Colletti heißt eigentlich Jennifer Collet und stammt aus Saarbrücken. 25 Jahre Leben stecken in ihrem Debütalbum „Anything That Burns“. Einige Zeilen der insgesamt zehn Lieder reichen zurück bis ins 16. Lebensjahr der Singer-Songwriterin. Während sie mit dem Schreiben nie aufgehört hatte, hing die Gitarre mehr als ein Dutzend Jahre unbeachtet an der Wand. Erst mit der Corona-Pandemie fasste Jenny sich wieder Herz und Instrument, schrieb Lied um Lied und wagte schließlich erste Solo-Konzerte.
2022 veröffentlichte sie mit ihrer EP „Searching For Former Solace“ zum ersten Mal sechs Songs. Seither hat sie sich kontinuierlich ein wachsendes Publikum erspielt, und das nicht nur hierzulande, sondern auch in den USA und sogar in Kanada. Dort ist sie in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal auf dem Pouzza-Fest in Montreal zu Gast und kann ihr brandneues Album präsentieren. Und damit schließt sich ein Kreis: Das LP-Cover zeigt ein Foto von Collettis letztem Kanada-Urlaub, als sie 2023 erstmals auf dem Pouzza-Fest spielte und einen ausgiebigen Road-Trip mit Freunden daran anschloss. In einer Hütte im kanadischen Nirgendwo schrieb sie „Cabin In The Woods“, die erste Single-Auskopplung des Albums. Das Kaminfeuer, vor dem sie abends mit ihren Freunden zusammensaß, ziert nun die LP, passend zum Titel.
Natur, Reisen, Aufbruch und Abschied, Vertrauen und Freundschaft – das sind typische Themen, die Colletti in ihren Liedern aufgreift. Und sie tut das immer mit einer hörbaren Portion Melancholie. „Sad songs for happy people“ lautet ihr Disclaimer – und der kann auch zweifelsohne für „Anything That Burns“ so stehen bleiben. Sie selbst bezeichnet ihr Album als eine Art Ritualfeuer. „Mir ist erst zum Ende der Aufnahmen bewusstgeworden, dass nahezu jede Zeile ein Abschied ist – jede auf ihre eigene Art. Mal der Blick zurück auf ein Ereignis, das nach und nach verblasst, mal der Aufbruch in eine neue Zeit, mal ein Verlust, der nicht zu beschreiben ist. Oder mal die Brücke, über die ich nicht mehr gehen will. Das Coverfoto hatte ich bereits gemacht, bevor ich überhaupt auf den Gedanken kam, ein Album aufzunehmen. Es passte aber dann einfach perfekt, auch weil ich vieles, worüber ich all die Jahre geschrieben hatte, erst beim Aufnehmen so richtig losgelassen habe – rückblickend schon so, als hätte ich ein Feuer gelegt. Kein wütendes und zerstörerisches, sondern ein wärmendes und reinigendes. Ein orangefarbenes Stück Gelassenheit mit dem was war. Weil ich es nicht mehr ändern kann. Weil Kratzen und Beißen nicht hilft. Das war eine gute Erkenntnis.“
Fast alle Stücke sind melodische Akustik-Songs, bei denen sich Colletti an der Gitarre begleitet. Mit einer Ausnahme: auf „Hey Cousin“ ist ein weiblicher Shanty-Chor, „Die Hafenperlen“ aus Nordenham, zu hören. Ein stimmungsvoller Abschluss für ein hervorragendes Debüt, das Freund*innen von Heather Nova oder den Cranberries sicherlich gefallen dürfte.