch vieles beim Alten. Die sechs Ausnahmekünstler Oliver s. Tyr, Fiona Rüggeberg, Niel Mitra, Stephan Groth, Rüdiger Maul und Laura Fella besetzen mit ihrem Pagan Folk ein eigenes musikalisches Feld. Sie nutzen altertümliche Instrumente wie Nyckelharpa, Sackpfeife, Hackbrett und Drehleier. Und die Welt, in die sie uns damit entführen, lädt zum Träumen ein. Es gibt viele liebliche Stücke, wahlweise mit weiblichen oder männlichen Vocals.
Das Best-of-Album „XV“ enthält neben epochalen Aufnahmen der Bandhistorie wie „Rabenballade“, „Walpurgisnacht“, „Alba II“ und „Andro II” auch bisher unveröffentlichte Live-Aufnahmen – wie „Tinta“, „Odin“, „Hymne der Nacht“. Außerdem gibt es für euch neue Versionen von „Wind und Geige“ und „Rosmarin“, sowie zwei komplett neue Songs. Damit kann man nach zwölf CD-Veröffentlichungen schon mal 70 CD-Minuten füllen. Wem das noch nicht reicht, der darf sich auf die 120 Minuten dauernde Deluxe Edition mit zwei Silberlingen freuen, die einen noch größeren Bogen um die Bandgeschichte schlägt und erhält beispielsweise als Schmankerl den Track „Odin“, der für die TV-Serie „Vikings“ eingespielt wurde.
„XV“ gibt einen guten Überblick zur Bandgeschichte von den Anfängen, die sich noch hauptsächlich in der speziellen Welt der Mittelalter-Events abspielte, bis hin zu den großen Charterfolgen jüngerer Tage. Die neue Single „Feuer“ beweist, dass der Erfolgsweg noch lange nicht zu Ende ist.
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Drei Alben hat Senta-Sofia Delliponti, alias Oonagh, inzwischen veröffentlicht und alle konnten sich in den Top 10 der deutschen Charts etablieren. Jedes Album war eine fantastische, musikalische Reise. Von mittelalterlichem Lauten- und Flötenspiel bis zu den Klängen aus 1001 Nacht. Von der Herzensfreude Afrikas bis zu rauen Wintern im hohen Norden. Die Künstlerin schöpfte stets aus der ganzen Fülle der Musikkulturen und Erzählungen.
„Märchen enden gut“ erschien schon im Jahr 2016 und enthielt einige (im wahrsten Sinn des Wortes) sagenhafte Tracks. In „Aulë und Yavanna“ erzählt Oonagh von der Entstehung Ardas, als der Weltenschmied Aulë die Berge formt und seine Götterschwester Yavanna die Saat des Frühlings ausbringt. Der Song wird bereichert von der elbischen Fantasiesprache von J.R.R. Tolkien. Die exotischen Worte über einem treibenden Beat erinnern an die Musiksprache afrikanischer Naturvölker. Oonagh bleibt damit weiter ihrem Stilmix aus Ethno-Pop, Weltmusik, Folk und Pop treu.
Obwohl es 2017 kein neues Album geben wird, hat sich Oonagh mit der Neu-Edition etwas Besonderes einfallen lassen: Auf einem zweiten Tonträger erzählt Oonagh die Geschichten ausgewählter Songs des Albums. Märchenstoffe und Fantasiewelten, die sonst in wenigen Worten und Zeilen Platz finden müssen, kann sie so in einer Reihe von Kurzgeschichten aufleben lassen. Im Schreibprozess holte sie sich dabei Unterstützung von Songwriter und Autor Lukas Hainer, der bereits der Band Santiano in der Entstehung des Hörmusicals „König der Piraten“ tatkräftig zur Seite stand. Oonagh interpretiert die Geschichten selbst als Sprecherin und dabei reiht sich dank ihrer umfassenden Erfahrung als Schauspielerin zusätzlich zu ihrer zauberhaften Stimme ein Gänsehautmoment an den anderen.
Die Geschichten greifen teilweise Original-Märchen auf, wie das vom Mädchen mit den Schwefelhölzern von Hans Christian Andersen, und sind teilweise Neuschöpfungen. Die Themen schlagen einen weiten Bogen, von Liebe, die alle Hindernisse überwindet, über magische Zusammentreffen mit Sagenfiguren hin zu Menschen, die ihren Mut beweisen und die unwahrscheinlichsten Talente in sich entdecken. Abwechslungsreich und familiengerecht, aber zugleich spannend und fesselnd für jedes Alter lädt Oonagh auf eine Reise weit hinter ihre Songtexte ein.
Auch eine neue musikalische Zusammenarbeit findet sich auf der neuen Veröffentlichung: Gemeinsam mit Rolf Zuckowskis namhaftem Kinderchor, den Elbkindern, entstand der Song „Willst du noch träumen“. Egal ob Musik- oder Märchen-CD: Das Album eignet sich hervorragend für Menschen, die das Träumen nicht verlernt haben. Ein perfekter Start in die Advents- und Weihnachtszeit.
„Guten Tag, liebes Glück“ ist ein perfekter Opener für dieses Album, nur mit Schrammelgitarre und Vibrafon begleitet, und er entführt uns in die Zeit der 20er Jahre, die aufgrund der Superserie „Babylon Berlin“ momentan ja überaus aktuell ist.
Und dann schließt sich dieser wundervolle Popsong „Der perfekte Moment …wird heut verpennt“ an, der so schön zu einem geschenkten Feiertag passt. Wobei Popsong natürlich eine Untertreibung ist, denn trotz Schalala-Chors macht Max Raabe mit seiner prägnanten Stimme auch diesen Song zu etwas ganz Besonderem.
Seine beiden bisher erfolgreichsten Alben hat Max Raabe mit Annette Humpe geschrieben. Und diese ist auch beim aktuellen Werk wieder mit an Bord. Ebenso Peter Plate und Ulf Leo Sommer (Rosenstolz). Das Ergebnis klingt modern, ohne dabei die Wurzeln der 20er Jahre in den Hintergrund zu drängen. Es sind frische Songs mit Alltagsthemen, die augenzwinkernd vorgetragen werden.
Auch wenn das Palastorchester zu Beginn noch sehr zurückhaltend agiert, bringt es doch die nötige Portion Swing mit ein und einige orchestrale Höhenflüge. Besonders sei „Willst du bei mir bleiben“ erwähnt, dass ein regelrechter Hochzeitssong ist, der tatsächlich mal ohne ironische Elemente auskommt. Musikalisch breit angelegt ist auch das depressive „Hohl“. Und das klingt ebenso traurig wie das trotzige „Heut bring ich mich um“, das mit den Erwartungen an ein Leben zu zweit hadert.
Das Album bietet 37 Minuten Glückseligkeit, die uns im Herbst träumerisch an schöne Sommertage zurück denken lässt. Eine musikalische Reise voller Leichtigkeit und Frische.
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