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Seether 05.12.2012 Bürgerhaus Stollwerck / Köln

Seether im Bürgerhaus Stollwerck – Support: Heaven’s Basement

Seether sind eine Post Grunge-Band aus Südafrika. Das Bürgerhaus Stollwerck ist das größte seiner Art in Köln und sozial-kulturelles Zentrum mitten im Herzen der Südstadt. Dass diese Verbindung passt, zeigt sich bereits beim Einlass. Das ehemalige preußische Proviantamt an der Dreikönigenstraße ist ausverkauft. Damit könnte jedoch bald Schluß sein. Denn obwohl sich das Bürgerhaus Stollwerck seit mittlerweile 25 Jahren nicht nur in der Domstadt, sondern auch weit darüber hinaus einen klangvollen Namen gemacht hat, überlegt die Stadt Köln ihre jährlichen Subventionen zu kürzen. Und die liegen bei immerhin gut 1,5 Millionen Euro. Am Eingang kann man sich in Unterschriftenlisten eintragen, die den Erhalt dieser städtischen Förderung fordern und dem kommen wir natürlich gerne nach. Sollte in Zukunft hinter der denkmalgeschützten Fassade nur noch „Schmalspur-Kultur“ möglich sein, wäre nicht nur das Severinsviertel um eine liebgewonnene Einrichtung ärmer.

Im grossen Saal haben sich an diesem Abend 600 erwartungsfrohe Rockfans versammelt. Sie kommen zunächst auch auf ihre Kosten. Dafür sorgen die Engländer von Heaven’s Basement, die das Stollwerck ab 21 Uhr anheizen. Und zwar bis zum Siedepunkt. Die Newcomer um Sänger und Rampensau Aaron Buchanan liefern eine dreißigminütige schweißtreibende und energiegeladene Show ab. Ihr Glam Rock ist zwar alles andere als innovativ und sie haben sich in Sachen Posing vielleicht ein bißchen viel bei Mötley Crüe abgeguckt, aber Songtitel wie „Fire, Fire“ oder „I Am Electric“ sprechen für sich. Trotz des Soundbreis macht das Quartett mächtig Wirbel und wird mit viel Applaus verabschiedet. Im Februar des kommenden Jahres soll ihr Debüt „Filthy Empire“ erscheinen und man darf jetzt schon gespannt sein wie die Jungs dann auf Platte klingen werden.

Die Wartezeit auf Seether wird uns danach mit Temple Of The Dog und Rage Against The Machine versüsst. Natürlich nur in der Konserve. Um 22 Uhr betreten dann Frontmann Shaun Morgan mit Gitarre, Bassist Dale Stewart und Schlagzeuger John Humphrey die Bühne. Ein entscheidender Unterschied zu Heaven’s Basement wird gleich beim Opener „Gasoline“ deutlich: Der Sound ist nun um Längen besser. Der zweite Unterschied leider auch: Während Aaron Buchanan und Kollegen pausenlos in Bewegung waren und das Publikum fast schon zu penetrant zum ständigen Mitmachen animiert haben, herrscht bei Seether weitestgehend Regungslosigkeit und so gut wie keine Kommunikation mit den Fans. Shaun Morgan versteckt sich hinter seinen Haaren und überlässt das Feld überwiegend Dale Stewart, der immerhin mit einem schicken Irokesenschnitt punkten kann.

Musikalisch machen die Drei aber fast alles richtig. In der Setlist findet sich neben Perlen wie „Needles“ oder „Fine Again“ auch der Über-Hit „Broken“, das Duett mit Morgan’s Ex-Flamme Amy Lee von Evanescence, mit dem Seether hierzulande der Durchbruch gelang. Nach „Rise Above This“ versagt plötzlich die Drumtechnik, sodass John Humphrey nicht mehr zu hören ist. Bis zur Behebung des Fehlers streut Shaun Morgan kurzerhand eine Akustikversion von „The Gift“ ein und tatsächlich – er spricht sogar dabei („I hope this fucking shit is working soon“). Wie gut Seether auch Unplugged rüberkommen, kann man übrigens wunderbar auf dem Livealbum „One Cold Night“ von 2006 nachhören. Humphreys setzt sein malades Instrument anschließend gleich mal einem Härtetest aus und trommelt ein fulminantes Solo auf die Felle. Mit „Tonight“, dem sehr geilen „Country Song“ und dem Nirvana-Cover „You Know You’re Right“ geht es ohne neuerliche Unterbrechungen weiter. Der Bass wummert im Magen. Ein wohliges Gefühl.

Etwas nervig sind die häufigen Feedbackgewitter, die das Trio einstreut, um auf einer währenddessen komplett dunklen Bühne Gott weiß was zu machen. „Fake It“ und das von den Fans stürmisch geforderte „Remedy“ bilden schließlich die beiden Schlußakkorde eines Konzertes, das ohne Zugaben auskommt. So bleibt man nach knapp 100 Minuten mit einem etwas zwiespältigen Gefühl zurück. Zum einen haben Seether mit ihren Gitarrenwänden für einen durchaus zufriedenstellenden Spaßfaktor gesorgt, zum anderen hatte man dabei aber nicht unbedingt den Eindruck, dass sie selbst genauso viel Spaß an dem haben, was sie da tun. Woran das gelegen haben mag, kann ich nicht beurteilen. An den Fans jedenfalls nicht, denn die haben fleißig gesungen und getanzt. Allerdings hege ich nach diesem Abend leise Zweifel daran, ob sie beim nächsten Mal auch wieder so zahlreich am Start sein werden. Und daran ist nicht das Bürgerhaus Stollwerck schuld.

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