Matthias Reim geht schnellen Schrittes auf die 60 zu und veröffentlicht immer noch in schöner Regelmäßigkeit neue Studioalben. Nach „Verdammt, ich lieb dich“ und „Ich hab geträumt von dir“ war kein großer Hit mehr dabei. Trotzdem waren die letzten beiden Releases ganz oben an der Chartspitze. Grund dafür ist sicherlich Reims unermüdliches Schaffen und seine Live-Präsenz, die ihn um einiges rockiger aussehen lässt, als es die Hits der Anfangstage vermuten lassen.
So mag auch der Titel des neuen Albums „Phoenix“ missverständlich sein, denn Matthias Reim muss gar nicht „aus der Asche“ aufsteigen. Vielmehr war er nie weg. Allerdings mussten die Jubiläumsfeierlichkeiten 2015 zum 25jährigen Bühnenjubiläum aufgrund einer Herzmuskelentzündung verschoben werden. Das Fest startet also mit der neuen Veröffentlichung ein Jahr später und neue Livetermine sind ebenfalls in Planung.
Das neue Album schafft mal wieder die Gratwanderung zwischen Schlager und Rock’n’Roll. Vor allem Rockballaden wie „Zu früh um zu gehen“ haben es in sich. Viele der 14 Titel tragen autobiographische Züge – und wie manche seiner Kollegen arbeitet auch Reim die überwundene Krankheit musikalisch auf. Titel wie „Träume“ und „Was zieht mich noch hin zu dir“ tragen eine gehörige Portion Melancholie mit sich.
Es finden sich aber genügend optimistische und rockige Momente, um den Sänger nicht in Selbstmitleid und Lethargie versinken zu lassen. „Das Lied“ ist ein gut gelaunter Opener mit eingängiger Melodieführung. „Alles was ich will“ funktioniert als Aushängeschild und erste Single-Auskopplung. „Mein Leben ist Rock’n’Roll“ sollte eigentlich zum Jubiläum erscheinen – passt aber auch ein Jahr später noch kraftvoll in die Tracklist. „Ich bin raus“ wird vermutlich ein Liveknaller, wenn die Tour in Kürze startet.
Man kann Matthias Reim nur für seine unermüdliche Schaffenskraft bewundern. Er stürzte sich nach der Erkrankung mit Eifer in die Genesung, quälte sich jeden Tag stundenlang, änderte seine Essgewohnheiten, stellte das Rauchen weitestgehend ein – immer das Ziel vor Augen: 2016 will ich wieder auf der Bühne stehen. Das Ergebnis ist ein energetisches Album, das viel über Reims Persönlichkeit aussagt. Die Mischung von Schlager, Pop und Deutschrock ist zudem absolut stimmig.