Ursprünglich sollte das Konzert von Santiano in der Arena Trier bereits im Februar stattfinden, doch durch eine Erkrankung von Sänger Björn Both musste es verschoben werden. So wurde der Auftritt in Trier unverhofft zum Abschluss der großen Arena-Tour.
Geschmeidige vier Nummer-1-Alben hat die norddeutsche Truppe seit 2012 auf den Markt gebracht. Es wurde also Zeit, die Größenordnung der gebuchten Hallen nach oben anzupassen. Die Arena Trier war dann auch mit gut 4000 Zuschauern ausverkauft.
Santiano stammen aus Flensburg und legten gleich mit ihrem Debüt einen Sprung auf den Spitzenplatz der deutschen Charts hin. Das erste Album trug den Namen „Bis ans Ende der Welt“ und war der Überraschungserfolg einer deutschen Band im Jahr 2012. Bereits ein Jahr später folgte „Mit den Gezeiten“ und wieder war aus dem Stand Platz 1 drin. Die Mischung aus nordisch angelegten Schlagern mit Irish Folk und Shanty-Musik funktioniert seitdem hervorragend. Die Band genießt selbst in Hardrock-Kreisen ein gutes Renommee, durfte schon Metal-Kreuzfahrten musikalisch unterstützen und war selbst in Wacken ein gern gesehener Gast.
Was die sieben rauen Männer in der Arena Trier auffuhren, war dann auch vom Allerfeinsten. Zwar gab es bis auf einen kleinen „Golden Circle“ mit wenigen Stehplätzen im Bühnenbereich nur Sitzplätze in der Halle, doch das tat der guten Stimmung keinen Abbruch. Der Bühnenaufbau war gigantisch. Dem Aufbau eines U-Boots nachempfunden mit Kommandobrücke und ausfahrbarem Periskop. Dahinter eine große LCD-Leinwand, die das passende Ambiente für wahlweise Unterwasser- oder wellenbrausende Sturmfahrten erzeugte. Mit langen, ins Publikum gerichteten Stegen, hatte die Band sich viel Platz für Umgruppierungen und ausschweifende Stellungsmanöver geschaffen.
Pünktlich um 20 Uhr ging es los mit dem bekannten Soundtrack-Intro aus „Das Boot“ und einer heroischen Vorstellung der Bandmitglieder. Auch an Pyro-Einlagen wurde nicht gespart. Björn entschuldigte sich für sein Ausfallen im Februar, versprach aber im Gegenzug eine fulminante Tour-Abschluss-Show.
Es gab Titel aller vier Studioalbum. Das Repertoire der Band ist inzwischen mehr als ordentlich. Dazu gehörten auch Traditionals wie „The Irish Rover“ oder eingedeutschte Coverversionen wie den Titel „Bis in alle Ewigkeit“, der im Original von den Hooters stammt. Überhaupt spielte Irland mit Titeln wie „Land Of The Green“ eine große Rolle. Aber auch die norddeutsche Seemannswelt. Zu meinem Lieblings-Santiano-Hit „Alle die mit uns auf Kaperfahrt fahren“, einem uralten Volkslied, gab es eine gigantische Feuershow, die große Hitze in die ersten Zuschauerreihen brachte.
Seemannsmusik verbindet die Welt. So verwunderte es auch nicht, wenn das U-Boot plötzlich zum Raddampfer wird und statt Shanties ein veritabler Mississippi-Blues erklingt. Zu „Im Auge des Sturms“ wurde Björn von einer hübschen barfüßigen Sängerin im Duett unterstützt. Ansonsten bestritt die Band die Show allein – mit wechselnden Sängern, glatten und rauen Stimmen, und angereichert mit Instrumenten wie Akkordeon und Violine.
Spätestens ab dem zweiten Konzertdrittel wurde aus dem sitzenden Publikum auch meist ein stehendes. Zum Zugabenblock verlagerte sich das Interesse ganz nach vorne und viele wagten den Weg an die Bühne, was von den Ordnern stirnrunzelnd geduldet wurde. Hier gab es noch eine Reihe von Santiano-Klassikern wie „Auf nach Californio“, „Diggi Liggi Lo“ und den Saufhit „Es gibt nur Wasser“, der (wen wundert’s) von seinem Erscheinen an zum Karnevalshit avancierte.
Das Publikum umfasste viele ältere Herrschaften, auch viele Familien mit Kindern und wirkte alles in allem sehr stämmig. Die Schlange vor der Damentoilette war bei weitem nicht so lang, wie man das sonst gewohnt ist. Starke 150 Minuten dauerte die Show und gefeiert wurde noch lange danach, auf der Heimfahrt per U-Boot, Raddampfer oder profanem Automobil.