„Kann Liebe überdauern, wenn sie nicht sein darf?“ Anhand von vier Beispielen erzählt Autorin Evelyn Steinthaler von den Schicksalen prominenter Paare nach dem Verbot interkonfessioneller Liebesbeziehungen unter dem NS-Regime. Der Bogen zur Gegenwart ist schnell geschlagen, geht doch der Fremdenhass rechtspopulistischer Strömungen in eine ähnliche Richtung.
Zunächst gibt die Autorin einen Überblick zu Religion, Kultur und Politik in der NS-Zeit mit den antijüdischen Pamphleten, der Mär von der „Rassenschande“ und den Einschnitten im Kulturbereich. Danach stellt sie vier prominente Paare der NS-Zeit vor, deren Beziehung auf verschiedene Art und Weise durch das Naziregime beeinflusst wurde: Heinz Rühmann und Herta Feiler, Joachim Gottschalk und Meta Wolff, Kurt Weill und Lotte Lenya sowie Hansi Burg und Hans Albers. Alles Namen, die noch bis heute einen hohen Bekanntheitsgrad mit sich tragen.
Wie sind diese Menschen (privat und beruflich) mit den Verboten umgegangen? Haben sie sich gefügt? Haben sie versucht, durch ihre Prominenz einen Sonderstatus zu erreichen? Haben sie ihren jüdischen Partnern geholfen?
Die Autorin schildert die Lebensläufe der Protagonisten sehr objektiv, gibt aber auch Einblicke ins Innenleben. Der Umgang mit der Gefahr – die viele nicht als solche erkennen wollten – war ganz unterschiedlich: Joachim Gottschalk und Meta Wolff begingen Suizid. Heinz Rühmann trennte sich von seiner jüdischen Frau Maria Bernheim, sorgte aber für ihre Zukunft und heiratete – im Sinne des Regimes – Herta Feiler.
Es geht Evelyn Steinthaler nicht darum, zu bewerten. Die Schlüsse aus dem Geschehen zwischen Gefahr und Naivität überlässt sie dem Leser. Erst im Nachwort geht sie im Kapitel „Was ist aus uns geworden?“ auf den erneut aufflammenden Nationalismus ein und ruft dazu auf, Stellung zu beziehen und aktiv gegen den Rechtsruck zu handeln, bevor es wieder zu spät ist. Das Buch kann auf jeden Fall zu Herzen gehen und zum Nachdenken anregen.