Otto Waalkes geht stramm auf die 70 zu. Um so erstaunlicher, dass er noch wie ein junger Hüpfer auf der Bühne rumturnt und immer den Nerv der Zeit trifft – wie auch in der Rockhal des luxemburgischen Esch/Alzette. Ausverkauftes Haus, lange Schlangen beim Einlass. So stellt man sich einen tollen Abend vor. Wenn es auch etwas schwierig war, alle Zuschauer pünktlich zum Beginn um 20.07 Uhr auf ihre Plätze zu bekommen.
Egal. Man fing mit 20.15 Uhr etwas später zur besten Spielfilm-Zeit an und vergnügte das Publikum erst einmal mit einer lustigen Bildschirmpräsentation in hübschem Sprach-Kauderwelsch. So hatte bis zu Ottos Erscheinen schließlich jeder seinen Platz eingenommen und es konnte beginnen, das Springen, Hüpfen, Tanzen, Singen, Jodeln, Blödeln. Auch nach über 50 Jahren auf der Bühne kann der Ostfriese einfach nicht still stehen und nimmt die Bühne und das Publikum konsequent für sich ein. Dabei braucht er keinerlei Unterstützung. Nur Gitarren, diverse Requisiten und zwei Handpuppen.
Okay – manche der Gags waren schon alt. Der Sprachkurs mit verballhornten englischen Begriffen. Die Parodien auf Songs wie Carpendales „Hello Again“, das jetzt „Holdrio Again“ heißt, und „Wir haben Grund zu feiern“ als Aneinanderreihung von Alkoholika. Die Darstellung luxemburgischer Ortsnamen mit zwei weißen Fahnen – inklusive konsequenter Schlüpfrigkeit. Oder Ottos Kuchenbäckerei, die dafür sorgte, dass die ersten Reihen ordentlich mit Wasser und Mehl versorgt wurden. Alles tausend Mal kopiert inzwischen. Aber man muss sich einfach bewusst machen, dass hier das Original auf der Bühne steht.
Und Otto geht absolut mit der Zeit. Er hat ja auch ein paar Pfründen, mit denen er wuchern kann. Beispielsweise sein Auftreten als Zwerg aus dem Kinofilm „7 Zwerge – Männer allein im Wald“. Oder das Urzeit-Faultier Sid aus „Ice Age“, dem Otto nicht nur im Zeichentrickfilm sondern auch im Handpuppenspiel auf der Bühne seine Stimme verleiht. Und natürlich die unzähligen Ottifanten, von denen Otto vor der Pause eine ordentliche Stückzahl an die vielen anwesenden Kinder verteilt. Man musste zwar Angst haben, dass sich die Kleinen beim Auffangen gegenseitig zerfleischen, aber zum Glück ging die Aktion ohne Verletzte aus.
Höhepunkt waren definitiv die neuen Versionen der Hänsel- und Gretel-Lieder, die Otto in unzähligen Varianten bereits seit NDW-Zeiten Anfang der 80er Jahre zu Gehör bringt. Auch diesmal mussten brandaktuelle Originale herhalten wie Ed Sheerans „Shape Of You“, Max Giesingers „Wenn sie tanzt“ und der Cup-Song „She’s Gone“, den Otto auch stilgerecht mit einem Becher darbrachte. Hier liegt seine große Stärke: sich immer wieder Neues zu alten Witzen einfallen zu lassen und die Menge damit zu begeistern. „Einen hab ich noch…“, kann man da nur sagen.
Das Publikum in Luxemburg war aus dem Häuschen und Otto genoss den Erfolg sichtlich. So darf er auch mit 70 noch auf die Bühne kommen. Und im Ländchen ist er immer gern gesehen.