Lemonwood sind Paul Piesker (Bass), Salomon Bosse (Schlagzeug) und Justus Maaz (Gesang, Gitarre, Keyboards), sowie live Alexander Schulz (Gitarre), allesamt geboren und lebend in Berlin. Die Musik beschreiben sie selbst schlicht als Psychedelic Pop – und es lassen sich Bezüge zu Shoegaze, Neo Psychedelic, Krautrock, Madchester, Americana und 60s Rock‘n‘Roll ausmachen. Insgesamt klingt das Album überaus hymnisch und man kann es sich gut im Open-Air-Format vorstellen.
Die Songs sind melodiös und eingängig, dabei oft mit Überlänge und mantrahaft in viel Hall und Echo getaucht. Maaz als Songwriter und Produzent verarbeitet Themen wie Sehnsucht, Verlust, Suche und Hoffnung, aber auch philosophische Ideen und spirituelle Wahrnehmung. Auffällig sind dabei die hohe Stimme des Sängers und seine mitreißenden Lautmalereien. Schon der Opener „I Wanna Be Your Home“ verbreitet eine optimistische Grundstimmung und gibt eingängig das Albumthema vor.
„Who Am I“ unternimmt einen Ausflug in den Britpop mit pointiertem Bläsereinsatz. „Echoes Of A Dream“ überzeugt als melancholischer Lovesong mit Überlänge während „How Long Can You Float“ gleichzeitig wohlig klingt und rhythmische Hektik verbreitet. Die meisten Stücke sind Uptempo und treiben unentwegt nach vorne. Dabei werden im Vordergrund ordentliche Rockinstrumente mit starken Oasis-Gitarren verwendet. Atmosphäre schaffen im Hintergrund Loops und orchestrale Flächen, die zum romantischen Träumen einladen.
„Angel Lane“ baut sich melancholisch auf und lässt sich erzählerisch viel Zeit, „The Same Old Melody“ führt die Nachdenklichkeit ohne viel Worte mit starken Gitarrensoli fort. „…What A Peculiar World“ führt klangtechnisch in die 80er Jahre während „4“ einen breitwandigen Abschluss für ein außergewöhnliches Album bietet.
Noch bevor die Welt kurz angehalten wurde, hat sich Justus Maaz bereits in die Isolation begeben, um ein utopisches Zuhause zu beschreiben. Das Ergebnis weiß als Debütalbum absolut zu überzeugen und das Albumcover ist in seiner heimeligen Einsamkeit hervorragend gewählt. Das muss man im Vinylformat genießen – und tatsächlich gibt es auch keinen Silberling. Die Platte erscheint nur im großen, gar nicht mehr so altmodischen LP-Format. Und wer es dann unbedingt in digitaler Form will, muss mit einem Stream oder MP3-Download vorlieb nehmen.