Vor einem guten Jahr starb Mary Wilson, Gründungsmitglied der Supremes, im Alter von fast 77 Jahren. Die Soulsängerin war als einziges Mitglied der Band durchgehend bis zum offiziellen Ende im Jahr 1977 bei der famosen Girlgroup dabei. Allein das macht sie zur Motown-Ikone und man sollte nie vergessen, auch Marys Namen zu nennen, wenn man von Diana Ross spricht.
Das vorliegende Doppelalbum gibt einen umfangreichen chronologischen Überblick zu Wilsons Band- und Solokarriere. CD 1 behandelt die Phase bis 1976 und startet mit dem Song „Pretty Boy“ aus der Zeit, in der die Supremes noch Primettes hießen. Hier sang Mary die Leadstimme, musste sich aber danach lange Zeit von Diana in den Hintergrund rücken lassen. Erst mit deren Aussieg im Jahr 1970 war ihre Zeit gekommen – hier dargestellt durch die Top 40 Hits „Floy Joy“ und „Automatically Sunshine“ aus dem Jahr 1972. Rauchig und sinnlich konnte Mary ihre ganz eigene Interpretation des Motown Sounds abliefern.
CD 2 widmet sich vor allem Mary Wilsons selbst betiteltem ersten Soloalbum, das im Jahr 1979 erschienen ist und hier erstmals komplett auf CD erscheint. Hinzu kommen einige Titel der „Expanded Edition“ des besagten Soloalbums, die kurz nach ihrem Tod 2021 auf den bekanntesten Plattformen digital veröffentlicht wurde. Das Album ist ein echtes Juwel und zeigt eindrucksvoll, wie Mary aus dem Schatten von Diana ins Licht treten konnte – wenn man sie nur ließ.
So bekommt man mit diesem Release einen guten Querschnitt zu Mary Wilsons Schaffen mit den Supremes und zu ihrer ersten Soloplatte. Einziger Wermutstropfen: Das Album „Walk The Line“ wird ausgespart, da es seinerzeit nicht beim Motown Label erschien.
Die Produktion dieser exklusiven neuen Edition wurde von Marys Tochter Turkessa Babich und ihrem langjährigen Presseagenten Jay D. Schwartz begleitet. Im 44-seitigen Booklet finden sich neben etlichen seltenen oder bislang unveröffentlichten Farbfotos auch detaillierte Anmerkungen zu den Titeln sowie exklusive Textbeiträge von ikonischen Wegbegleiter*innen wie Dionne Warwick, Darlene Love, Otis Williams, Duke Fakir, Martha Reeves, Claudette Robinson, Brian & Edward Holland, Paul McCartney, Rita Coolidge, Merry Clayton, Brenda Russell, Blinky Williams und RuPaul. Selbst US-Politikerin Hillary Clinton verneigt sich im Booklet vor der Supremes-Legende Mary Wilson.
Mary ist eine Ikone des Soul, R&B und Motown. Schade, dass sie diese Würdigung nicht mehr miterleben durfte – aber definitiv ein Fest für alle Fans.