Wie der Name schon sagt: Die RECLAM Reihe “100 Seiten” versucht auf 100 Seiten Phänomene der Populärkultur zu beschreiben. Das können auch Schlagwörter sein wie Depression, Demokratie oder die Ereignisse des 11. September, aber spannend wird es mit Figuren wie James Bond und den drei ???. Und dann sind da natürlich noch Bands und Künstler*innen, die im Fokus des öffentlichen Interesses stehen. Aktuell erscheinen Bände zu den Ärzten, Reinhard Mey und Bruce Springsteen. Eine große Vielfalt wird also geboten.
Gerade zum nahenden 80. Geburtstag des großen Liedermachers Reinhard Mey gibt es recht viele Bücher, von denen gerade die beiden Kleinsten am stärksten herausstechen. Da ist zunächst der lyrische RECLAM-Band „Ich wollte wie Orpheus singen – Lieder und Chansons“, der einige der schönsten Liedtexte des Barden in der bekannten gelben Optik vereint (HIER unsre Rezension). Bereits dieser Band enthält ein umfangreiches Nachwort des Literaturwissenschaftlers Oliver Kobold, der ein echter Kenner der deutschen Liedermacherszene ist.
Nach diesem kleinen Vorgeschmack gibt es jetzt das komplette „100 Seiten“ Büchlein, das sich in gewohnt liebevoller Aufmachung der Person des Reinhard Mey anzunähern versucht. Und das Ergebnis ist wirklich großartig und wird dem Berliner Künstler absolut gerecht. Chronologisch geht es zunächst von den Anfängen auf Burg Waldeck hin zu ersten populären Erfolgen. Dabei erfahre auch ich noch viel Wissenswertes und Kurioses, beispielsweise dass „Gute Nacht, Freunde“ 1972 beim Vorentscheid zum „Grand Prix Eurovision de la Chanson“ dabei war, wobei Reinhard es unter einem Pseudonym einreichte. Auch seine großen Erfolge als Frédéric Mey in Frankreich werden akkurat beleuchtet.
Mit viel Liebe zum Detail streift Kobold durch alle Alben des Meisters, beleuchtet einige Texte sehr detailliert und erzählt auch von den Livekonzerten. Besonders gut gefällt mir die inhaltliche Zuordnung von Songs in Themengruppen wie „Natur“, „Berlin“, „Berufe“ und „Tod“. Reinhard ist immer mitten im Leben unterwegs und so gibt es spannende Wiederholungen und Fortsetzungen in seinen musikalischen Ideen.
Bis hin zum herzlichen Epilog ist das Buch absolut lesenswert und ein gelungener Beitrag zum nahenden Geburtstag!
Wer etwas anderes als die musikalischen Biographien sucht, ist vielleicht mit dem Buch von André Boße zu „Die drei ???“ ganz gut dran. Natürlich geht es hier um die beliebten Kinderbücher und Hörspiele, die alles andere sind als ein vergänglicher Retrokult. Immerhin erscheinen noch stetig neue Geschichten um das Detektiv-Trio.
Es gibt einen nostalgischen Abriss zum amerikanischen Original. Viel wichtiger ist aber die Umsetzung und Fortführung der Buchreihe im deutschsprachigen Raum, die dann zu den erfolgreichen Hörspiel-Kassetten (und mittlerweile CDs) führte. Wer hat nicht „Die drei ???“ regelmäßig zum Einschlafen genutzt? Die Geschichten sind kinderfreundlich und trotzdem recht spannend. Und viele der Hintergründe, Vorgaben sowie Ideen beleuchtet Boße sehr unterhaltsam und mit bestem Hintergrundwissen.
Die Frage, warum diese Serie zum Kult werden konnte, der die Sprecher des Hörspiels zu regelrechten Stars der Szene machte, wird nicht abschließend, aber zumindest annähernd beantwortet. Und die nostalgischen Momente, die allein das Artwork und das Layout der Serie bis heute bei mir und vielen anderen bewirken, zeigen den großen Effekt der Serie. Es funktioniert bei Kindern, Teenagern, Erwachsenen und sogar Senioren – bis heute.