Angekommen am Kölner Neumarkt, auf welchem sich schon der aufgebaute Weihnachtsmarkt befindet, verpasst man zunächst mal exakt die Linie 7 und kann sich dank 20-minütiger Wartezeit schon mal den Support Good Tiger abschminken: Ein Hoch auf die Kölner Verkehrs-Betriebe oder wie sie vom Kölner auch liebevoll genannt werden: Kölner Verbrecher-Bande. Angekommen im schönen Köln-Poll begibt man sich auf direktem Weg zur Essigfabrik um erstens nicht weiter dieser unerbittlichen Kälte samt Regen ausgesetzt zu sein und zweitens nicht den nächsten Support, Veil of Maya, zu verpassen. Die fangen dann auch gegen kurz nach acht an und bringen die Halle gleich zum beben. Zwar nur zu viert auf der Bühne überzeugen sie mit unfassbar harten Breakdowns und stellenweise mehr als angsteinflößenden Rhythmen. Leider gibt es wieder das typische Problem welches einen in der Essigfabrik verfolgt: Der Sound ist nicht wirklich das Gelbe vom Ei, Höhen kommen unglaublich schlecht heraus. Für Bassverliebte genau das Richtige. Nach einer knappen halb en Stunde ist dann Schluss.
Auch beim Hauptact soll sich dies nicht ändern. Man gönnt sich also nach Veil of Maya noch zwei leckere Gerstensäfte und wartet gute 20 Minuten auf die nach Perfektion strebenden Periphery. Gegen kurz vor acht ist es dann soweit: Die sechs Amerikaner betreten unter epischer Musik die Bühne.
Man könnte fast schon glauben, man würde hier Kriegsveteranen empfangen. Mit „Muramasa“ legt das Sextett los und zerlegt die Halle gleich ab der ersten Minute. Der Sound ist wie erwartet nicht der Band gerecht werdend. Allerdings kommen die Höhen doch ein wenig mehr raus als noch beim Support, was den Ohren der Zuschauer bei den Gitarrenparts von Misha Mansoor natürlich mehr als gelegen kommt. „Ragnarok“ als zweiter Track des Abends lässt den Raum nicht weniger staunen und verlangt den Kölnern eine ganze Menge ab. Zum Bühnenbild lässt sich nicht viel sagen, es prangt ein riesiger Periphery-Banner hinter den sechs Masterminds, die Lichtshow hingegen kann mit viel Stroboskop und clever kombinierter Farbspiele überzeugen. Zur Mitte des Sets zerlegt der passende Titel „Make Total Destroy“ weiter die Menge und führt fort was begonnen wurde: Totale Zerstörung. Spencer Sotelo, welcher sich zum eigenen Vergnügen schon bei Veil of Maya auf der Bühne blicken ließ, schwebt mit seiner Stimme über allem. Perfekte Clean Vocals, ungemeine Screams und die Magengrube vor Ehrfurcht wabbeln lassende Shouts werden dem Publikum entgegen geschmettert, als würde ein Hochbegabter sein Vollabitur mal eben so mit 1,0 hinklatschen. Einfach nur unglaublich. Die restlichen Musikanten auf der Bühne stehen dem mit ihren Instrumenten in nichts nach. Mit „Graveless“ verlassen Periphery die Bühne. Zurück an ihrem Arbeitsplatz erzählt Soleto erst mal was er schon so an Deutsch gelernt hat. Das wird an dieser Stelle aber besser mal gekonnt verschwiegen. Mit „Stranger Things“ beenden die Amerikaner ihr Set und lassen die Menge mit ihren „Scarlet, Scarlet“-Rufen alleine. Leider wurde den Kölnern dieser Song heute nicht präsentiert, was dieses Konzert nicht in seiner Klasse schmälert.
Periphery jemanden zu beschreiben der sie nicht kennt wäre wohl so am einfachsten: Stell dir die beste Band vor die du kennst, reize ihre Fähigkeiten bis zur Unendlichkeit aus. Und jetzt nimm das ganze mal fünf und stell dir einen Haufen vor der dann noch sagt: “Da geht aber noch was.“ Das sind Periphery. Und das sollte man sich live unter keinen Umständen entgehen lassen.