Irgendwas haben sie an sich, die Bands aus dieser Stadt namens Köln. Egal ob es die alteingesessenen wie BAP, Bläck Föös, Brings oder die Höhner sind – oder Vertreter jüngeren Kalibers wie Kasalla und Cat Ballou. Sie singen in einem Dialekt, den man 300 km weiter nur noch schwer versteht. Trotzdem sind sie im deutschsprachigen Raum sehr erfolgreich. BAP haben Kölsch als Singsprache salonfähig gemacht und alle, die nachzogen, hatten spätestens mit ihrem ersten Karnevalshit den entsprechenden Erfolg. Das macht Köln keine andere deutsche Stadt nach.
Und – oh Wunder – selbst Cat Ballou, die noch so jung und energiegeladen wirken, feiern schon 25jähriges Bühnenjubiläum. Seit ihrem Sieg beim „Köln Rockt“ Bandcontest 2011 ging es steil bergauf für die Band und „Et jitt kei Wood“ rangiert im kölschen Liedkanon längst auf einer Höhe mit „Veedel“ und „Verdamp lang her“. So war die Europahalle in Trier auch erwartungsfroh gefüllt, als Sänger Oliver Niesen um 19.45 Uhr auf der Bühne erschien, um den Support Nico Gomez anzusagen.
Der 34jährige Songwriter aus Köln war zu Beginn seiner Karriere eher im Hintergrund tätig und hat Titel für andere Künstler*innen geschrieben. The Voice of Germany führte ihn aber selbst ans Mikro und da hat er jetzt einen festen Platz. Allein zu instrumentalem Playback sang er deutschsprachige Popsongs wie „Keine Lust“ und „Barcelona“. Die Stimmung war top, auch als er sich in der zweiten Hälfte des 30minütigen Sets ans Piano setzte und unter anderem den aus seiner Feder stammenden Tabaluga-Titelsong „Königreich der Liebe“ interpretierte. Zum Song „Liebe für mich“ drang seine Stimme zum Schluss sogar ohne Mikro durch die Halle. Nico Gomez hat hier ein dickes Ausrufezeichen gesetzt!
Der Umbau dauerte nur fünf Minuten (sehr lobenswert) und Cat Ballou kamen um 20.20 Uhr zu den Klängen von „Genesis“, dem sphärischen Opener des aktuellen Albums, auf die Bühne. Etwas Pyrotechnik und dann startete mit „Paradies“ die Show. Schon zu „Mer fiere et Levve“ sang der ganze Saal unisono mit – die Vorzeichen standen also sehr gut. „Immer immer wieder“ widmete sich dem wichtigen kölschen Thema Karneval. Zumindest musikalisch hat Köln dem politischen Karneval in Mainz längst den Rang abgelaufen, was sich hier wieder eindrucksvoll zeigte.
Zu „Dabei sein“ kam Nico nochmal als Duettpartner auf die Bühne. Mit „Oh wie schön“ gab es einen respektablen Post-Corona-Song („mir wore vill zo lang allein“) und Songs wie „Gute Zeit“ boten neben allen karnevalistischen Schwelgereien zur Abwechslung auch etwas Funk und Disco. „Liebe deine Stadt“ ist ein grandioser Rap für Köln und ich glaube, dass keine andere kölsche Band so viele Liebeslieder an ihre Heimatstadt im Programm hat, wie Cat Ballou. Jedenfalls sang ganz Trier mit, rot-weiße Fahnen wurden geschwenkt – als Eifeler empfindet man ohnehin Köln als Hauptstadt der ganzen Region.
Zwischenzeitlich wurde es etwas ruhiger und „Ming Stadt“ sowie „Heimweh“ erklangen akustisch, doch der Sturm folgte ziemlich schnell im Anschluss: „Et jitt kei Wood“, Superhit und Dauerbrenner, wurde nur kurz angespielt und schon sang das Publikum die erste Strophe plus Refrain ganz allein. Die Band setzte nochmal von vorne ein und zum Schluss gab es einen zweistimmigen Chor, den Oliver Niesen gekonnt dirigierte. So zelebriert man seine Erkennungsmelodie. „Kumm loss uns fiere“ als Lied vom Zusammenhalten beschloss dann auch passend den Hauptset.
„Su noh bei dir su jot“ bot Oliver im Zugabenblock zunächst ganz allein mit Gitarre. Dann gab es das Höhner-Cover „Schenk mir dein Herz“ im Speedformat und mit „Guter Stern“ den Titelsong vom aktuellen Album. „Lass uns nicht geh’n“ wurde mit einem Regen aus Luftschlangen garniert und „Hück steiht de Welt still“ brachte die Menge als rockige Hymne nochmal zum springen, bevor die Show mit „König“ nach fast zwei Stunden endete.
Cat Ballou sind live definitiv eine Wucht. Sie hatten das Trierer Publikum den ganzen Abend über fest im Griff und die 25 Jahre auf der Bühne merkte man der jugendlichen Truppe absolut nicht an. So kann das noch lange weiter gehen – vielleicht bald wieder in der ältesten deutschen Stadt, die sich Köln so verbunden fühlt.
Setlist – Cat Ballou, 28.11.2024, Trier
Genesis
Paradies
Mer fiere et Levve
Die Stääne stonn joot
Immer immer widder
Dabei sein
Oh wie schön
Du bes nit allein
Wir lieben das
Gute Zeit
Liebe deine Stadt
Süße Lügen
Ming Stadt
Heimweh
Wasser im Rhing
Et jitt kei Wood
Kumm loss uns fiere
Su noh bei dir su jot
Schenk mir dein Herz
Guter Stern
Lass uns nicht geh’n
Hück steiht de Welt still
König