Es gibt feste Regeln, wenn man ein Konzert von Götz Widmann in Trier besucht: Er steht mit Gitarre auf der Bühne. Die Zuschauer sitzen (ohne Stühle) auf dem Boden der Location. Das war im ExHaus immer so, das in den vergangen Jahren Veranstaltungsort der denkwürdigen Widmann-Konzerte war, und das ist in der TUFA so, die leider als Ausweichstätte herhalten muss, so lange das ExHaus renoviert wird.
Vom Ambiente her passte das Jugendzentrum ExHaus zwar besser zu der derben Kost, die Götz seinen vor allem jugendlichen und jung gebliebenen Zuschauern präsentiert, doch auch in der TUFA kam das studentische Liedermacher-Flair gut rüber und der Funke sprang schnell über.
Götz ist das Enfant Terrible unter den deutschen Liedermachern und hat seinem Ruf mal wieder alle Ehre gemacht. „Tohuwabohu“ heißt das aktuelle Album und der Name ist Programm. Die neuen Song sind ein chaotischer Rundumschlag von Babydinosauriern über die altbekannten Themen wie „Hanf und Hopfen“ sowie nachhaltigen Alkoholismus bis hin zu einem Liebeslied an Europa.
Unberechenbar wie immer schüttelte er mit einer frappierenden Leichtigkeit und derben Worten eine Sensation nach der anderen aus dem Ärmel. Politisierend, schimpfend, schreiend, frustriert – und stets mit einem rauen, tiefen, versoffenen Gesang, wie er dies seit zwanzig Jahren zelebriert und schon vorher in Duoform bei Joint Venture bis zur Ekstase ausgelebt hat.
Götz Widmann war in der Tufa Trier in Bestform. Mit „Schwanger“ brachte er die Leute nicht nur kurz zum Lachen, es gab auch eine kichernde Damen-Fraktion, die überhaupt nicht mehr zu bremsen war. Die Pointen saßen wie KO-Schläge und er sprach den Anwesenden aus dem Herzen. Beispielsweise wenn er skandierte „Beim Fußball hass ich Holland wie die Pest“ oder seinen Klassiker „Zöllner vom Vollzug abhalten auf der A4“ zum Besten gab.
Treffsicher wie immer kam er genau mit dem richtigen Statement zur richtigen Zeit um die Ecke. Der Trost für alle Anwesenden: 140 Millionen Samenzellen haben sich auf den Weg gemacht, und ihr habt es geschafft – ein Saal voller Sieger. Macht Sinn, wenn man es so überlegt, denn die Chance, dabei zu sein, ist wie ein 6er im Lotto.
Nach einer Stunde gab es eine Pause, die Götz nutzte, um am Bühnenrand CDs zu verkaufen. Für 20 Minuten angekündigt hat sie gut 45 Minuten gedauert. Das war dann doch sehr lange und ein kleiner Wermutstropfen für das ansonsten sehr gute Konzert. Okay – er wollte allen Anstehenden gerecht werden und seine Autogramme hinterlassen, aber keiner wäre böse gewesen, wenn er irgendwann gesagt hätte: Nach dem Konzert geht’s weiter.
Im zweiten Teil wurden die Songs noch verruchter und auch persönlicher. Klassiker aus seiner Solokarriere und von Joint Venture („Scheiß auf deine Ex“) und die schaurige Ballade vom „sitzend pinkeln“. Götz hat ein großes böses Maul und niemand ist vor ihm sicher, doch er kann auch große Emotionen, z.B. wenn er Anekdoten vom früheren Tourleben in der Nähe von Heidelberg erzählt und seiner Lieblingskneipe „Maria“ ein Trauerlied widmet.
Es war ein anstrengendes Konzert ob der langen Pause und dem gezwungenen Ungemütlich-auf-dem-Boden-sitzen, doch es war es allemal wert, den umtriebigen Liedermacher in Trier zu erleben. Bis zum nächsten Mal!