Der deutsche Autor Eric Berg widmet sich seit erfolgreich 2013 dem Genre des Kriminalromans und verlegt die Handlung seiner Bücher mit Vorliebe an die Ostseeküste. Aktuell veröffentlicht er mit „Die Toten von Fehmarn“ einen neuen Fall für die Journalistin Doro Kagel.
„Jan-Arne Asmus ist tot, und stell dir vor, er hat deinen Namen auf dem Totenbett geflüstert.“ Mit diesem Satz katapultiert Eric Berg nicht nur den Leser, sondern auch Doro mitten hinein in die Handlung. Jan-Arne gehörte zu einer Clique von Jugendlichen, mit denen Doro viele Jahre die Sommerferien auf Fehmarn verbrachte. Sein gewaltsamer Tod scheint im Zusammenhang mit Nachforschungen zum nie aufgelösten Mord an André Bolenda zu stehen, dessen Leiche von den Jugendlichen damals gefunden wurde. Als Doro nun nach Fehmarn zurückkehrt, muss sie sich nicht nur den Ereignissen aus ihrer Jugend stellen, sondern sich auch mit ihrer Mutter auseinandersetzen, zu der sie seit dem Tod ihres Bruders und dem folgenden Selbstmord ihres Vaters ein sehr gespaltenes Verhältnis hat. Zum Glück wird sie bei beidem von ihrem Ehemann Yim unterstützt, der nach der coronabedingten Aufgabe seines Restaurants über ausreichend freie Zeit verfügt.
Wie der Titel schon ahnen lässt, bleibt es auf der Insel nicht bei dem einen Toten. Die Morde an Bolenda und Jan-Arne scheinen im Zusammenhang mit weiteren ungeklärten Mordfällen aus verschiedenen Jahren zu stehen. Zudem spielt das „Geheimnisspiel“, bei dem die Jugendlichen in ihrem letzten Feriensommer nach reichlichem Alkoholgenuss anonym ihre dunkelsten Geheimnisse miteinander teilten, eine zentrale Rolle. Bei dem Versuch, all diese Zusammenhänge zu durchschauen und den oder die Mörder zu finden, stolpert Doro noch über einige weitere Leichen und gerät sogar selbst in Gefahr.
Die Handlung wird überwiegend aus der Ich-Erzähler-Perspektive von Doro selbst erzählt, so dass der Leser sehr unmittelbar ihre Nachforschungen und Gedanken miterlebt. Manche Passagen werden allerdings als allwissender Erzähler geschildert, und zwar jeweils eine aus der Sicht der anderen noch lebenden Mitglieder der damaligen Jugendclique, und einige aus der Sicht von Doros Mann Yim. Während erstere dem Leser einen Einblick in die Gedanken der Protagonisten erlauben, der Doro selbst verborgen bleibt, wirken letztere anfangs eher irritierend, tragen aber in der Schlussphase durchaus zur Spannung bei.
Eric Berg versteht es in diesem Roman hervorragend, vielschichtige Charaktere zu schaffen, Ereignisse aus verschiedenen Zeiten komplex miteinander zu verbinden und Spannung aufzubauen. Gleichzeitig erzählt er mit einer gewissen Leichtigkeit, die das Lesevergnügen noch steigert.
Obwohl „Die Toten von Fehmarn“ bereits der dritte Fall für Doro Kagel ist, kann man dieses Buch völlig unabhängig von den anderen lesen. Es werden zwar hin und wieder vorherige Fälle erwähnt, aber nur als Randbemerkung. Und es wird auch kein Wissen über die Journalistin vorausgesetzt, um den aktuellen Roman zu verstehen. Wer die anderen Bücher noch nicht kennt, wird aber durchaus neugierig auf Doros bisherige Abenteuer!