Man soll ein Buch ja nicht nach seinem Äußeren beurteilen, doch bei diesem Roman ist das Äußere zumindest eine Erwähnung wert: Die gebundene deutsche Erstausgabe von „Hotel Magnifique“ beeindruckt nämlich nicht nur mit einem magischen Cover, sondern sogar mit einem passend farbig gestalteten Buchschnitt! Tatsächlich wird aber auch der Inhalt dieser aufwändigen Gestaltung gerecht. Emily J. Taylor entführt uns mit ihrem Romandebüt in eine Welt voller Magie und Geheimnisse.
Das Hotel Magnifique reist immer um Mitternacht an einen neuen Ort und ist angeblich der einzige Ort, an dem die sonst so gefürchtete Magie von den sogenannten Suminaires sicher ausgeübt werden kann. Als das Hotel eines Tages in der Hafenstadt Durc auftaucht, ergreift die junge Waise Jani gemeinsam mit ihrer kleinen Schwester Zosa die Chance, ihrem bisherigen Leben zu entfliehen. Zosa wird als Sängerin engagiert, und Jani gelingt es, als Dienstmädchen eingestellt zu werden. Doch schon in den ersten Tagen wird klar, dass die schillernde magische Welt des Hotels zahlreiche dunkle Geheimnisse birgt.
Die Gäste des Hotels vergessen nach ihrem Aufenthalt alles, was sie dort erlebt haben, die Angestellten dagegen verlieren die Erinnerung an ihre Heimat und ihre Angehörigen. Einzig Jani scheint davon ausgenommen, und als sie entdeckt, dass ihre Schwester bei den Auftritten im Salon d´Amusements in einen Vogel verwandelt und zwischendurch im Käfig gehalten wird, sucht sie verzweiflelt nach Antworten und einem Ausweg aus dem Hotel und macht sich damit den Maître Alastaire zum Feind. Aber in dem faszinierenden Bel, der mit seiner Magie das Hotel an andere Orte versetzen kann und dem obersten Dienstmädchen Beatrice findet sie Verbündete und entdeckt schließlich, dass auch sie selbst ein Geheimnis umgibt.
Die Geschichte spielt in einer fiktiven Welt, die der unseren in vorindustrieller Zeit ähnelt, und in der Menschen mit magischen Fähigkeiten ebenso bewundert wie gefürchtet werden. Als Leser erleben wir die Ereignisse aus der Perspektive der Hauptfigur Jani mit, die sich nicht nur mit äußeren Widrigkeiten, sondern auch mit ihren eigenen Gefühlen auseinandersetzen muss und im Laufe des Romans zusehend erwachsen wird. Es ist sehr spannend, sie auf ihrer magischen Reise zu begleiten und auch wenn nicht alle Wendungen gänzlich unerwartet sind, mochte ich das Buch bis zur letzten Seite doch kaum aus der Hand legen. Und am Ende bin ich neugierig, noch mehr über diese Welt zu erfahren, und hoffe, das Hotel Magnifique in Zukunft vielleicht noch auf weiteren Reisen begleiten zu können!