Cro hat uns immer noch etwas zu erzählen. So viel, dass sein neues Werk gleich ein Doppelalbum mit jeweils zehn Tracks werden musste. Trotzdem hat sich viel geändert, denn die Songstrukturen wurden noch weiter aufgeweicht und die lockeren, jugendlichen Geschichten sind einer fast schon philosophischen Grundausrichtung gewichen. Statt euphorisierender Grundstimmung und Radio-Ohrwürmern gibt es nun innere Monologe und groovendes Erzählen.
Cro ist ein Phänomen und hat es geschafft, dabei ein Phantom zu bleiben. Deutschlands erfolgreichster Rapper ist ein “uperstar Inkognito“ und, obwohl inzwischen jeder von jung bis alt etwas über ihn zu berichten hat, weiß man relativ wenig über den Mittzwanziger. Von Beginn seiner Karriere an trägt er eine Maske, um unerkannt zu bleiben. Seine Kunst soll im Vordergrund stehen, nicht seine Person. Cro macht Musik nicht für Geld oder den Erfolg, sondern weil etwas in ihm steckt, das raus muss. Der Rapper mit der Panda-Maske ist Träumer, Visionär und Getriebener.
Schön aber, dass es einen Song wie „2kx“ gibt, der zumindest einen lyrischen Blick hinter die Maske zulässt und den Cro an seine Mama richtet. Gesang wechselt sich mit Rap-Passagen ab, meist mit atmosphärischem, elektronischem Sound unterlegt, oft durch starke Beats ergänzt. Sehr witzig finde ich „0711“, ein Duett mit Siri. Ansonsten aber gibt es weniger Klamauk als sonst. Höchstens mal eine gesprochene Abfuhr bei „tokyo13317“.
„tru.“ ist ein mutiges, sehr experimentierfreudiges Album. Es beschreibt Gefühle, Wünsche, Sehnsüchte und Ängste. Damit wird Cro die Erwartungen einiger Fans vielleicht nicht erfüllen, doch sie sollten ihm eine Chance geben. Es ist halt nicht alles „Easy“.