Letztes Jahr war Ralf Schmitz schon einmal mit seinem Programm „Schmitzenklassse“ in Trier zu Gast und füllte damals die Europahalle bis auf den letzten Platz. Das gelingt ihm mit der weitaus größeren Arena zwar nicht, aber die Zuschauerzahlen sind dennoch überzeugend. Und sicher ist auch mehr als ein Wiederholungstäter dabei – denn beim Improvisationstalent der Komikers ist kein Abend wie der andere, auch wenn er dasselbe Programm spielt.
Das Wortspiel „Schmitzenklasse“ lässt es erahnen – es geht ums Thema Schule. Bevor Ralf Schmitz aber da einsteigt, nimmt er erst mal Kontakt zum Publikum auf. Seine Fans wissen inzwischen, dass man in der ersten Reihe ziemlich sicher ist; und auch heute steuert der Comedian die dritte Reihe an, um sich seine ersten Opfer zu suchen: Ein Ehepaar, das sich zu zweit vier Plätze teilt, und einen Koblenzer, der aufgrund seines (wahrscheinlich fiktiven) Mundgeruchs als „Aioli-Dirk“ zum Running -Gag des Abend wird. Danach gibt’s Fotos, um die Unterschiede zwischen Schule früher und heute zu demonstrieren, und Ralf sammelt lustige Lehrernamen aus dem Publikum. Dieses wird sowieso ständig gefordert, schließlich ist das Programm äußerst interaktiv. Schon für die nächste Nummer, den Schul-Action-Thriller „Der Tintenkiller“, holt Ralf sich zwei Männer auf die Bühne, die per Zufallsgenerator jeweils zwei Sätze zugeteilt bekommen, mit denen sie die von Ralf improvisierte Szene mitgestalten können. „ Wer braucht denn sowas“ zeigt sich dabei als erstaunlich vielseitig einsetzbare Replik!
Als besonders dankbare Mitspielerin erweist sich Ilse aus Illingen, deren Tagesablauf Ralf spielend zu erraten versucht, wobei Ilse durch Klingeln oder Hupen signalisiert, ob er richtig oder falsch liegt. Da gerät der Comedian fast an den Rand der Verzweiflung, als er alle deutschen Automarken durchprobiert, bevor Ilse ihn belehrt, dass sie einen Benz und keinen Mercedes fährt! Spaß hat Ralf auch mit Sabrina und Bernd, die er als Kellner bedient, der alle paar Minuten in einen anderen Beruf wechselt – die Berufe wurden vorher natürlich auch mit dem Publikum gesammelt.
Zwischendurch kommt Ralf auch mal ohne aktive Mithilfe der Zuschauer aus. So präsentiert er eine Religionsstunde mit der Bibelgeschichte im Schnelldurchlauf, bei der er sich durch verschiedene TV-Formate zappt – von „Bauer sucht Frau“ im Paradies bis zur Millionenfrage an den Apostel Petrus in „Wer wird Millionär“ – und dabei Darsteller und Moderatoren gekonnt parodiert. Äußerst unterhaltsam gerät auch die Lateinstunde, in der er als Messdiener eine Beerdigungsmesse ins lateinische übersetzt. Da wird aus dem Heiligen Geist mal eben „Sankt Hui Buh“ und aus dem tragischen Verkehrsunfall „Fiat Panda versus Omnibus“. Zum Finale sucht er sich dann allerdings nochmal ein Pärchen aus dem Publikum, das er zuerst ein bisschen ausfragt, um dann ihre Liebesgeschichte – inklusive Kennenlernen in der Trierer Disco Riverside und dem typischen Anmachspruch „Un du?“ – als Kurz-Musical auf die Bühne zu bringen.
Eigentlich sind damit die Lachmuskeln des Trierer Publikums bereits ausreichend strapaziert, aber eine Zugabe wird trotzdem eingefordert. Und die gibt’s natürlich auch, diesmal mit weiblicher Unterstützung aus der zweiten Reihe. Die Zuschauerin soll Ralf passend zu seinen Kommentaren wie eine Puppe bewegen – und unter diesen Voraussetzungen wird selbst gemütliches Lesen eine Herausforderung, wenn man zuerst noch das Buch aus dem Regal holen muss!