Auch auf ihrem fünften Album gelingt es Lindsey Stirling, sich wieder einmal selbst zu erfinden. Ziemlich schwierig, wenn man ein solches instrumentales Alleinstellungsmerkmal hat. Die E-Violine ist ihr Markenzeichen. Und dazu kommt die Show, die sie als junge Stargeigerin exorbitant zu vermarkten weiß. Ob es dabei auch Gesangseinlagen auf ihren Alben haben muss, bleibt dahingestellt. Es ist die Musik die zählt. Zunächst war Lindsey Puristin. Später kamen vermehr Vocals hinzu – von ihr selbst oder starken Gastsängerinnen. Mit dem neuen Werk rudert sie wieder ein Stück zurück und beschränkt sich auf zwei Features.
In hohem Maße von der Anime-Kunst inspiriert, erschuf Stirling ein albumübergreifendes Konzept rund um die Figur Artemis, die in der griechischen Mythologie als Göttin des Mondes gilt. Stirling erzählt die Geschichte der außergewöhnlichen Heldin, die den uns allen nur zu gut bekannten Kampf zwischen Licht und Schatten repräsentiert und zieht dabei Parallelen zu ihrem eigenen Leben, musste sie doch vor kurzem erst selbst in einer schmerzvollen dunklen Phase den Mut dazu aufbringen, sich wieder dem Licht zuzuwenden.
„Artemis“ bietet 13 Stücke im unverkennbaren Violine-meets-Elektro-Sound. An allen Songs hat Lindsey mitgeschrieben und bietet ein homogen gehaltenes Konzeptalbum, das eine musikalische Geschichte erzählt. Trotz der dramaturgisch zum Teil düsteren und stets emotionalen Geschichte herrscht eine optimistische Grundstimmung. Bestechend ist das schnelle Violinenspiel. Den Gesang würde ich persönlich nicht vermissen, auch wenn Amy Lee und Elle King einen gute Job machen.
Zur Zeit ist Lindsey auf großer Konzerttour und kann ihren Emotionen freien Lauf lassen – mit einem fantastischen Album im Hintergrund.