Die Sängerin und Songwriterin Ina Forsman stammt aus Finnland, lebt aber seit drei Jahren in Berlin. Von Anfang an hat sie sich dem Blues, Soul und Jazz verschrieben – so schon auf dem selbst betitelten Debüt im Jahr 2016. Drei Jahre später erschien dann „Been Meaning To Tell You“ (HIER unsre Review). Mit 15 Jahren hat Ina bei „The Voice of Finland“ teilgenommen, schied aber in der ersten Runde aus. Die Juroren hatten vermutlich Watte in den Ohren. Wenige Jahre später gewann sie schließlich die „Finnish Blues Challenge“ und belegte als Vertreterin ihres Lands bei der „European Blues Challenge“ den vierten Platz. Endlich war sie in der internationalen Musikwelt angekommen und legt nun ihr drittes Album vor.
Piano und Bläserklänge leiten den Opener „Love Me“ sanft ein, doch dann dreht Ina mit ihrer charismatischen Stimme auf und man kann als Hörer kaum still sitzen. Da verbinden sich Retro-Soul und Tanzbarkeit zu einer kraftvollen Symbiose. „In dieser Art von Musik sind die Emotionen so lebendig, dass man sie fast mit den bloßen Händen anfassen kann. Das ist etwas, was ich an der Musik und an anderen Künstlern schätze: diese Emotionen zu hören und zu fühlen und die Authentizität des Ganzen, wenn es nicht gezwungen oder zu perfekt und geplant klingt“, so die Sängerin.
Die Single „Don’t Lose Today“ handelt von erfüllender Liebe und inneren Kämpfen. Grundlage der Powerballade ist ein Gespräch, das Ina Forsman mit ihrem Lebenspartner führte. Sie fragte ihn, ob er glücklich sei. Er antwortete: Ich arbeite mich für ein besseres Morgen ab, aber währenddessen verliere ich das Heute.
Mitreißende Arrangements und Inas energische Vocals beherrschen das Album. Da finden sich melancholische Pianostücke wie der Titelsong „All There Is“, der rhythmische Crooner „We Could Be Gold Diggers“ und der chorisch verstärkte Swing von „Poor Heart“. Forsman schafft es spielend, uns in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts zurück zu versetzen.
Neben allen instrumentalen Spielereien kann sie aber auch ganz reduziert zur akustischen Gitarre in „One Night in Berlin“ bestehen. Auch solch atmosphärische Songs stehen Ina sehr gut. „Promises“ beginnt ebenfalls sehr sanft zu Pianoklängen und weitet sich dann mit filigranen Streichern aus. „Dive“ schließt dieses melancholische Trio mit vorsichtig agierenden Bläsern ab, bevor der „April Song“ wieder ordentlich los fetzt.
Der „Cinematic Soul“, wie Forsman selbst ihren Stil bezeichnet, liefert ein facettenreiches Album zwischen sehnsuchtsvoller Stimmung und energischem Optimismus. Erstmals hat sie ihr Songwriting nicht auf Gesang und Melodielinien beschränkt, sondern sich an komplexe Arrangements gewagt und dafür gar Klavierspielen gelernt. Wenn man dann den Abschluss „Raw Honey“ hört, kann man beurteilen, welchen Gewinn das für ihre Arbeit bedeutet.