Wirkt schon ziemlich wie ein bedripster Ed Sheeran – dieser Countrymusiker im Holzfällerhemd, der als Comicfigur das Cover von Luke Combs CD „What You See Is What You Get“ ziert. Dabei hat er keinerlei Grund dazu: Auf der anderen Seite des Atlantiks stellt sein Debüt „This One’s For You“ seit knapp zweieinhalb Jahren einen Rekord nach dem anderen ein. Und drüben, im Mutterland der Country Music und des Country Rock, steht alles Kopf, wo immer der Country-Man der Stunde auftaucht.
Woran das liegt? Der Singer/Songwriter verkörpert derzeit wie kein anderer Country-Musiker eins der wichtigsten sozialen Grundmanifeste des alten Amerika: man kann schaffen was man will, wenn man nur hart genug dafür arbeitet. So veröffentlichte er noch als Schüler 2014 zwei selbst produzierte EPs. Enthalten war unter anderem der Song „Hurricane“, der sich zu einem iTunes- und Radiohit entwickelte. Sein Debüt stieg an die Spitze der Countrycharts und heimste zweifach Platin ein.
Nun also der zweite Longplayer mit 60 Minuten Länge! Ganze 17 Tracks, und an allen hat der rotbärtige Antiheld mitgeschrieben. „Beer Never Broke My Heart“ – diese Ironie gefällt mir sehr gut und erinnert (zwar nicht musikalisch aber inhaltlich) an die Gassenhauer der bierseligen Dimple Minds.
Alles in allem liefert das Album vor allem erdige und bisweilen emotionale Countryrocktitel. Zum Teil sind die Songs sehr rau und fast immer absolut authentisch in ihrer Aussage. Stücke wie „Even Though I’m Leaving“ und „Reasons“ gehen auch als starke Folksongs durch. „Moon Over Mexico“ wirkt als pathetische Hymne und Uptempo-Stücke wie „1, 2 Many“ machen es schwer, nicht zumindest mit den Füßen mitzuwippen.
Auch mit 17 Tracks inklusive der abschließenden Pianoballade „Better Together“ wirkt das Album sehr homogen und in sich schlüssig. Luke Combs erscheint seinen Fans wie der Kumpeltyp von nebenan. Das hat er mit Ed Sheeran gemein. Und sie folgen ihm von der Bar in jede große Arena.