Beth Hart ist inzwischen 47 Jahre alt und genießt die Sonnenseite des Lebens. Der große Erfolg des 2016 erschienenen Albums „Fire On The Floor“ hallte über Jahre nach: sie erhielt hervorragende Kritiken, verkaufte viele Einheiten und die Karten ihrer Konzerte in ehrwürdige Locations wie dem Ryman Auditorium sowie der Royal Albert Hall (von letzterem erschien vergangenes Jahr die triumphale Live-DVD) waren in kurzer Zeit vergriffen.
Damit hat die Rockröhre aus Los Angeles endgültig gezeigt, dass sie auch erfolgreich sein kann, ohne am Rockzipfel von Joe Bonamassa zu hängen. Sie ist einfach eine begnadete Sängerin und kann dies vor allem mit ihren Livemitschnitten immer wieder beweisen.
Das neue Album ist etwas ruhiger gehalten, dadurch aber nicht wirklich schwächer. „Bad Woman Blues“ haut als Opener richtig rein. Erst danach wird es ziemlich balladenlastig. Den Grund gibt sie selbst mit: „Die Dinge wurden gut, dann schlecht, besser und wieder schlechter. Auf ‚War In My Mind‘ widme ich mich vielen dieser Themen. Ich habe auf jedem Album, das ich bisher gemacht habe, die Wahrheit gesucht. Diesmal bin ich der Offenheit und Verletzlichkeit meines Lebens noch ein Stückchen nähergekommen: der Liebe, meiner Sucht, meiner bipolaren Störung, meinem Vater, meiner Schwester…“ Diese Offenheit – vor allem was Familie und Krankheit angeht – schlägt sich in den Lyrics nieder und ist äußerst beeindruckend.
Die Songs erzählen schonungslos ehrlich von den Höhen und Tiefen der letzten Jahrzehnte: von Beths Kindheit in den 70er Jahren in Los Angeles, in der sich bereits ihr musikalisches Talent und ihr unsteter Geist offenbarte. Von ihrer chaotischen Erziehung bis zum Verlust ihrer geliebten Schwester Sharon. Von ihren persönlichen Problemen und dem Leben, das ihr entglitt, als ihr in den 90er Jahren ihr Durchbruch mit einem Majorlabel bevorstand. Von der Zusammenarbeit mit Bluesrock-Maestro Joe Bonamassa bis zur Erlösung durch ihren Ehemann Scott und die Wiedergeburt, die sie durch die Kirche erfahren hatte.
Das Album wirkt als Ganzes und ist sehr homogen gehalten. Eine Frau, die den Blues hat und das zum Ausdruck bringen kann. Die verletzliche Seite von Beth Hart ist auch ihre schöne Seite. Den Kampf im Kopf hat sie definitiv gewonnen – und den Kampf um die Herzen ihrer Hörer wird sie ebenfalls gewinnen.
In 2020 wird es einige Deutschlandtermine geben. Mit diesem Album im Rücken, wird es ein Rock- und Bluesfest in den Arenen.