Soll man überhaupt noch in der Bio von Fabian Römer nachlesen, wie sich der Künstler aus Braunschweig als Rapper und Songwriter entwickelt hat? Oder kann man es ganz dem aktuellen (und siebten) Album überlassen, uns diese Geschichte zu erzählen?
Vielleicht doch ein paar Eckdaten: Bereits mit zwölf Jahren war Fabian, der sich bei seinen ersten Releases noch F.R. nannte, online auf der Reimliga Battle Arena aktiv. Eine gute Schule, die zu ersten Aufnahmen, EPs, Alben und Mixtapes führte. 2010 stieg er mit „Wer bist du?“ erstmals in die Charts ein. Die Alben aus den Jahren 2011 und 2015 knackten die Top Ten.
Das neue Album ist von einem roten Faden durchzogen, den Fabien – wie er selbst sagt – erst recht spät bemerkt hat: Durch „L_BENSLAUF“ hinweg reflektiert Fabian Römer metaphorisch, was ihn zu dem Menschen und dem Mann macht, der er heute ist und auch, wie er mal war. Er rappt von der dauerhaft quatschenden Menschheit und singt von dem Zustand zwischen „nie wieder und für immer“. Konsequent einfache Poprefrains, nie banal aber eingängig, die durch fordernde und technisch anspruchsvolle Rapstrophen gebrochen werden.
Dabei überwiegt in den meisten Fällen die Poesie und er schafft mit seinen Stücken eine außergewöhnliche Atmosphäre. Die ironische Geschichte von „Sie redet im Schlaf“, das introvertierte „Bernsteinzimmer“, ein extrem nachdenkliches „32. Dezember“, das das eigene Sein in Frage stellt – damit nimmt er seine Hörer an die Hand und entführt sie in ganz eigene Bild- und Gedankenwelten.
Einen hohen Stellenwert nehmen auch die dialogischen Stücke mit Gästen wie Kaind, Valentine, toksi und Namika ein. Bildgewaltig und authentisch gibt Fabian jedem Track eine Geschichte mit, bis hin zum fröhlichen Gitarrenstück „Mr. Wilson“ und dem melancholischen „Bevor ich dich kannte“.
Um das Album rund zu machen, gibt es drei Skits, die es in Abschnitte einteilen und zugleich deutlich machen, dass man es nicht auseinander reißen sollte. Alles, was hier nebeneinander steht, funktioniert hervorragend: poetische Lyrics, emotionaler Gesang, fließende Rap-Passagen und filigrane Instrumentals. Bisher hatte ich Fabian Römer nicht auf dem Schirm, doch mit diesem Meisterwerk hat er mich sehr überrascht.