Auf dem Rockolymp angekommen sind Biffy Clyro schon längst. Die Band aus Schottland gibt es bereits seit 1995 – und kann seit über zehn Jahren in diversen Ländern Charterfolge feiern. Vor allem aber kann das Trio Konzerte geben: Live auf der kleinen Clubbühne ist mittlerweile eher vorbei, stattdessen werden die Festivalflächen und Hallen gefüllt. 5000 Menschen haben es am Montagabend in die Mitsubishi Electric Halle nach Düsseldorf geschafft. Ganz ausverkauft war es damit nicht, aber am Wochenstart ist das sicherlich vertretbar. Gleichzeitig ist das Konzert wegen der Pandemie auch schon mehrfach verschoben worden; kein Wunder also, dass nicht alles rappelvoll war.
Diejenigen die da waren hatten dennoch einen hervorragenden Abend. Auf der Bühne haben Neil Simon (Gitarre, Gesang), Ben Johnston (Drums) und James Johnston (Bass) Unterstützung von einem weiteren Gitarristen, einem Keyboarder und zusätzlich zwei Violinistinnen dabei. Dem Sound kommt das natürlich zu Gute, auch wenn (zumindest mit Gehörschutz) die Violinen über weite Strecken kaum zu hören sind im Klanggewebe von Biffy Clyro.
Die Songs der Gruppe sind fast alle Hymnentauglich, funktionieren im Stadion ebenso wie im Kellerclub. Dabei kommen auf ihrer derzeitigen Europatour die Songs von sechs ihrer insgesamt neun Alben auf die Setlist. Die drei Erstlingswerke bleiben damit außen vor, erst ab der ersten Major-Platte „Puzzles“ legen die Schotten los.
Mit Kapuzenmantel, spätestens nach dem ersten Viertel des Konzerts aber wie gewohnt oberkörperfrei führt Neil Simon durch den Abend – vor allem musizierend. Die kurzen Ansagen werden teils auf Deutsch gemacht, wobei es über Floskeln nicht hinausgeht. Der Vorteil davon dürfte sein, dass mehr Songs in das rund 100-minütige Konzert passen. „Mountains“, „Wolves of Winter“, „Biblical“ oder „Bubbles“ bleiben im Ohr. Große Emotionen gibt es nicht nur bei den beiden akustisch gespielten Liedern „Machines“ und „Re-Arrange“, sondern auch bei „Spaces“.
Obwohl viele für sich tanzen und vor allem mitsingen, sucht man allerdings Mosh- oder Circle-Pits eher vergebens oder lediglich in kleinerer Ausführung, auch Crowdsurfing bleibt aus. Das mag am Wochenanfang liegen, hergeben würde die Musik es. Biffy Clyro verstehen es seit Jahren eine Mischung aus melancholischen Balladen, ausgefeilten Alternative-Rock-Arrangements, die einem durchaus die Schuhe ausziehen können, vor allem aber ausgesprochen gekonnt dargeboten werden. Hier sitzt so ziemlich alles – die Woche hätte sicherlich kaum einen besseren Start haben können.