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Angus & Julia Stone 14.11.2014 Palladium / Köln

Entschleunigung am falschen Ort… Angus & Julia Stone im Kölner Palladium

Auf dem Weg zum Konzert von Angus & Julia Stone erreicht uns in der Bahn die Nachricht einer Freundin, die bereits in Köln-Mülheim angekommen ist: „Habt ihr die Haare geflochten, Bändchen um den Kopf und ist der Blick verträumt? Dann könnt ihr kommen…“. Zwar sieht es im Palladium dann doch nicht danach aus, als würde hier gerade eine neue Hippie-Kommune gegründet, trotzdem ist das Motto der heutigen Veranstaltung damit bereits vorweggenommen. Denn mit seinen samtweichen Harmonien aus Folk und Blues dürfte das australische Geschwisterpaar den Knutsch- und Kuschelfaktor an diesem nasskalten November-Freitag ziemlich in die Höhe treiben. Etwas anderes war nach der Veröffentlichung ihres dritten selbstbetitelten Albums Anfang August allerdings auch nicht zu erwarten. Immerhin sorgt die Aussicht auf einen Abend voller musikalischer Wärme dafür, dass das Palladium restlos ausverkauft ist. Vor gut vier Jahren haben Angus & Julia Stone noch das Gebäude 9 bespielt und seitdem ihr Publikum in Köln also quasi verzehnfacht. Das Problem an der Sache ist nur, dass das Palladium für ein Konzert dieser Art der absolut falsche Ort ist.

Das wird schon nach den ersten Songs „A Heartbreak“ und „For You“ deutlich. Spätestens da ist nämlich klar, dass der Bewegungsdrang der beiden Hauptdarsteller auf der Bühne fast vollständig gegen Null tendiert. Es geht ihnen halt um die Musik und dagegen ist ja auch nichts einzuwenden. Doch die Songs von Angus & Julia Stone sind in einem intimeren Rahmen, wie ihn etwa die Kölner Kulturkirche hätte bieten können, einfach besser aufgehoben. Im Palladium geht viel von ihrer emotionalen Tiefe und Schönheit verloren, was weder an der Performance noch am Sound liegt. Im Gegenteil, letzterer ist exzellent und so wird der Soundmann zu Recht auch mit einem Geburtstagsständchen gefeiert.

Sollte es auf der Bühne überhaupt eine Richtung geben, dann wird sie eindeutig von Julia bestimmt. Bei ihren wenigen Ansagen muss man schon die Ohren spitzen, um zu verstehen, was sie sagt. Sie dirigiert die Begleitband, greift zur Unterstützung auch mal zur Trompete („Main Street“), lacht zwischendurch ihr kieksendes Lachen und füllt ansonsten die Rolle der singenden Sonnenblume nahezu perfekt aus. Bruder Angus mimt derweil den leicht bekifft wirkenden Hipster und steuert hier und da einen Gesangspart bei. Vor allem „Crash & Burn“ verleiht er damit einen besonderen Neil Young-Touch. Die Fans singen immerhin „Stay With Me“ und „Big Jet Plane“ verhalten mit, sind größtenteils aber mucksmäuschenstill. Einzig beim „Grease“-Klassiker „You’re The One That I Want“, den Angus & Julia Stone in seine akustischen Einzelteile zerlegen, fühlen sich manche zu einer John Travolta & Olivia Newton-John-Parodie berufen. Die sparsam-schöne Lightshow unterstreicht den Eindruck, dass es heute im Palladium vor allem auf Entschleunigung ankommt. Dazu passt „Heart Beats Slow“ als Abschluss des Mainsets wie der Deckel aufs Marmeladenglas.

Nach zwei weiteren Zugaben („Yellow Brick Road“ und „Santa Monica Dream“) verabschieden sich Angus & Julia Stone fast schüchtern von ihren Fans. Musikalisch haben sie vollkommen überzeugt, auch wenn die Länge ihres Auftritts mit knapp anderthalb Stunden etwas kurz erscheint. Man nimmt ein Gefühl der Ruhe und Sanftheit mit ins Wochenende. Und das kann einem am Ende selbst das Palladium nicht nehmen.

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