Ferris & Sylvester sind ein Folkduo aus London – ein Gespann, das man sich merken muss. Issy Ferris und ihr Mann Archie Sylvester legen mit „Otherness“ bereits das zweite Album nach dem Debüt aus dem Jahr 2022 vor, das zu Recht mit dem Titel „UK Album of the Year“ bei den „UK Americana Awards“ ausgezeichnet wurde. Denn da geht die Reise hin: Elemente aus Folk, Rock, Country und Blues vermischen sich mit harmonischem Gesang und zeitweise psychedelischen Elementen zu einem einzigartigen Stilmix.
Alles ist selbst arrangiert, eingespielt, aufgenommen und auch noch produziert. Das Duo harmoniert auf brillante Art und Weise. Vor allem stimmlich ergänzen sich beide perfekt. Die ausdrucksstarke Stimme von Issy ist dabei raffiniert mit dem Harmonie-Gesang von Archie verwoben, der sich wiederum als exzellenter Gitarrist beweist. Dabei gibt es einige überraschende Wendungen in den Songs.
„Dark Side“ ist ein rockiger, nach vorn treibender Opener. „Imposter“ funktioniert als rhythmischer Kracher mit viel Groove. Lasziv und melancholisch kommt „Don’t Fall In Love With Me“ um die Ecke“. Für „End Of The World“ werden harmonische Streicher aufgefahren und führen den Track in epische Breite. Mystisch und psychedelisch singt Archie seine Leadvocals in „What’s It Gonna Take?“.
Sehr stark finde ich die akustische Ballade „Mother“ mit der eindringlichen Ansprache und Bitte eines Kindes an seine Mutter, den Vater zu verlassen, um ein besseres Leben zu haben. Ein genialer Song, den man nicht so schnell vergisst. Auch „Rain“ zeichnet nach einem fantastischen A-cappella-Intro sehr starke Bilder.
Mit Country-Instrumentarium finden sich beide in „Headache“ wieder zum perfekten Duo zusammen. Es folgen das beschwingte „The Performer“ und der glaubwürdige Abschluss „Love Is Real“, der nochmal alle Zutaten dieses großartigen Albums zusammenführt. Die beiden sind nur schwer in Schubladen zu packen, doch ihr aktuelles Album wirkt trotz aller musikalischen Variabilität wie aus einem Guss. Absolut empfehlenswert!