Fettes Brot haben sich mal wieder Zeit gelassen. „Teenager vom Mars“ erschien im Jahr 2015 und hat mich nicht gerade vom Hocker gerissen. Es schien, als gingen den Hamburgern die Ideen aus – irgendwo zwischen Sozialkritik und Helene-Fischer-Bashing. Was tut man also, um wieder ins Geschäft zu kommen? Man veröffentlicht ein Album mit elf lupenreinen Lovesongs, das dann auch standesgemäß den Titel „Lovestory“ trägt.
Allerdings wird keine durchgehende Geschichte erzählt (das wäre dann auch Zuviel verlangt), sondern es sind eigenständige und vor allem wundersame Tracks, die wir da geboten bekommen. Wie die Album-Promo verkündet: 11 Liebeslieder, keine Features, alles Singles.
Es fängt schon an mit „Ich liebe mich“, für das man im Intro den bekannten Clowns & Helden-Titel verballhornt hat. Sehr gekonnt und mit hohem Spaßfaktor wird der Hörer in die Niederungen der Selbstverliebtheit eingeführt. Ähnlich schräg geht es weiter: „Robot Girl“ berichtet von einer futuristischen Liebe, „Deine Mama“ von der (doch eher seltenen) Gelegenheit, dass man sich in die Mutter der Angebeteten verliebt. „IKEA“ treibt die metaphorische Verliebtheit in einem klassischen Abschiedssong auf die Spitze – mit Textzeilen wie „Ich nenn dich IKEA, weil es mich wahnsinnig macht, dich aufzubauen“.
Wortwitz und kleine Spielereien sind Trumpf. „Denxu“ basiert auf der beliebten Floskel „Denkst du vielleicht manchmal an mich“. Doch es geht auch ernster: „Opa + Opa“ erzählt von einer schwulen Liebe durch die Jahrzehnte, beginnend in den 50er Jahren. Ein sehr bewegender Song, der die Geschichte der Liberalisierung von Homosexualität mit starken Bildern beschreibt.
Mit ihrem neunten Studioalbum sind Fettes Brot wieder ganz bei sich angekommen und bieten ihren Fans eine umfassende Liebesbotschaft der ganz besonderen Art. „Lovestory“ ist ein feines Themenalbum und bietet genau die entspannte Lockerheit, die wir seit einigen Jahren bei Dokter Renz, König Boris und Björn Beton vermissen. Daumen hoch!