Anfang September veröffentlichte die schottische Sängerin und Songwriterin mit den chinesischen Wurzeln ihr sechstes Studioalbum „KIN“. Dabei sah es zunächst gar nicht gut aus. Vor zwei Jahren dachte KT Tunstall schon, sie sei durch mit der Musik. „Ich war vollkommen ausgebrannt“, gibt sie zu. Daher zog sie nach Kalifornien, um fortan Filmmusik zu schreiben.
Was war passiert? Das Album „Invisible Empire / Crescent Moon“ im Jahr 2013 war gewiss kein Flop, doch seit dem Debüt „Eye To The Telescope“ war sie wohl auf der Suche nach einem eigenen Stil, der sich in vielen Veränderungen und Experimenten manifestierte.
Jetzt endlich scheint sie am Ende der Reise angekommen. Inspiration hat die Schottin dafür vor allem in Los Angeles gefunden, wo das gesamte Album aufgenommen wurde. „Das Album beinhaltet alles, was mich als Künstlerin ausmacht“, verrät KT Tunstall über ihr Werk. „Ich schreibe positive, kraftvolle Songs, die trotzdem Verletzlichkeit ausdrücken.“ Als erste Single aus „KIN“ wurde „Maybe It’s A Good Thing“ veröffentlicht.
Unverwechselbar wie immer ist KTs ausdrucksstarke Stimme, die je nach Thematik rauchig, melodisch, wütend oder melancholisch klingt. Besonders eindrücklich wirkt ihr Gesang bei den ruhigeren Stücken. Manchmal klingt sie wie Suzanne Vega zu ihrer besten Zeit – eindringlich und ausdrucksstark. Die Lyrics sind oft sehr vielschichtig und kaum beim ersten Hören zu deuten, und die Songs folgen selten nur dem vertrauten Muster von Strophe und Refrain.
Das Album bietet eine gute Mischung aus rockigen schnelleren Stücken, ruhigeren Folk-Balladen und einigem dazwischen. Beim ersten Hören sind zwar keine Songs dabei, die so direkt ins Ohr gehen wie ihre ersten Singles, aber auf jeden Fall eine Menge gute Musik. Und die wird mit jedem weiteren Hören besser und die einzelnen Stücke offenbaren ihre Feinheiten.
Das Album funktioniert als atmosphärisches Ganzes. Anscheinend hat sie die Entfernung von der schottischen Heimat gebraucht, um wieder zu ihren Wurzeln zurück zu finden. „KIN“ ist ein wundervolles britisches Songwriter-Album. Elf Songs voll Leidenschaft und musikalischer Energie.