Bereits seit 1990 existiert die Progressive Rockband Ricochet, die ihre Wurzeln bei der Musik von Marillion hat (der Bandname entstammt dem Marillion-Song „Jigsaw“), inzwischen aber eher in Richtung Progmetal nach Art von Dream Theater und Threshold tendiert. „Kazakhstan“ ist erst der dritte Longplayer in drei Jahrzehnten. Interessant ist sicher die Tatsache, dass die Band 1994 in einer Folge der Serie „Großstadtrevier“ mitspielte. Das Debütalbum „Among the Elements“ erschien 1996. Neun Jahre später gab es dann ein Konzeptalbum namens „Zarah – A Teartown Story“ über den Missbrauch an einem jungen Mädchen.
Das Albumcover des aktuellen Werks zeigt einen Surfer, der vor einem ausgetrockneten See steht. An dem Surfer zeigt sich der Widerspruch zwischen Resignation und Hoffnung. Ob er ein heilloser Optimist, ein unbedarfter Naivling oder ein unverbesserlicher Rebell ist, kann jeder für sich selbst entscheiden. Zumindest eröffnet sich damit wieder ein thematisches Konzept, auch wenn das Album keine durchlaufende Geschichte erzählt.
Mit metallischen Krachern wie „The Custodians“ und „King of Tales“ geht es direkt in die Vollen. Hier herrschen zunächst Progmetal und AOR, wobei vor allem der Opener – passend zum Albumtitel – auch weltmusikalische Elemente verbucht. Mit „Farewell“ und „Interception“ geht es dann stärker in Richtung Melodic Rock. Ausufernde Keyboards und elegische Gitarrensoli spielen durchaus eine Rolle.
Sänger Michael Keuter ist seit zehn Jahren dabei, somit ist dies sein erstes Album mit der Band. Er hat eine ordentliche Rockröhre, die gut zur Musik passt. Nicht gerade fein, aber rau und kraftvoll. Er hat zuvor für lange Zeit in einer Uriah Heep Coverband mitgewirkt, was ich sehr passend finde.
„Waiting For The Storm“ glänzt wieder mit verspielten Synthieklängen, die einen passenden Kontrast zu den Gitarrenriffs bilden. Vielseitig geht es mit „Beyond the Line“ weiter, einer Ballade aus dem AOR-Bereich. Sanfter wird es zu Beginn von „Losing Ground“ und „On a Distant Shore“ ist dann eine echte Ballade mit viel Gefühl, die den Hörer zur Ruhe kommen lässt, bevor er mit dem Titeltrack ein letztes Mal gefordert wird.
Das fast einstündige Album hat für Freunde gepflegter Rockmusik viel zu bieten und endet mit einem grandiosen Burner, der sich von orientalischen Klängen hin zu einem perfekten Metalsong mit harter Klangfarbe à la Led Zeppelin bewegt und in einem langen Keyboardsolo endet. Soundtüftler Jens Lück hat dafür gesorgt, dass das Album stark durchproduziert ist und bis zum Ende trotz seiner Vielseitigkeit sehr homogen klingt. Ein starkes Rockalbum, das auch Freunden des modernen Prog durchaus gefallen dürfte. HIER gibt’s die Musik.