Die lange Pause zwischen „Warrior“ und „Rainbow“ hat Kesha hörbar gut getan. Ihre neue Musik erreicht zwar nicht den Innovationscharakter des Debüts „Animal“, aber sie ist wieder ganz die Alte, was ihre stimmlichen und songwriterischen Qualitäten angeht. Immerhin schreibt sie an allen Songs selbst mit, was in der Branche gewiss keine Selbstverständlichkeit ist.
Auf ihrem vierten Album „High Road”, dem Follow-Up zum Grammy-nominierten Longplayer „Rainbow”, präsentiert sich Kesha als Künstlerin auf einer vergnüglichen musikalischen Reise in Richtung Selbsterkenntnis. Für die Umsetzung ihrer musikalischen Ideen verpflichtete sie hierfür eine auserwählte Schar an Kollaborationspartnern, Songwritern und Produzenten, darunter John Hill, Dan Reynolds, Stuart Crichton, Jeff Bhasker, Drew Pearson, Brian Wilson, Sturgill Simpson, Nate Ruess, Justin Tranter, Stint, Wrabel und Pebe Sebert.
Die Bandbreite des Albums reicht von den himmlischsten Höhen bis hin zu emotionalen Tiefpunkten. Im Mittelpunkt des Ganzen steht dabei stets Keshas beherzt selbstbewusste Art, in Kombination mit brillanten „F**k Off“-One-Linern, Dancefloor Grooves und einigen Remindern, dass man Hatern nicht so viel Aufmerksamkeit schenken sollte. Auf einigen Rap-beeinflussten Songs zeigt sie ihre Skills als textliche Schnellfeuerwaffe, bei anderen Tracks wiederum kommen Folk-Elemente zum Tragen. Abgerundet wird „High Road“ mit einer Dream-Pop-Ode an die Freundschaft und einer nachdenklichen Ballade über das Aufwachsen ohne Vater.
Die zeitweise hysterische Gesangsstimme mitten in elektronischem Wirrwarr ist Keshas Markenzeichen – und das kommt auch nicht zu kurz, wenn ich Songs wie „Tonight“ und „High Road“ höre. Doch das ist nicht alles. „Raising Hell“ beginnt mit einem soften Piano-Intro, bevor es zum Clubtrack ausartet. Und der akustische „Cowboy Blues“ sowie hymnische Songs Marke „Tonight“ zeigen Keshas ganze Bandbreite und lassen sie (ähnlich wie zuletzt Lady Gag) sehr gereift klingen.
„Resentment“, die Kollaboration mit Sturgill Simpson, Brian Wilson & Wrabel, überzeugt mich ebenso wie das eindringliche „Father Daughter Dance“. Voller Herzblut präsentiert Kesha ein emotionales Album, das sie gefestigt in der Musikwelt zeigt. Gerne mehr davon!