Genau in diesem Ton – das ist es, was wir von Jennifer Rostock hören wollen. Mit ihrem fünften Album hat sich die Band um die umtriebige Frontfrau Jennifer Weist selbst übertroffen. Jeder Track ist ein Ohrwurm und prägt sich auch textlich hart in die Gehirnwindungen ein. Die letzten Studioalben aus den Jahren 2011 und 2014 waren in Ansätzen poppiger gehalten, doch diesmal geht es wieder deutlich mit starken Riffs und aggressiver Attitüde zur Sache. Ein Pendeln zwischen Punk und deutschsprachigem Hardrock. So lieben wir die Band aus Berlin, die ursprünglich von der Insel Usedom stammt.
Grob gesagt teilt sich „Genau in diesem Ton“ in zwei Hälften. Genau in der Albummitte findet sich der kurze Instrumentaltrack „Ebbe und Flut“, der in den ruhigeren Song „Deiche“ überleitet. Nachdem es auf der ersten Albumhälfte durchgehend in die Vollen ging, Jennifers aggressiv und laut vorgetragenen Vocals ganz weit vorne standen und ein wahres Riffgewitter auf den Hörer einprasselte, schleicht sich im zweiten Teil auch mal die ein oder andere Schein-Ballade ein. Nach den vollmundigen Statements der ersten sechs Tracks wird es hier bisweilen nachdenklicher.
Für mich ist „Genau in diesem Ton“ das perfekte Deutschrock-Album. Jennifer hat viel zu sagen und hält damit nicht hinterm Berg. „Uns gehört die Nacht“ wendet sich gegen Schickimicki und High Society, „Irgendwas ist immer“ gegen ewig maulende Zeitgenossen und „Neider machen Leute“ gegen vermeintliche No-Gos.
Zumeist herrschen rockige Elemente und eine stilistische Annäherung an die Neue Deutsche Welle vor. Manchmal überschlägt sich Jennifers Stimme fast in ihrer Wortgewandheit, doch das macht die Aussagen umso kraftvoller. In der zweiten Hälfte wird das Album zum Plädoyer für den Mut, in sich hinein zu hören, sich auszuprobieren, sich so zu lieben wie man ist, um es dann umso lauter herauszuschreien („Baukräne“, „I love you, but I’ve chosen Dispo“). Gerade der letzte Song des Albums zieht den Härtegrad nochmal ordentlich an.
Man kann die Band und ihre Frontfrau nur dafür bewundern, dass sie sich nicht verbiegen lassen und geradeheraus handeln – nicht nur was die Musik, sondern auch die persönlichen Statements in den sozialen Medien angeht. Der Anti-AFD-Song war ein hervorragendes Beispiel dafür, dass hier alles stimmig ist. „Genau in diesem Ton“ passt hervorragend in unsere Zeit. Maul halten? Auf keinen Fall!