Wer von euch schon mal von Lake Street Dive gehört hat, kennt mit ziemlicher Sicherheit ihr wunderbares Cover von „I Want You Back“ der Jackson 5, aufgenommen an einer Straßenecke in Boston. Das Video flog letztes Jahr durch das Internet (nicht zuletzt nachdem der gute Kevin Bacon es twitterte). Dabei gibt es Lake Street Dive nun schon zehn Jahre. 2004 gründeten Rachael Price (Gesang), Mike „McDuck“ Olson (Trompete und Gitarre), Bridget Kearney (Kontrabass) und Mike Calabrese (Schlagzeug) gemeinsam die Band am New England Conservatory of Music in Boston, wo sie Jazz studierten.
Erst 2012 erhielten sie durch ihre souligen Cover auf der EP „Fun Machine“ mehr Aufmerksamkeit. Mit dem neuen Album „Bad Self Portraits“ sind sie jetzt auf Tour und haben am 16.05. in der Kulturkirche in Nippes gespielt. Eine bessere Location hätten sich Lake Street Dive dabei kaum aussuchen können. Die intime Atmosphäre in der Kirche bringt den jazzigen Soulpop und die großartige Stimme von Rachael noch viel intensiver zusammen. Selten habe ich eine sympathischere und authentischere Band auf der Bühne gesehen. Und eines muss man ihnen lassen – die vier und ihre Musik sind sexy! In kürzester Zeit verwandeln sie den Kirchenraum in eine rauchige, schummrige Musikbar im Herzen Amerikas. Und diese Kneipenatmosphäre ist auch genau das, worauf sie hinaus wollen: Die „Dives“, auf die sie sich in ihrem Bandnamen beziehen, sind nämlich kleine Kneipen mit Bühnen für lokale Bands.
Aber auch die Songs selbst leisten ihren Beitrag zur intimen Schummeligkeit. „I think my neighbours are making love upstairs“, singt Rachael mit einem Augenzwinkern und Mike begleitet sie auf der Trompete. Überhaupt, ihre Instrumente beherrschen alle perfekt – da merkt man die klassische Ausbildung. Wie oft hört man schon Zwischenapplaus für ein Kontrabasssolo? Das Herausragendste ist trotzdem Rachaels Stimme. Auch wenn die Songs vom neuen Album insgesamt viel poppiger und tanzbarer sind, drängelt der ganze Soul und Jazz aus jedem Ton. Da tanzen auch schnell die ersten im Kirchengang. Lake Street Dive scheinen jedenfalls genauso viel Spaß wie das Publikum zu haben, und spendieren hin und wieder eines ihrer berühmten Cover, „Let Me Roll“ von Paul McCartney zum Beispiel und ganz als letztes Stück, in der Zugabe, auch „I Want You Back“.
Der New Yorker schrieb über die vier: „Man kann sich nicht vorstellen, dass Lake Street Dive nicht bald ins Epizentrum der Aufmerksamkeit rücken wird.“ In der Kulturkirche ist auch allen klar, dass sie da etwas Besonderes sehen. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, diese Songs irgendwo anders zu hören als genau jetzt und hier. Das ist für das Konzert natürlich ganz hervorragend, ob sich das auch in größere Hallen übertragen lässt, werden wir sehen.